Halloween 1978
© Concorde Home Entertainment

Halloween (1978)

Halloween 1978
„Halloween“ // Deutschland-Start: 2. Februar 1979 (Kino) // 16. Februar 2012 (DVD/Blu-ray)

Als der gerade mal sechsjährige Michael Myers (Will Sandin) an Halloween 1963 seine ältere Schwester brutal ermordet, steht fest: Der Junge gehört in eine Anstalt und soll diese nie wieder verlassen. 15 Jahre später gelingt ihm jedoch die Flucht. Während er sich auf den Weg zu seiner alten Heimat macht, verfolgt von dem Kinderpsychologen Sam Loomis (Donald Pleasence), will sich Laurie Strode (Jamie Lee Curtis) ein bisschen Geld als Babysitterin dazuverdienen. Geld ist jedoch die geringste Sorge des Teenagers, wie sie nur allzu bald feststellen muss. Denn Michael ist in all den Jahren nicht friedlicher geworden und wartet nur auf die Gelegenheit, wieder zuzuschlagen.

Inzwischen sind Kinder, die sich am 31. Oktober verkleiden, keine Seltenheit mehr, selbst Erwachsene zwängen sich immer häufiger in Kostüme, die in mehrfacher Hinsicht echter Horror sind. Vor 40 Jahren, als Halloween in die US-Kinos kam und anschließend auch in Deutschland zu einem Phänomen wurde, war die Situation aber noch eine andere. Der Film hat anschließend aber nicht nur das hiesige Bild des schaurigen Fests entscheidend mitgeprägt. Auch anderweitig waren die Auswirkungen deutlich zu spüren – sind es zum Teil bis heute.

Die Anfänge der Genreklischees
Vier Jahrzehnte später sind manche Punkte so etabliert, dass man sie hier kaum noch als etwas Besonderes wahrnimmt. Dass ein Final Girl dem mörderischen Unbekannten entkommt zum Beispiel. Auch der Begriff der Scream Queen geht maßgeblich auf Jamie Lee Curtis zurück, die hier ihr Debüt gab und zum Ende hin ihre kräftigen Lungen unter Beweis stellen darf. Aber auch gewisse prüde Tendenzen des Slasher-Genres – abgemurkst werden vorzugsweise Jugendliche, die gerade vorehelichen Sex haben – gehen auf Halloween zurück.

Letzteres verleiht dem Film auch oft eine etwas voyeuristische Note. Anstatt Michael Myers ein Blutgemetzel nach dem anderen anrichten zu lassen, lässt ihn Regisseur und Co-Autor John Carpenter oft nur beobachten. Mal steht er versteckt in einer Hecke, schleicht durch Schatten, positioniert sich auch schon mal am Fenster, wo wir an seiner Seite das Heim seiner designierten Opfer begutachten. Denn auch das ist typisch für Halloween: Wir wechseln ständig die Seite, schlüpfen in die Rolle des Täters und der Opfer gleichermaßen.

Wenig Opfer, wenig Blut
Die Opfer sind übrigens auffallend gering in ihrer Anzahl. Wenn die erneute Fortsetzung von 2018 sich darüber lustig macht, wie wenige im Ur-Halloween sterben, dann zeigt das auch, wie sehr sich das Sehverhalten geändert hat. Es ist aber nicht nur die Zahl der Opfer, die verrät, dass wir noch in der Anfangszeit des Slasher-Genres unterwegs sind. Auch die Morde selbst sind aus heutiger Sicht sehr harmlos. Blut fließt keines, anstatt die Leute abzuschlachten und auszuweiden, wie man es in aktuellen Erben gerne mal sieht, da begnügt sich der erste Michael Myers noch damit, die Leute zu erwürgen. Und das sieht nicht einmal sonderlich überzeugend aus, eher ein bisschen billig.

Die Wirkung, die Halloween damals hatte, die lässt sich heute dann auch nur noch erahnen. Schockierend ist das sicher nicht mehr. Selbst hinter die Spannung darf man gut und gern ein Fragezeichen setzen. Dafür ist die Atmosphäre immer noch erstklassig. Myers musste damals noch keine Persönlichkeit angedichtet werden, seine Geisteskrankheit wird zwar angesprochen, aber nicht zelebriert. Stattdessen ist er bei Carpenter einfach das personifizierte und gleichzeitig anonyme Böse. Ein etwas, weniger ein er, das uns auflauert, uns jede Form von Sicherheit nimmt, weil es überall sein kann. Wartend. Lauernd. Denn das Böse lässt sich nicht besiegen, nicht dauerhaft. Da Carpenter zudem zweifelsfrei ein Händchen für stimmige Bilder hat, ist der Mordsopa auch heute noch durchaus sehenswert. Und sei es nur, um die unvergessliche Titelmelodie noch einmal in der Urfassung zu hören, die bis heute ein Warnsignal dafür ist, dass Unheil im Anmarsch ist. Man weiß nur nicht woher. Meistens.



(Anzeige)

Natürlich ist „Halloween“ in den 40 Jahren seit seinem Bestehen ziemlich in die Jahre gekommen. Anstatt in Massen die Leute abzuschlachten versteht sich der Pionier des Slasher-Genres mehr auf das Belauern der Beute. Das ist sicher nicht mehr ganz so spannend wie damals, aber doch noch immer atmosphärisch genug, den Film auch heute noch anschauen zu wollen.
7
von 10