Halloween Kills Interview Cody Carpenter
© Sophie Gransard

Cody Carpenter [Interview]

Cody Carpenter ist ein US-amerikanischer Musiker und Komponist. Nachdem er bereits früh ein Interesse für Musik gezeigt hatte, bekam er bei den Filmen John Carpenter’s Vampires und Ghosts of Mars erste Gelegenheiten, an der Filmmusik mitzuwirken. Zusammen mit seinem Vater, dem bekannten Regisseur John Carpenter (Halloween, Das Ding aus einer anderen Welt), sowie Musikerkollege Daniel Davies hat er neben den Soundtracks für die Projekte seines Vaters auch an den Lost Themes-Alben mitgewirkt, welche die Kompositionen und musikalischen Themen John Carpenters weiterdenken und sich großer Beliebtheit erfreuen. Mit seinem Vater und Davies ging Cody deshalb schon mehrfach auf Tour.

Neben diesen Tätigkeiten ist Cody Carpenter auch als Solokünstler tätig. 2018 kam mit Cody Carpenter’s Interdependence sein erstes Solo-Album heraus, welches sich musikalisch dem Progressive Rock zuordnen lässt. Darüber hinaus brachte er unter den Namen Ludrium einige Musikstücke heraus, die man auf seiner YouTube-Seite anhören kann und die sich mehr in Richtung Synthwave und Synth-Pop orientieren.

Wie schon für David Gordon Greens Halloween (2018) steuerten John und Cody Carpenter zusammen mit Daniel Davies auch den Soundtrack zu dessen Fortsetzung Halloween Kills bei, welche am 21. Oktober 2021 in den deutschen Kinos gestartet ist.

Im Interview spricht Cody Carpenter über die Arbeit mit seinem Vater, die Themen des Soundtracks zu Halloween Kills sowie das Weiterdenken der bekannten musikalischen Themen der Halloween-Reihe.

Wenn du zusammen mit deinem Vater und Daniel Davies die Arbeit an einem neuen Soundtrack, wie bei Halloween Kills, beginnst, werdet ihr da vor allem von dem Film an sich oder dem Drehbuch inspiriert oder geht ihr schon mit einem festen Konzept an die Arbeit?

Im Falle von Halloween Kills, wie auch bei anderen Projekten in Sachen Filmmusik, ist es eine Kombination aus den Aspekten, die du in deiner Frage ansprichst. David Gordon Green kam zu uns ins Studio, wir haben uns den Film gemeinsam angesehen und er teilte uns mit, was er sich für einzelnen Szene gedacht hat. Dabei geht es um Stimmungen oder Gefühlte, die für die Handlung wichtig sind. Die eigentliche Arbeit beginnt dann mit einer Routine, die mein Vater schon seit vielen Jahren praktiziert, und zwar, indem er zu dem Film oder dessen Bilder beginnt zu improvisieren. Diese Improvisationen bildeten die Basis für die weitere Arbeit, doch auch die bereits bekannten Stücke, wie das „Halloween Theme“, was so gut wie jeder Horrorfan wohl kennt. Solche Stücke wollten wir auch berücksichtigen und integrieren.

Dieses Thema ist im Soundtrack zu Halloween (2018) ganz anders und wird durch die Bässe aggressiver und dynamischer. Im Falle von Halloween Kills erscheint es nostalgisch, sehr viel näher am Original und doch ist da etwas Neues. Wie kam diese Veränderung zustande?

Das hat weniger mit einem festen Konzept zu tun, sondern mehr mit der Tatsache, dass mein Vater nun die Gelegenheit hat, auf sehr viel mehr Klänge und Technologien zurückzugreifen, was 1978 noch nicht der Fall war. Das Thema oder vielmehr dessen Veränderung wird dann geleitet von einem musikalischen Gefühl oder eine Stimmung. In dieser Version des Themas hat mein Vater auf einen Chor zurückgegriffen, der während des Tracks auf einmal einsetzt. Dies ist das Resultat eines Prozesses, der sich durch die Technik und die neuen Möglichkeiten ergab, und aus der Idee meines Vaters, wie dieses Thema sich entwickeln soll in Halloween Kills.

Neben diesen bekannten Themen scheint der Soundtrack in Halloween Kills sich fast schon in zwei Bereiche zu unterteilen, denn ab einem Track wie „Cruel Intentions“ werden auf einmal ganz neue Elemente und Ideen berücksichtigt in der Musik, die vorher noch nicht da waren. Ist dies auch ein Resultat des Prozesses, auf den du gerade ansprachst?

