La leggenda del pianista sull’Oceano Die Legende vom Ozeanpianisten
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Die Legende vom Ozeanpianisten

Inhalt / Kritik

La leggenda del pianista sull’Oceano Die Legende vom Ozeanpianisten
„Die Legende vom Ozeanpianisten“ // Deutschland-Start: 23. September 1999 (Kino) // 4. Oktober 2000 (DVD)

Der Trompeter Max Tooney (Pruitt Taylor Vince) muss notgedrungen seine Trompete verkaufen, spielt aber noch ein letztes Stück auf seinem Instrument. Als der Musikhändler (Peter Vaughan) Max’ Abschiedsstück erkennt, erzählt ihm Max die Geschichte dieses Stücks und dessen Komponisten. Er erzählt die Legende vom Ozeanpianisten, einem virtuosen Pianisten (Tim Roth), den Max an Bord eines Kreuzfahrtschiffes kennenlernt. Der Mann, der am Neujahrstag des Jahres 1900 von einigen Arbeitern auf dem Schiff gefunden und aus diesem Grund nur Neunzehnhundert genannt wird, wird schnell zum Pianisten des Schiffes und verbringt Tag um Tag auf diesem Schiff. Tatsächlich verlässt er das Schiff kein einziges Mal und lernt die Welt nur durch Gäste des Schiffes kennen. Doch auch bei vielen Begegnungen bleibt die Frage, wird er das Schiff eines Tages verlassen?

Reine Magie

Das, was an Die Legende vom Ozeanpianisten am meisten beeindruckt, ist die bildliche und tonale Umsetzung. Regisseur Giuseppe Tornatore arbeitet mit großen, detailverliebten Sets, einer tollen Kameraarbeit und beeindruckenden Montagen. Dabei erschafft er eine Welt der unmöglichen Möglichkeiten. So gibt es Szenen, in denen das rollende Piano sich durch das Schwanken des Schiffs im Wellengang im Takt des Stücks, das auf ihm gespielt wird, bewegt oder Neunzehnhundert plötzlich vier Hände bekommt, weil er so schnell und virtuos spielt. Der Film entfaltet eine unfassbar magische Wirkung und arbeitet mit einer umwerfenden Atmosphäre.

Nicht zu verschweigen dafür ist die Musik. Großmeister Ennio Moricone untermalt das märchenhafte Geschehen, mit einem Soundtrack, der nur von ihm stammen kann. Gerade die zentrale Rolle, die dieser auch für die Handlung einnimmt, ist wirklich beeindruckend. Die Legende vom Ozeanpianisten verneigt sich vor Musik, wie es Tortunares Cinema Paradiso vor dem Kino tut. Tortunaro erschafft hier eine Freude und Lebensenergie, die den Film entscheidend trägt. Denn viel mehr wird für eine lange Zeit nicht geboten. Für eine ganze Weile gibt es keinen Konflikt, kein Ziel und der Film läuft nur vor sich hin. Zwar fängt sich das gegen Ende, aber gerade die Mitte, die von den Begegnungen Neunzehnhunderts mit verschiedenen Gästen des Schiffes lebt, leidet an der Mittelmäßigkeit dieser. Einzig die Begegnung mit Star-Pianist Jelly Roll Morton (Clarence Williams III) ist ein richtiges Highlight und weckt beste Erinnerungen an Amadeus.

Das Ende des Märchens

Die Inszenierung, Musik und schlichtweg die Atmosphäre verwandeln Die Legende vom Ozeanpianisten in ein waschechtes modernes Märchen. Dabei steht klar eine Romantisierung der Handlung im Vordergrund. Probleme des Proletariats oder Rassismus scheint es nicht zu geben. Vielmehr sehen wir hier eine Wunschwelt, die das fantastische hervorhebt und begrüßt, sich wahre Probleme wegwünscht, anstatt sie aufzuarbeiten. Das könnte man jetzt kritisieren, aber besonders ist, wie Die Legende vom Ozeanpianisten zu sich selbst und weiter fassend auch zum Märchen an sich steht. Denn was lange Zeit untergeht, ist, dass es hier so wirkt, als verabschiede sich der Film von dem, was ihn ausmacht. Er zelebriert seine Form, zeigt aber genauso, dass seine Zeit abgelaufen ist.

Dabei stellen Neunzehnhundert und seine Gründe, das Schiff nicht zu verlassen, selbst eine Allegorie auf das Märchen in der Moderne dar. Die Welt entwickelt sich weiter, Neunzehnhundert und mit ihm das Märchen können dies nicht, sind an das Schiff gebunden. Entsprechend müssen wir uns, so schwer es auch fallen mag, vom Märchen verabschieden. Es war schön, solange es blieb, aber es hat seinen Zenit überschritten und ist ein Relikt einer vergangenen Zeit. Eine Flucht in eine andere Welt, anstatt sich mit der unseren zu befassen. Tortunare verabschiedet sich vom Märchen voller Sehnsucht, aber er tut dies im ganz großen Stil.

Ode ans Geschichtenerzählen

Die Legende vom Ozeanpianisten lässt uns aber nicht so destruktiv zurück, sondern erinnert uns vielmehr daran, dass nur weil das Märchen ausgestorben ist, das Geschichtenerzählen sein Ende noch lange nicht gefunden ist. Das Geschichtenerzählen hört niemals auf und schafft es sich immer neu zu erfinden, auch wenn es sich dabei wandelt. Trotzdem oder vielleicht gerade deshalb ist es eines der höchsten menschlichen Güter. Das wird auch darin sichtbar, welche Rolle die Geschichte in der Geschichte einnimmt. Ein Hoch auf das Geschichtenerzählen!

Credits

OT: „La leggenda del pianista sull’Oceano“
Land: Italien
Jahr: 1998
Regie: Giuseppe Tornatore
Drehbuch: Giuseppe Tornatore
Musik: Ennio Morricone, Amedeo Tommasi
Kamera: Lajos Koltai
Besetzung: Tim Roth, Pruitt Taylor Vince, Mélanie Thierry, Bill Nunn, Gabriele Lavia, Clarence Williams III, Peter Vaughan

Trailer

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Mit "Die Legende des Ozeanpianisten" liefert Regisseur Giuseppe Tornatore einen sehr erwachsenen Film, der noch ein letztes Mal großes Kino sein möchte. Die beeindruckenden Sets und die tolle Musik helfen dennoch nicht vollständig darüber hinweg, dass der Film sich gerade in der Mitte etwas verliert. Trotzdem kann er dies durch ein gelungenes Ende und einen interessanten Ansatz der Selbstreflexion rund zu Ende führen.
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