Bloodline
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Bloodline

Inhalt / Kritik

Bloodline
„Bloodline“ // Deutschland-Start: 26. Februar 2021 (DVD/Blu-ray)

Eigentlich sollten Evan (Seann William Scott) und Lauren (Mariela Garriga) überglücklich sein, schließlich erwarten die beiden ihr erstes Kind. Doch der Druck ist hoch, immer wieder ist das Paar überfordert oder mit den Nerven am Ende. Doch zu ihrem Glück ist da auch noch Evans Mutter Marie (Dale Dickey), die sich immer wieder einbringt und zu Hause nach dem Rechten sieht. Die alles für ihren Sohn tun würde. Und diese Unterstützung kann er gut gebrauchen, fordert ihm doch seine Arbeit als Vertrauenslehrer einiges ab. Immer wieder kommen Schüler und Schülerinnen zu ihm und erzählen von Misshandlungen daheim. Da Evan auf regulärem Weg nichts ausrichten kann, beschließt er eines Tages, die Sache selbst in die Hand zu nehmen und die Übeltäter zu bestrafen …

Ein Komiker im Blutrausch

Sicher, da gab es mal Final Destination, in dem Seann William Scott einen von mehreren Leuten spielte, die von einem fatalistischen Tod verfolgt wurden. Ansonsten bringt man den US-amerikanischen Schauspieler aber kaum mit Genrefilmen in Verbindung. Vielmehr sind es die Komödien, die seine Karriere prägten, seien es American Pie, Road Trip oder Evolution. Filme, die überwiegend auf einen recht albernen Humor setzten. Dass er in einem Horrorthriller die Hauptrolle übernehmen würde, in dem er einen Serienmörder spielt, das dürften die wenigsten erwartet haben. Und noch weniger, dass er in Bloodline sogar tatsächlich eine gute Figur abgeben würde.

Die Geschichte selbst provoziert natürlich Vergleiche zur Hitserie Dexter, bei der ebenfalls ein Serienmörder im Mittelpunkt stand, der für die gerechte Sache unterwegs war. Bei Bloodline verbindet sich dieses Thema aber vor allem mit dem der Familienbande. Immer wieder geht es in dem Film darum, wie jemand seine Familie schützt oder der Aufgabe nicht nachkommt, diese zu schützen. Evans Opfer sind ausschließlich Angehörige seiner Schüler und Schülerinnen, die gewalttätig sind, missbrauchen oder anderweitig einen schlechten Einfluss ausüben. Und das kann Evan, der gerade Vater geworden ist und noch nach seiner eigenen Rolle innerhalb der sich verändernden Familie sucht, so nicht auf sich beruhen lassen. Dann doch lieber ein bisschen morden, bevor es zu spät ist.

Eine todernste Geschichte

Dass ausgerechnet jemand, der im sozialen Bereich arbeitet und dadurch viel mit Menschen zu tun hat, die einzige Lösung darin sieht andere abzumurksen, ist natürlich schon irgendwie bizarr. Tatsächlich hätte sich Bloodline für eine mit schwarzem Humor getränkte Komödie geeignet, vergleichbar etwa zu Serial Mom – Warum lässt Mama das Morden nicht?. Doch Regisseur und Co-Autor Henry Jacobson hatte etwas anderes vor. Denn der nimmt sich und seine Geschichte sehr ernst, selbst in den absurden Momenten. Ob das jetzt die beste Idee gewesen ist, darüber kann man sich streiten. Aber es führt doch zu einem inneren Kontrast, der nicht ganz ohne Reiz ist: Der Film ist immer irgendwie eigenartig, einerseits sehr geradlinig, gleichzeitig aber entrückt, fast schon surreal.

Ein weiterer Unterschied zu dem besagten Serial Mom ist, dass es hier nicht zu einer vergleichbaren Diskrepanz zwischen der Fassade und dem Inneren kommt. Wo bei der Kollegin der Kontrast des adretten, immer lächelnden Vorstadtamerikas mit dem blutigen Treiben zu unterhaltsamen Szenen führte, da ist Evan immer düster und besorgt. Selbst in den unschuldigen Momenten des Glücks, die es in Bloodline zwischendurch schon mal gibt, liegt da immer ein Schatten über ihm. Das hat durchaus seine Gründe: Jacobson enthüllt nach und nach, was es mit seinem Protagonisten auf sich hat und wie er zu dem werden konnte, der er ist. Evan ist nicht einfach nur ein Psychopath, sondern entwickelte sich innerhalb eines bestimmten Kontextes zu dem, der er ist.

Exzessiv, aber eher nichtssagend

Sonderlich viel Tiefe sollte man davon jedoch nicht erwarten. Zwar macht es durchaus Spaß, Seann William Scott bei seinen Exzessen zuzusehen. Auch Dale Dickey als seine Filmmutter hat als fürsorgliche und zugleich übergriffige Mutter ihren Anteil daran, dass der Unterhaltungswert auf einem soliden Niveau ist. Es leitet sich daraus aber keine nennenswerte Aussage ab. Die Geschichte von Bloodline ist relativ banal. Immerhin, es gibt im weiteren Verlauf ein paar Überraschungen. Szenen, bei denen man sich aus der Erfahrung unzähliger anderer Genrefilme sicher ist, wie es weiter geht, schlagen auf einmal Haken. Jacobson zeigt hier eine Gemeinheit, die über die Brutalität mancher Szenen hinausgeht. Wobei Letztere nicht zu unterschätzen ist, bei dem ab 18 Jahren freigegeben Film fließt schon so manches Blut die niedergestochenen Körper hinunter.

Credits

OT: „Bloodline“
Land: USA
Jahr: 2021
Regie: Henry Jacobson
Drehbuch: Avra Fox-Lerne, Henry Jacobson, Will Honley
Musik: Trevor Gureckis
Kamera: Isaac Bauman
Besetzung: Seann William Scott, Mariela Garriga, Dale Dickey, Kevin Carroll

Bilder

Trailer

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„Bloodline“ zeigt dem Publikum einen Vertrauenslehrer, der sich zum Beschützer seiner Schüler und Schülerinnen aufschwingt und dafür über Leichen geht. Das ist zwar völlig überzogen, aber doch mit viel Ernst vorgetragen. Am Ende stimmt der Unterhaltungswert, wenngleich man sich von der Geschichte nicht zu viel erhoffen sollte – einiger gemeiner Wendungen zum Trotz.
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