Bei mir liegen Sie richtig
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Bei mir liegen Sie richtig

Kritik

Bei mir liegen Sie richtig
„Bei mir liegen Sie richtig“ // Deutschland-Start: 13. Dezember 1990 (Kino) // 28. August 2020 (DVD/Blu-ray)

Um ihre horrenden Spielschulden zu tilgen, gewährt Lilo Berger (Rosel Zech), welche die Kreditabteilung der Hippo-Bank leitet, im Laufe der Zeit einem gewissen Dr. Tassilo Tetzlaff immer wieder hohe Darlehen für dessen Praxis – welche genauso wenig existiert wie der ehrenwerte Doktor selbst. Das geht solange gut, bis ihrem Vorgesetzten Dr. Reinhart (Ezard Haußmann) auffällt, dass der Arzt noch keine einzige Rate getilgt hat. Schnell ist der Entschluss gefasst, einen Termin mit Dr. Tetzlaff zu vereinbaren und dessen Praxis zu besichtigen. Währenddessen verdient sich der Nachtwächter Willi Kritz (Dieter Hallervorden) ein Zubrot damit, Exponate aus dem Deutschen Pathologischen Institut zu schmuggeln und sie einem Sammler (Dieter Pfaff) zu verkaufen. Als er gerade seine neueste Beute mit dem Fahrrad zu ebendiesem transportiert, wird er von einem Auto erfasst – am Steuer sitzt niemand anderes als Lilo Berger. Zuerst noch besorgt, findet sie bald schon heraus, wie sie die Situation zu ihrem Vorteil nutzen kann: Sie verrät Kritz nicht, dafür spielt er vor Dr. Reinhart den Kreditnehmer. Der Plan funktioniert nur leider zu gut, da der anfangs skeptische Bankier derart überzeugt von dem vermeintlichen Wunderdoktor ist, dass er ihn in die Position des Chefarztes für eine Privatklinik drängt …

Dieter Hallervordens Popularität im Kino, welche von Ach du lieber Harry bis Didi und die Rache der Enterbten stetig wuchs, erfuhr mit Didi auf vollen Touren einen abrupten Dämpfer und nach Der Experte gar einen Abfall. Keine besonders gute Voraussetzung für Bei mir liegen Sie richtig, welcher zum ersten Mal seit Der Schnüffler mit zwei- statt einjährigem Abstand zum vorherigen Didifilm veröffentlicht wurde. Ob Bei mir liegen Sie richtig auch dann der letzte Didifilm gewesen wäre, wenn er besser – oder zumindest beim Publikum besser angekommen – wäre, darüber kann nur spekuliert werden. Was sich jedoch sagen lässt, ist dass dieser Film weiter auf dem Kurs bleibt, den die Didifilme mit Didi auf vollen Touren eingeschlagen haben. Wieder einmal handelt es sich um eine Satire, wenn diesmal auch nicht zwingend politischer Natur. Es fällt allerdings schwer, Bei mir liegen Sie richtig überhaupt zu den Didifilmen zu zählen.

Eine neue Crew ohne Erfahrung
Es fängt schon bei Cast und Crew an. Manfred Lehmann, Gert Haucke, Günther Ungeheuer (um nur ein paar zu nennen) vor, Reinhard Schwabenitzky, Christian Rateuke, Joseph Vilsmaier auf der anderen Seite der Kamera – jeder einzelne der ersten sechs Didifilme entstand immer in Zusammenarbeit mit einer Handvoll Leute in höheren Positionen, welche an mindestens einem weiteren Didifilm mitwirkten. Wenn aus offensichtlichen Gründen einmal von Dieter Hallervorden abgesehen werden soll, fällt Bei mir liegen Sie richtig komplett aus diesem Muster. Die Regie übernahm Ulrich Stark, welcher zwar jede Menge Fernseherfahrung mit Kriminalfilmen und -serien vorweisen konnte, in den Bereichen Kino oder Komödie jedoch ein völliger Neuling war, und sich auch danach wieder für immer zurück ins Krimifernsehen begab. Die Kameraführung übernahm Manfred Ensinger, welcher zwar in den 1960er-Jahren drei Kinofilme fotografierte, aber ansonsten bis 1990 und danach ebenfalls nur im Fernsehen tätig war. Das Drehbuch schließlich stammt von Wolfgang Limmer, welcher 1988 zwar am Skript für An American Place mitgeschrieben hatte (ein Film, über den es so wenige Infos gibt, dass seine Existenz beinahe schon bezweifelt werden muss), nach seinem zweiten Kinodrehbuch Bei mir liegen Sie richtig aber fast ausschließlich fürs Fernsehen arbeitete. Am Ende des Tages sieht die Kinokomödie dann eben auch so aus, als wäre sie von Leuten ohne Kino- und Komödienerfahrung gemacht worden.

Die zwei oder drei Stuntszenen wirken müde und alibimäßig. Zu lachen gibt es kaum etwas. Die zugrundeliegende Geschichte hat viel Potenzial, auch wenn kaum etwas davon ausgeschöpft wird. Die sehr satirische Antwort auf die Frage eines Patienten, wann er denn aus der Klinik entlassen werde, wirkt eher wie ein Zufallstreffer zwischen dem ganzen unpassenden Slapstick, der die Handlung aufhält. Dass es keine alten Bekannten aus anderen Didifilmen gibt, bedeutet zum Glück nicht, dass der Cast enttäuscht. Ganz im Gegenteil. Ob Rosel Zech, Ezard Haußmann und Alexander May in größeren oder Dieter Pfaff und Rolf Zacher in kleineren Rollen, allen voran erneut Hallervorden selbst – die Schauspieler halten den Zuschauer doch schon bei Laune und machen den Film um einiges erträglicher.

Credits

OT: „Bei mir liegen Sie richtig“
Land: Deutschland
Jahr: 1990
Regie: Ulrich Stark
Drehbuch: Wolfgang Limmer
Musik: Birger Heyman
Kamera: Manfrend Ensinger
Besetzung: Dieter Hallervorden, Rosel Zech, Ezard Haußmann, Alexander May, Dieter Pfaff, Rolf Zacher

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„Bei mir liegen Sie richtig“ verpasst es, seine an sich interessante Geschichte in eine gelungene Banken- und Gesundheitswesensatire zu verpacken. Slapstickeinlagen bringen die Handlung mehrfach ins Stolpern, ein überzeugender Cast rettet aber einiges. Der Film kann wohl dennoch nur Hallervordenfans empfohlen werden.
5
von 10