Der Experte Dieter Hallervorden
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Der Experte

Inhalt / Kritik

Der Experte Dieter Hallervorden
„Der Experte“ // Deutschland-Start: 4. Februar 1988 (Kino) // 28. August 2020 (DVD/Blu-ray)

Automechaniker Willi Schulze (Dieter Hallervorden) interessiert sich nur insoweit für Politik, als dass er sich ab und an abfällig darüber äußert. Als er aufgrund einer Autopanne per Anhalter mitgenommen werden muss, ist er verständlicherweise alles andere als begeistert, dass sein Fahrer ausgerechnet der (ihm völlig unbekannte) Wahlkampfexperte Willy Schneider (Klaus Guth) aus New York ist, welcher Bürgermeister Neumann (Walo Lüönd) zur Wiederwahl verhelfen soll. Während die beiden anfangen ins Gespräch zu kommen, endet ihre Fahrt auch schon in einem Autounfall. Schulze verliert sein Gedächtnis, Schneider bleibt bewusstlos, nachdem ihn eine durch die Luft fliegende Autotür niederstreckt. Die Polizei hält nach Auffinden von Schneiders Ausweis Schulze für den Experten – wovon Schulze nach einer Therapie in der Privatklinik von Professor Schönberg (Gert Haucke) schließlich selbst überzeugt ist. Mit dem neu gewonnenen Selbstbewusstsein und Sprüchen aus der Kfz-Werkstatt („Wir müssen die Schrauben anziehen!“) verhilft er Neumann tatsächlich dazu, in der Gunst der Wähler zu steigen. Als Schulze jedoch hinter die Kulissen der Politik blickt sowie langsam sein Gedächtnis zurückgewinnt, schmiedet er einen ganz eigenen Plan …

Dass Der Experte für Hallervorden selbst zu seinen besten Filmen zählt, ist nicht weiter verwunderlich. Schließlich ist der Mann im Grunde seines Herzen ein politischer Kabarettist, was angesichts der Didi-Filme oder der Erfolgsserie Nonstop Nonsens leicht vergessen werden kann. Bereits im Vorgänger Didi auf vollen Touren gab es ein paar Anklänge in Richtung Politsatire, ohne dass das jedoch der Fokus des Films gewesen wäre. Das ist hier nun anders, genau genommen stellt Der Experte gewissermaßen sogar eine Zäsur in den Didi-Filmen dar. Die Didi-Figur ist hier gar keine oder erscheint zumindest in einer völlig anderen Interpretation. Das ist ein harter Bruch mit der Reihe, welcher dem Film nicht gut tut; als davon losgelöstes Werk, als eigenständiger Film hätte er besser funktionieren können. Manchmal wird der Titel fälschlicherweise als Didi – Der Experte angegeben, dagegen verwehrt Hallervorden sich jedoch, auch wenn es damals durchaus ein Marketingkniff gewesen sein kann.

Unglückliche Erinnerungen

Es wäre definitiv zu hart, Der Experte als bloßen Abklatsch zu bezeichnen, aber die Parallelen zu Didi – Der Doppelgänger sind kaum zu übersehen. Das rückt den Film bereits in eine schwächere Position, wenn der Zuschauer alle paar Minuten an einen besseren erinnert wird. Teilweise muss das aber so gewollt gewesen sein, schließlich holten sich die Macher für die Regie wieder Reinhard Schwabenitzky ins Boot. Die Kamera übernahm wie im Vorgänger erneut Joseph Vilsmaier, der sich ohne Truck nun wohl besser auf das Filmen von autolosen Szenen konzentrieren konnte (obwohl es immerhin einen rekordverdächtigen Autostunt gibt). Der Film kränkelt aber auch an der Story selbst, die von überflüssigen Nebenhandundlungen durchzogen ist. Willis Nachbar/Kunde (Max Tidof) oder der Waisenknabe Paul (Steven Bennett) fügen nichts Substanzielles hinzu, verlangsamen alles eher nur. Kurioserweise legt Der Experte dennoch ein strammes Pacing an den Tag, richtig langweilig wird es eigentlich nie. Nur halt leider auch nicht besonders spannend.

Der größte Pluspunkt des Experten ist mit Abstand der Cast, allen voran natürlich Hallervorden selbst. Der Rest bleibt aber nicht weit dahinter zurück; Lüönd versteht es exzellent, den machthungrigen Bürgermeister zu verkörpern, während Walter Buschhoff als sein Gegenkandidat nicht weniger überzeugt, wenn er auch deutlich seltener zu sehen ist. Schwabenitzkys Ehefrau Elfi Eschke setzt als Dr. Schneebusch Akzente, während Peter Fricke und ein junger Jan Fedder als Wahlkampfleiter ihre jeweiligen Auftraggeber grandios unterstützen. Der überflüssige Handlungsstrang mit dem geflüchteten Waisenknaben Paul wird durch Günther Ungeheuer als herzlosem Heimleiter immerhin aufgewertet.

Credits

OT: „Der Experte“
Land: Deutschland
Jahr: 1988
Regie: Reinhard Schwabenitzky
Drehbuch: Martin Büttner, Christian Rateuke, Hartmann Schmige
Musik: Konstantin Wecker
Kamera: Joseph Vilsmaier
Besetzung: Dieter Hallervorden, Walo Lüönd, Peter Fricke, Gert Haucke, Elfi Eschke

Trailer

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„Der Experte“ ist eine laue Politsatire, die von einem überzeugenden Cast getragen wird. Einige Nebenstränge verwässern den sowieso schon nicht besonders starken Plot. Während der Film eine solide Grundidee hat und durchaus mit subtilen Seitenhieben aufwarten kann, wird doch ein wenig zu oft der Holzhammer ausgepackt. Für die Sichtung sollte am besten das mehrfach wiederholte Motto des Wahlkampfexperten übernommen werden: Don't think twice – it's alright.
6
von 10