The Medium
© Koch Films

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„The Medium“ // Deutschland-Start: nicht angekündigt

Inhalt / Kritik

In einer kleinen Gemeinde im Norden Thailands vermischen sich seit Jahrzehnten Aberglaube, Religion, Tradition und der Wille zu entkommen und in die großen Städte zu ziehen. Ein kleines Team von Dokumentarfilmer verschlägt es an diesen Ort, wo sie Nim (Sawanee Utoomma) interviewen wollen, die seit ihrer Kindheit behauptet, von der Gottheit Bayan besessen zu sein. Ihre Schwester Noi (Sirani Yanikittan) und deren Tochter Mink (Narilya Gulmongkolpech) wollen mit dem Aberglauben nichts zu tun haben und sehen sich im Jahr eher selten. Nun ist eine solche Gelegenheit gekommen, ein trauriger Anlass, denn Nois Ehemann ist gestorben und zur Beerdigung soll auch Nim anreisen, die bereits ein Böses ahnt. Ihre Warnungen und Versuche, mit ihr zu sprechen, werden jedoch von Noi abgelehnt, sodass Nim ihre Bedenken einzig und allein der Kamera des Filmteams anvertraut. Doch dann benimmt sich Mink auf einmal eigenartig, wird ausfallend und aggressiv gegenüber den Anwesenden, nur um wenig später wie aus einem Traum zu erwachen und sich an nichts zu erinnern. Während Nim bereits ihre Prophezeiungen bewahrheitet sieht, ereignen sich noch weitere Vorfälle. Nach wie vor schließt Noi aus, dass es sich bei dem Verhalten ihrer Tochter um etwas anderes handelt, als die Folgen ihres rücksichtslosen Verhaltens, ihrer Alkoholsucht und der nicht überwundenen Trauer um ihren Vater, doch Nim wie auch Minks Onkel Manit (Yasaka Chaisorn) sehen mittlerweile eine andere Ursache.

Ein neuer Typ Horrorfilm

Seit seinem Regiedebüt Shutter, welches er zusammen mit seinem Regiekollegen Parkpoom Wongpoom inszenierte, gehört der Thailänder Banjong Pisanthanakun zu einer festen Größe bei Genrefilmfesten. Von daher war seine lang angekündigte neueste Regiearbeit The Medium, die bereits auf dem HARD:LINE Film Festival 2022 lief, von vielen Fans sehnsüchtig erwartet und entpuppte sich schließlich zu einem Kinoerfolg in Südkorea wie auch einem Festivalliebling. Auf dem Bucheon International Fantastic Film Festival wurde The Medium mit dem Bucheon Choice Award ausgezeichnet.

In einem Interview mit der Zeitung The Korea Herald beschreibt Pisanthanakun, dass es schwierig sei, in der heutigen Zeit, in der Horrorfilme immer berechenbarer zu werden scheinen, das Publikum noch zu erschrecken. Nur wenige Filme, wie beispielsweise Na Hong-jins The Wailing – Die Besessenen würden dieses Kunststück noch schaffen, was nicht zuletzt erklärt, warum der Koreaner auch als Produzent bei The Medium fungiert. Die Nähe zu The Wailing fällt im Falle von The Medium durchaus auf, bezieht sich Pisanthanakun genauso auf Aspekte wie Aberglauben und Moderne und nimmt eine in sich zerstrittene Familie als Ausgangspunkt für den Horror, der sich schon bald einstellt. Darüber hinaus greift The Medium auf die Ästhetik des found footage-Horror zurück, welcher der Geschichte eine Direktheit verschaffen soll sowie eine Intensität, was bei einigen Szenen, insbesondere in dem starken Finale durchaus der Fall ist. Inwiefern es sich bei The Medium jedoch um jene neue Art Horrorfilm handelt, die der Regisseur in dem bereits genannten Interview verspricht, sei mal dahingestellt.

Ein schreckliches Erbe

Interessant ist an The Medium die Idee der Familie, in der sich der Konflikt zwischen Aberglaube und Moderne sowie Pflicht und Neigung zeigt. Im Verlauf der Handlung werden dem Zuschauer immer neuen Einzelheiten über die Familie, speziell die Beziehung der beiden Schwestern gegeben, warum die eine sich gegen ihr Erbe als Schamanin entschieden hat und wie die andere durch eben jenes geprägt wurde. In diesem Zusammenhang fällt jedoch vorwiegend Narilya Gulmongkolpechs als Mink positiv auf, deren Schicksal und de langsamen Wandlung sich der Film sehr lange widmet, auch wenn nicht immer ersichtlich ist, warum gerade jetzt Kameras auf die junge Frau gerichtet sind oder warum die Kameraleute bei gewissen Momenten nicht schon lange die Flucht ergriffen haben. Bei einem Horrorfilm ein Problem mit der Plausibilität mancher Ereignisse und Handlungen zu haben, mag ein Luxusproblem sein, doch im Falle von The Medium wird dies bisweilen auf die Spitze getrieben.

Genauso faszinierend ist, wie Pisanthanakun in die Traditionen dieses Bereichs Thailands eintauchen und gerade in der Exposition zeigen, wie eine Schamanin wie Nim in die Dorfgemeinde integriert ist und welche Rolle sie einnimmt. Als Zuschauer taucht man ein in diese Welt, in der Götterglaube wie auch Rituale noch eine besondere Rolle spielen, was nicht bloßes Dekor ist in The Medium, sondern sinnvoll in die Handlung integriert wurde.

Credits

OT: „Rang Song“
Land: Thailand, Südkorea
Jahr: 2021
Regie: Banjong Pisanthanakun
Drehbuch: Chantavit Dhanasevi, Na Hong-jin
Musik: Chatchai Ponhprapaphan
Kamera: Naruphol Chokanapitak
Besetzung: Narilya Gulmongkolpech, Sawanee Utoomma, Sirani Yankittikan, Yasaka Chaidorn, Boonsong Nakphoo

Bilder

Trailer

Filmfeste

Sitges 2021
Hard:Line Festival 2022

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The Medium
Fazit
„The Medium“ ist ein Horrorfilm, der seine Geschichte um Aberglaube und Exorzismus mittels der Ästhetik des found footage-Subgenres erzählt. Banjong Pisanthanakun ist ein effektvoller und durchaus faszinierender Film gelungen, der durch seine Darsteller ebenso überzeugt wie auch die Welt, die er zeigt. Für Genrefans ist „The Medium“ durchaus eine Sichtung wert.
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