Effigie – Das Gift und die Stadt
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Effigie – Das Gift und die Stadt

Inhalt / Kritik

Effigie Das Gift und die Stadt
„Effigie – Das Gift und die Stadt“ // Deutschland-Start: 20. Januar 2022 (Kino)

Bremen, 1828: Als Cato Böhmer (Elisa Thiemann) ihre Stelle als Protokollantin im Dienst des Untersuchungsrichter Senator Droste (Christoph Gottschalch) antritt, hat sie mit einiger Skepsis zu kämpfen. Eine Frau in der Position? Das hat es ja noch nie gegeben. Doch davon lässt sich die junge Frau nicht beeindrucken. Sie verfolgt auch weiterhin das Ziel, eines Tages als Juristin arbeiten zu dürfen. In der Zwischenzeit müssen sich die beiden jedoch mit einem rätselhaften Fall befassen. So wurden an Lebensmitteln Giftspuren entdeckt. Was eine reine Unachtsamkeit gewesen zu sein scheint, stellt sich bald als heimtückischer Mord heraus. Immer mehr Menschen fallen dem unbekannten Täter zum Opfer. Und auch die Witwe Gesche Gottfried (Suzan Anbeh) könnte in Lebensgefahr schweben und die nächste sein …

Die Geschichte einer berüchtigten Serienmörderin

Bücher, Theaterstücke, sogar eine Oper und ein Theaterstück: Viele haben sich des Lebens von Gesche Gottfried angenommen und erzählten auf ihre jeweilige Weise von der Serienmörderin, die vor rund zweihundert Jahren ihr Unwesen trieb. Noch bevor Leute wie Charles Manson, Jeffrey Dahmer oder Ted Bundy zu Ikonen wurden, die ein entsprechendes Publikum faszinierten, beschäftigte sie die Fantasie zahlreicher Menschen. Dabei war es nicht nur die Diskrepanz zwischen dem unscheinbaren, freundlichen Äußeren und ihren grausigen Taten, welche die Leute fesselte. Sie tötete zudem vorrangig Leute aus ihrem engsten Kreis, ohne dass ein erkennbares Motiv vorlag. Tatsächlich ist bis heute nicht geklärt, was genau die Bremerin seinerzeit dazu veranlasste.

Auch Effigie – Das Gift und die Stadt hat keine wirkliche Antwort auf diese Frage zu bieten. Tatsächlich wartet Regisseur und Co-Autor Udo Flohr auch eine ganze Weile, bevor er überhaupt verrät, dass die von vielen geschätzte Witwe hinter den Morden steckt. Anders als andere filmische Mörder-Porträts wie My Friend Dahmer oder Extremely Wicked, Shockingly Evil and Vile, welche sich mit den Taten und den Tätern auseinandersetzen, wird das hier als Geheimnis verkauft. Zumindest teilweise ist der Film wie ein Krimi inszeniert, wenn Spuren nachgegangen wird und die Polizei nach einer Auflösung sucht. Für das Publikum funktioniert das aber höchstens, wenn es nicht weiß, wer Gottfried ist. Und selbst dann wird man derart stark auf die Erklärung gestoßen, dass es nicht wirklich unter Spoiler fällt, das Ergebnis vorwegzunehmen.

Bekenntnis zum Feminismus

Dass es länger dauert, bis die mörderische Katze aus dem Sack ist, hängt auch maßgeblich damit zusammen, dass Flohr ein ganz anderer Aspekt wichtig ist. So ist es gar nicht so sehr Gottfried, die im Mittelpunkt steht, sondern die junge Böhmer. Diese muss sich in einer von Männern dominierten Welt durchsetzen, wo schon etwas Selbstverständliches wie ein Studium Frauen vorenthalten wird. Sie selbst denkt aber nicht daran, sich da unterordnen zu müssen, sondern gibt gern Contra. Effigie – Das Gift und die Stadt hat da schon deutlich feministische Tendenzen, die mit dem Fall an sich kaum etwas zu tun haben. Der Film wirkt an diesen Stellen auch so, als sei er eigentlich der Auftakt einer Serie, bei der die Protagonistin jede Folge mit einem anderen Verbrechen konfrontiert wird.

Das ist Stärke und Schwäche zugleich. Auf der einen Seite macht es schon irgendwie Spaß, mit der Aushilfsdetektivin unterwegs zu sein, während sie das Rätsel zu lösen versucht und wie offensichtliche Vorbilder der Kriminalgeschichte zu kombinieren beginnt. Aber es ist eben auch unbefriedigend, wie sehr Gottfried durch diese Perspektive auf Distanz bleibt. Effigie – Das Gift und die Stadt versucht zwar aus dem gemeinsamen Geschlecht der beiden auch ein Verständnis für die Lage der anderen abzuleiten. Beide haben schließlich unter einer Männerwelt zu leiden. So richtig griffig wird das aber nicht, da bleibt vieles ein bisschen vage. Trotzdem: Das Debüt von Flohr hat seine stimmungsvolle Momente, gerade auch wenn man bedenkt, wie wenig Geld ihm hierfür zur Verfügung stand. Wirklich viel schlauer ist das Publikum nicht, was die Geschichte der Serienmörderin angeht. Sehen lassen kann sich das Krimidrama jedoch durchaus.

Credits

OT: „Effigie – Das Gift und die Stadt“
Land: Deutschland
Jahr: 2019
Regie: Udo Flohr
Drehbuch: Peer Meter, Udo Flohr, Antonia Roeller
Musik: Nic Raine
Kamera: Thomas Kist, Jean-Pierre Meyer-Gehrke, Auke Dijkstra, Julia Arif
Besetzung: Suzan Anbeh, Elisa Thiemann, Christoph Gottschalch, Roland Jankowsky, Uwe Bohm, Marc Ottiker

Bilder

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„Effigie – Das Gift und die Stadt“ erinnert an die berüchtigte Giftmörderin Gesche Gottfried, die bis heute Rätsel aufgibt. Daran wird der Film nichts ändern, nicht zuletzt weil er sich lange mit der anderen weiblichen Hauptfigur befasst, die in dem Fall ermittelt. Das Ergebnis ist etwas gemischt, reicht aber für einen soliden, feministisch eingestellten Krimi mit historischem Bezug.
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