Das Lied des toten Mädchens
© ARD Degeto/Frank Dicks

Das Lied des toten Mädchens

Inhalt / Kritik

Das Lied des toten Mädchens
„Das Lied des toten Mädchens“ // Deutschland-Start: 6. November 2021 (Das Erste)

Für die investigative Journalistin Stefanie „Mütze“ Schneider (Lara Mandoki) ist es die Chance, mal eine richtig große Story abliefern zu können. Wie oft findet man schon eine nackte Männerleiche, neben der eine Spieluhr läuft? Letztere bringt ihren Kollegen Jan Römer (Torben Liebrecht) auf eine wichtige Spur, schließlich erinnert ihn das Lied an einen 25 Jahre zurückliegenden Fall. Damals war es die Abiturientin Sonja Risse (Johanna Hens), die in einem Wald ermordet aufgefunden wurde. Und so beschließen die beiden nach Winzberg zu reisen, dem Schauplatz des ersten Mordes, und den seinerzeit ungelösten Fall noch einmal neu aufzurollen. Einfach ist das nicht, denn vor Ort scheint niemand Interesse daran zu haben, sich noch einmal mit der Angelegenheit zu befassen …

Ein nicht ganz glaubwürdiger Einstieg

Eigentlich sollte man meinen, dass bei den Dutzenden an Krimireihen, die im öffentlich-rechtlichen Fernsehen parallel laufen, irgendwann alle Sendeplätze schon vorbelegt sind. Offensichtlich nicht. Mit Das Lied des toten Mädchens geht nun eine weitere Geschichte an den Start, bei dem es um die Jagd auf einen Mörder geht. Und die Frage, wer für das Verbrechen überhaupt verantwortlich ist. Ausgedacht hat sich diese der Autor Linus Geschke, der mit seinen Romanreihen um den Journalisten Jan Römer und den Ex-Polizisten Alexander Born eine treue Fangemeinde erarbeitet hat. Ob dies auch für die Adaption seines gleichnamigen Buches gilt, der eigentlich dritte Fall von Römer, das bleibt abzuwarten. Stimmungsvoll ist der Auftakt aber schon.

Der Anfang des Films macht auf jeden Fall neugierig. Dass dieser den Fund einer Leiche beschreibt, gehört noch zum Standard des Genres. Da muss praktisch immer irgendjemand tot sein, damit die Geschichte loslegt. Wenn diese Leiche aber entkleidet ist und jemand eine Spieluhr daneben gelegt hat, dann ist das durchaus etwas ungewöhnlicher. Der Sprung vom aktuellen zum alten Fall ist dabei aber recht konstruiert. Sich 25 Jahre später spontan an die damalige Melodie zu erinnern, das muss man schon glauben wollen. Auch später legt Das Lied des toten Mädchens nicht so den wahnsinnig großen Wert auf Glaubwürdigkeit. Sowohl bei den Ermittlungen wie auch dem Verhalten der Figuren sollte man das eine oder andere Auge zudrücken wollen.

Geheimnisvoll-undurchsichtige Atmosphäre

Andererseits: Es wäre schon schade, wenn die Augen geschlossen sind. Denn das würde bedeuten, die stimmungsvollen Aufnahmen der Gegend nicht genießen zu können. Natürlich ist es nicht unbedingt originell, einen Kriminalfall in einer abgelegenen Waldgegend spielen zu lassen. Kaum ein Schauplatz ist vergleichbar gut dazu geeignet, eine düstere Geschichte mit ganz vielen Geheimnissen zu erzählen. Außerdem ist man bei Das Lied des toten Mädchens nicht übermäßig subtil, wenn es um die Inszenierung geht. Regisseur Felix Herzogenrath (Der Usedom-Krimi: Entführt) hat schon eine offensichtliche Vorliebe dafür, überall Nebel herbeizuzaubern. Aber es funktioniert. Er erschafft damit eine geheimnisvoll-undurchsichtige Atmosphäre mit leicht mystischem Einschlag. Nicht ganz ohne Grund sind die Leute dort betont abergläubisch.

Römer und Schneider sind da natürlich anders. Das Lied des toten Mädchens nutzt an der Stelle das immer wieder gern verwendete Motiv der Stadtmenschen, die es in eine abgelegene Gegend verschlägt, bei der alle irgendwie mundfaul und eigen sind. Eine in sich geschlossene Welt, die allem misstraut, was von außen kommt. Darüber hinaus bemüht sich der Krimi, den beiden noch etwas Kontur zu verleihen. Vor allem Römers familiären Probleme nehmen einen erstaunlich großen Raum ein, unterbrechen immer wieder den Fall. Da merkt man dann doch, dass der Journalist für eine ganze Reihe angelegt ist und man hier etwas aufbauen wollte. Grundsätzlich ist dagegen auch nichts einzuwenden, die zwei sind sympathisch gespielt.

Solide mit Luft nach oben

Der Fall an sich ist dabei jedoch weniger vielversprechend für weitere Teile. Selbst wenn man über die angesprochene eher geringe Glaubwürdigkeit hinwegsieht, ist Das Lied des toten Mädchens nicht unbedingt das große Krimi-Highlight. Formal erfüllt der Film die Anforderungen, die man ein solches Werk hat. Es gibt eine Reihe verdächtiger Leute, einen mysteriösen Fall und die Ahnung, dass da im Hintergrund noch sehr viel mehr wartet. Die eigentliche Auflösung ist aber eher ernüchternd. Das sah zwischenzeitlich spannender aus, als es am Ende ist. Aufgrund des stimmungsvollen Settings, in dem man sich als Zuschauer und Zuschauerin gerne verirrt, sticht die ARD-Produktion schon noch in dem Überangebot von TV-Krimis hervor. Nur eben nicht so sehr, wie man sich das hier hätte wünschen dürfen.

Credits

OT: „Das Lied des toten Mädchens“
Land: Deutschland
Jahr: 2021
Regie: Felix Herzogenrath
Drehbuch: Anna Tebbe
Vorlage: Linus Geschke
Musik: Dominik Giesriegl
Kamera: Stephan Wagner
Besetzung: Torben Liebrecht, Lara Mandoki, Kais Setti, Michael Specht, Dirk Borchardt, Peter Davor, Nadja Becker, Franziska Arndt

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„Das Lied des toten Mädchens“ beginnt mit einem bizarren Mord, bevor anschließend die Spurensuche in einer abgelegenen Waldgegend weitergeht. Der wenig subtil, aber doch stimmungsvoll inszenierte Schauplatz gefällt, die Jagd auf einen Mörder führt gleich in mehrfacher Hinsicht in den Nebel. Der Fall an sich kann das anfängliche Versprechen dafür nicht so ganz einlösen.
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