Polizeiruf 110 Seine Familie kann man sich nicht aussuchen TV Fernsehen Das Erste ARD Mediathek
© NDR/Christine Schroeder/Manju Sawhney

Polizeiruf 110: Seine Familie kann man sich nicht aussuchen

Polizeiruf 110 Seine Familie kann man sich nicht aussuchen TV Fernsehen Das Erste ARD Mediathek
„Polizeiruf 110: Seine Familie kann man sich nicht aussuchen“ // Deutschland-Start: 24. April 2022 (Das Erste)

Inhalt / Kritik

Als die Polizei die Leichen entdeckt, steht sie vor einem Rätsel. Wer könnte die alleinerziehende Mutter so brutal getötet haben? Und was hatte deren querschnittsgelähmter Sohn von allem noch mitbekommen? Katrin König (Anneke Kim Sarnau) übernimmt daraufhin die Ermittlungen. Dabei befragt sie einerseits Jens Sommer (Paul Ahrens), den Ex-Ehemann der Toten. Aber auch das befreundete Paar Jule (Susanne Bormann) und Holger Genth (Jörn Knebel), das sich um die Pflegekinder Emma Pettke (Paraschiva Dragus) und Max Wagner (Alessandro Schuster) kümmert, ist von Interesse. Kompliziert wird es, als Max spurlos verschwindet und dafür die Kommissarin Melly Böwe (Lina Beckmann) aus Bochum anrückt …

Ein besonderer Einstieg

Es gehörte sicher zu den Großereignissen des deutschen Fernsehjahres 2022, zumindest für Krimifans: Mit Keiner von uns schied Charly Hübner nach mehr als zwei Jahrzehnten und zwei Dutzend Filmen aus dem Polizeiruf 110 aus. Damit war eine Ära der Sonntagabendunterhaltung vorbei, die im Vorfeld auch kräftig medial aufgebauscht wurde. So wurde der Presse das Ende der Geschichte vorenthalten, in der Hoffnung, damit richtig viel Neugierde zu wecken. Was mag da alles passieren, dass niemand vorher davon vorher erfahren darf? Ganz so wild wurde es dann zwar nicht. Dennoch, die Neugierde war groß, wie es mit dem Rostocker Team weitergehen würde. Umso mehr als bekannt wurde, dass Hübners Nachfolge in Seine Familie kann man sich nicht aussuchen seine Ehefrau Lina Beckmann antreten würde – in der Rolle seiner Halbschwester.

Das klingt alles ein bisschen verschwurbelt und Meta, ein Insider Gag, der etwas bedeuten könnte – oder auch nicht. Momentan läuft es auf Letzteres hinaus. Zumindest beim ersten Fall spielen diese persönlichen Verwicklungen keine wirkliche Rolle. Man hätte auch eine x-beliebige Kollegin nehmen können, ohne dass es einen Unterschied gemacht hätte. Überhaupt ist Polizeiruf 110: Seine Familie kann man sich nicht aussuchen, der 397. Fall der ARD-Krimireihe, ein bisschen umständlich konstruiert. Die Verbindungen zwischen den einzelnen Figuren gehen da schon über Bande. Manches wird wenig überzeugend erklärt. Einiges sogar gar nicht. Man darf hier deshalb keine übermäßig großen Ansprüche an Punkte wie Plausibilität stellen. Oder Alltagsnähe: Da wurden schon sehr ungewöhnliche Schicksale bemüht.

Zu viel gewollt

Auch das mit der Kohärenz ist so eine Sache. Bei der Suche nach dem Mörder oder der Mörderin wird bei Polizeiruf 110: Seine Familie kann man sich nicht aussuchen alles zusammengeworfen, was Drehbuchautor Florian Oeller wohl spontan eingefallen ist. Das ist überraschend viel. So glänzte sein Skript zum feministischen Selbstjustiz-Amoklauf Sabine vor rund einem eigentlich nicht mit originellen Einfällen, sondern vor allem die ausdrucksstarke Verkörperung durch Luise Heyer. Gemeinsam ist den zwei Filmen jedoch ein großer Fokus auf die Frauenfiguren, verbunden mit wenig schmeichelhaften Männerbildern. Nicht nur, dass von nun an zwei Polizistinnen das Sagen haben. Auch bei den Figuren der Episode selbst sind es in erster Linie die Frauen, die irgendwie hervorstechen. Sieht man einmal von dem kaputten Pflegesohn Max ab haben die Männer keine nennenswerten Eigenschaften.

Schauspielerisch ist das dafür alles durchaus gut, da sind schon einige recht intensive Szenen dabei, die einen nicht loslassen und den Drang größer werden lassen, sich in Zukunft vielleicht doch von Menschen fernzuhalten. Die ungleichen Protagonistinnen, die sich irgendwie zusammenraufen müssen, machen außerdem Lust auf weitere Fälle. Bei denen sollte dann aber ein besseres Drehbuch vorliegen als bei Polizeiruf 110: Seine Familie kann man sich nicht aussuchen. Im Rahmen der mitunter stark schwankenden Qualität der Reihe ist das hier schon solides Mittelfeld, was für viele genug sein dürfte. Ein Einstand nach Maß ist der erste Fall mit Böwe aber nicht gerade. Da ist inhaltlich schon noch Luft nach oben.

Credits

OT: „Polizeiruf 110: Seine Familie kann man sich nicht aussuchen“
Land: Deutschland
Jahr: 2022
Regie: Stefan Krohmer
Drehbuch: Florian Oeller
Musik: Cristopher Colaço, Philipp Schaeper
Kamera: Carol Burandt von Kameke
Besetzung: Anneke Kim Sarnau, Lina Beckmann, Uwe Preuss, Andreas Guenther, Josef Heynert, Alessandro Schuster, Susanne Bormann, Jörn Knebel, Paraschiva Dragus

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Polizeiruf 110: Seine Familie kann man sich nicht aussuchen
Fazit
„Polizeiruf 110: Seine Familie kann man sich nicht aussuchen“ ist der erste Fall des neu besetzten Rostocker Teams, dieses Mal als reines Frauen-Duo. Schauspielerisch ist das gut. Inhaltlich ist der Krimi um eine ermordete alleinerziehende Mutter aber schon überfrachtet und dazu noch bemüht konstruiert.
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