Helen Dorn: Die letzte Rettung
© ZDF/Georges Pauly

Helen Dorn: Die letzte Rettung

Inhalt / Kritik

Helen Dorn: Die letzte Rettung
„Helen Dorn: Die letzte Rettung“ // Deutschland-Start: 4. September 2021 (ZDF)

Als sich vor ihren Augen ein Kollege erschießt, geht das der ansonsten oft distanzierten LKA-Kommissarin Helen Dorn (Anna Loos) sehr nahe. Immer wieder fragt sie sich, ob sie sich anders hätte verhalten und das Unglück verhindern können. Dabei hat sie erst einmal beruflich genug zu tun. So wurde eine junge Medizinstudentin ermordet. Könnte das mit ihrer Nebentätigkeit als Escortdame im Zusammenhang stehen? Wie sieht es mit Adrian Jessen (Florian Stetter) aus, der ihr Lebensgefährte ist und eine erfolgreiche Apotheke führt? Oder hatte vielleicht doch auch der Oberarzt Dr. Henning Boll (Sebastian Rudolph) etwas damit zu tun, der die onkologische Station einer Hamburger Klinik leitet? Denn irgendetwas scheint dort nicht mit rechten Dingen vor sich zu gehen …

Der Faktor Mensch

Dass Helen Dorn nicht unbedingt der kollegialste und warmherzigste Mensch auf dieser Erde ist, das ist kein Geheimnis. Die Titelfigur der gleichnamigen ZDF-Reihe weiß das selbst. Wo andere deutsche Fernsehkrimis inzwischen Teamarbeit in den Vordergrund rücken, sei es beim Tatort oder Das Quartett, da entspricht sie dem alten Bild des einsamen Wolfes, der seine Kreise zieht und mit dem man sich besser nicht anlegen sollte. Immerhin: Es ist Besserung in Sicht. War sie bei ihrem letzten Film Wer Gewalt sät noch eine unerträgliche Egozentrikerin, die alles alleine machen will, da zeigt sie sich im 15. Teil Die letzte Rettung von einer stärker menschlichen Seite.

Dafür ist einerseits die Nebengeschichte um ihren Vater und ihre früh verstorbene Mutter verantwortlich, welche sich gegen eine Krebsbehandlung entschied. Das Thema kam in der Reihe immer mal wieder vor, so richtig viel Neues erfahren Fans nicht. Da der Fall von Helen Dorn: Die letzte Rettung aber in dem Umfeld der Onkologie spielt, passt es aber ganz gut in die Geschichte, ohne aufgesetzt zu wirken. Der andere Faktor ist der Selbstmord des Kollegen. Der steht zwar in überhaupt keinem Bezug zum Krimi, trägt aber doch dazu bei, dass die Kommissarin insgesamt nachdenklicher auftritt und ein größeres Interesse an anderen Menschen zeigt, wodurch der Film als solches weniger nervig ausgefallen ist als der Vorgänger.

Hauptsache dick aufgetragen

Wobei es schon den einen oder anderen Nervmoment gibt, den Regisseur Friedemann Fromm (Tod von Freunden) da zu verantworten hat. Vor allem die Szenen, in denen der Film sehr dramatisch oder spannend werden soll, sind ziemlich missglückt. Da wird oft wie leider bei vielen Fernsehfilmen so richtig dick aufgetragen, begleitet auch von einer aufdringlichen Musik, die alles unter sich begräbt. Anstatt vielleicht einfach mal den Szenen zu vertrauen und dem Publikum, wird bei Helen Dorn: Die letzte Rettung so plump eingeprügelt, als gäbe es kein Morgen mehr. Auf die Geschichte vertraut dabei hingegen niemand mehr. Selbst die an und für sich stillen Momente entfalten kaum Wirkung, da es dem Ensemble nicht gelingt, der allgegenwärtigen Künstlichkeit etwas entgegenzusetzen.

Bleibt noch der Kriminalfall, der als Argument taugen könnte, sich den Film anzuschauen. Aber selbst der ist nicht so wahnsinnig überzeugend. Sicher: Es gibt eine Reihe von Verdächtigen und möglichen Motiven, diverse konkurrierende Richtungen, in die sich die Geschichte weiterentwickeln könnte. Die Mindestanforderungen eines Whodunnits sind also erfüllt. Und natürlich ist wie schon letztes Mal bei Wer Gewalt sät die Absicht offenkundig, auch irgendwie gesellschaftlich relevant zu sein. Waren es beim letzten Mal die Männer und Frauen von einem Rettungsteam, deren harte Arbeit im Mittelpunkt stand, bekommt dieses Mal ein rein auf Profit ausgerichtetes Gesundheitssystem einen auf den Deckel. Aber gut gemeint ist eben nicht gut gemacht. Helen Dorn: Die letzte Rettung begnügt sich mit einer Mischung aus Klischees und Unglaubwürdigkeiten, die den Film weniger packend als vielmehr anstrengend machen. Erneut wird ein wichtiges Thema dabei billig verheizt.

Credits

OT: „Helen Dorn: Die letzte Rettung“
Land: Deutchland
Jahr: 2021
Regie: Friedemann Fromm
Drehbuch: Mathias Schnelting
Musik: Edward Harris
Kamera: Ralf Noack
Besetzung: Anna Loos, Ernst Stötzner, Tristan Seith, Nagmeh Aleai, Christoph Tomanek, Denis Moschitto, Lo Rivera, Sebastian Rudolph, Florian Stetter

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„Helen Dorn: Die letzte Rettung“ spricht ein im Grunde wichtiges Thema an, wenn es um Verfehlungen im Gesundheitssystem geht. Das geschieht jedoch so reißerisch und plump, dass der TV-Krimi weniger Anlass für Spannung als vielmehr für Ärger ist. Obwohl da formal alles da ist für einen Abend vor dem Fernseher, die Umsetzung lässt schon sehr zu wünschen übrig.
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