Das hat etwas mit der Geschichte zu tun, die der Film erzählt, und wie er dies tut. Dadurch, dass gerade am Anfang sehr viele Rückblenden sind, sahen wir uns fast schon gezwungen, uns mit den alten Themen und Stücken zu befassen sowie diese weiterzudenken. Mit dem Ende dieser Erinnerungen oder Rückblenden, verändert sich auch der Soundtrack, was diesen Bruch erklärt, von dem du gerade sprachst.

Nehmt ihr den Soundtrack in chronologischer Reihenfolge auf, also in der Abfolge, wie die Stücke dann auch im Film vorkommen?

Ich bin mir nicht mehr sicher, ob wir im Vorfeld zur Arbeit an Halloween Kills bereits fertige Ideen oder Konzepte im Kopf hatten für die Musik, aber in der Regel arbeitet mein Vater chronologisch, was er schon seit vielen Jahren macht.

Wann ist eigentlich für dich als Komponist und Musiker der Punkt bei einem Stück erreicht, dass du zufrieden bis und sagen kannst, dass du fertig bist mit diesem Track?

Bei der Arbeit an der Musik für Halloween Kills hatten wir den Luxus, dass wir viel Zeit hatten, was nicht immer der Fall ist bei diesen Projekten. Wir konnten also die Arbeit an einem Stück pausieren, nach Hause gehen und eine Nacht drüber schlafen, um dann am nächsten Tag uns noch einmal mit dem Song zu befassen und zu überlegen, ob uns noch etwas zu diesem Moment im Film einfällt. Es ist schwierig für mich, wie auch für andere Musiker, festzulegen, wann ich fertig bin mit einem Stück und die Arbeit an dem nächsten beginnen kann, denn man will immer noch etwas ergänzen oder vielleicht sogar etwas weglassen. In jedem Fall waren wir alle drei dankbar, so viel Zeit für unsere Arbeit zu haben und sind ganz zufrieden mit dem Ergebnis.

Interessanterweise ist es bei mir so, wenn ich die Lost Themes-Alben höre, denke ich dabei immer an jene Horrorfilme, mit denen man deinen Vater assoziiert. Ist das eine Assoziation, die ihr im Studio auch im Kopf habt oder ist das mehr so eine Art Vorurteil, wenn man es so nennen kann?

Manchmal wünsche ich mir, dass man meinen Vater einfach nur als einen tollen Regisseur sehen könnte, denn er hat so viel mehr gemacht als Horrorfilme. Filme wie Die Klapperschlange, Starman oder Big Trouble in Little China sind Geschichten, die keinesfalls Horrorfilme sind, weshalb es mich bisweilen wundert, dass der Name John Carpenter immer nur mit diesem einen Genre in Verbindung gebracht wird. Bei der Arbeit an den Lost Themes-Alben hatten wir kein wirkliches Konzept und dachten auch nicht an ein Genre wie Horror. Die Assoziation ist etwas, dass der Hörer bewerkstelligt, aber nicht unsere Intention war, zumindest nicht bei allen Stücken.

Da du ja auch als Solokünstler unterwegs bist, wollte ich fragen, was deine Meinung zu Synthwave als Musikrichtung ist und welche Zukunft es hat?

Das ist eine wirklich gute Frage und ich bin nicht sicher, ob meine Erfahrung innerhalb des Genres mich qualifiziert, dazu eine Prognose abzugeben. Natürlich kenne ich Musiker und Bands, die man Synthwave zuordnet, und ich finde es toll, wenn Menschen heutzutage dieses Retro-Feeling in der Musik für sich wiederentdecken und vielleicht sogar selbst Musik in dem Genre machen, doch wer weiß schon, was die Zukunft bringen wird.

Dieser Sound oder dieses Feeling ist gerade in der Filmwelt sehr populär, was man an dem Retro-Soundtrack vieler heutiger Filme bemerkt. Was macht für dich eine gute Filmmusik aus?

Eine gute Filmmusik kann einen Film verbessern aber natürlich auch verschlechtern. Ich mag es, wenn Komponisten Risiken eingehen und Klänge oder Konzepte nutzen, die man gerade in Blockbustern selten oder gar nicht hört. Außerdem finde ich es toll, wenn die Musik wirklich eine Rolle in der Geschichte spielt und nicht nur einfach im Hintergrund bleibt. Vielleicht liegt es an meiner Tätigkeit als Musiker, aber für mich ist die Musik in einem Film fast noch wichtiger als dieser selbst. Ideal wäre es, wenn die Filmmusik sowohl sich selbst als auch der Geschichte dient, aber wirklich toll finde ich, wenn diese kreativ und eigenwillig ist, also auf eigenen Beinen steht und damit ein eigenständiges Kunstwerk ist.

Vielen Dank für das interessante Gespräch.



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