Der Schnüffler Dieter Hallervorden
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Der Schnüffler (1983)

Kritik

Der Schnüffler Dieter Hallervorden
„Der Schnüffler“ // Deutschland-Start: 18. Februar 1983 (Kino) // 28. August 2020 (DVD/Blu-ray)

Der Berliner Taxifahrer Herbert Böckmann (Dieter Hallervorden) sieht dem selbstgewählten Ruhestand als Schafzüchter in Australien entgegen. Als ihm zwei Herren einen vermeintlich komplett betrunkenen Fahrgast ins Taxi setzen, sieht das auch erst einmal nach einer normalen Fahrt von West nach Ost für ihn aus. An der Grenze wird es allerdings brenzlig, da der schweigsame Mitfahrer keine Anstalten macht, seinen Ausweis vorzuzeigen. Ein Zollbeamter erkennt ihn jedoch als Boris Stravinski (Hans Schellbach), ein wichtiger russischer Wirtschaftsmogul, und winkt das Taxi durch. Erst am Zielort angekommen dämmert Böckmann langsam die Wahrheit: Er hat eine Leiche herumkutschiert. Und hier fangen die Probleme dann richtig an, Böckmann wird erst vom KGB, dann von der CIA in die Mangel genommen, und landet schlussendlich sogar in der Klapsmühle. Einzig Ärztin Anna (Catherine Alric) glaubt ihm seine irre Geschichte und verhilft ihm zur Flucht. Zum Beweisen seiner Unschuld muss er sich nun auf die Suche nach Stravinskis Mörder machen, was ganz neue Gefahren mit sich bringt. Glücklicherweise hat Anna ein neues Medikament, das aus dem schüchternen, weichen Herbert Böckmann den rücksichtslosen, toughen Herbie Melbourne macht …

Wer Ach du lieber Harry kennt, wird beim Titel Der Schnüffler womöglich wieder einen Privatdetektiv als Hauptfigur vermuten. Tatsächlich ist der Titel aber ganz wörtlich gemeint, erfährt Herberts Selbstbewusstsein doch durch das Inhalieren des vermeintlich Wundermedikaments einen derart immensen Schub, dass nicht einmal Pistolenkugeln ihm noch etwas anzuhaben vermögen. Einige Gemeinsamkeiten lassen sich dann aber doch finden; so hat die UFA die weibliche Hauptrolle mit einer Französin besetzen lassen, wiederum mit der Intention, dem Film den französischen Markt zu öffnen, was abermals scheiterte. Auch sie und die jeweiligen Spielpartner in ihren Szenen mussten auf Deutsch nachsynchronisiert werden, was zwar noch bemerkbar ist, aber immerhin nicht so störend auffällt wie in Ach du lieber Harry. Das mag vornehmlich daran liegen, dass Arlic sich generell sehr zurückzuhalten scheint. Viel zu leise ist ihr Spiel, als dass sie dem Zuschauer lange im Gedächtnis bleiben könnte, obschon ihre Rolle mehr als einmal wichtig für das Voranschreiten des Plots ist. Demgegenüber ist Hallervorden gewohnt spielfreudig und vermag sowohl seine Slapstickgrimassen zu ziehen als auch den arroganten Haudrauf zu mimen.

Die Orientierung verloren
Beim Pacing lassen sich ebenfalls Parallelen ausmachen. So ist etwa die erste Hälfte des Films recht stringent und pointiert, später allerdings kommt es zu einem Bruch, Der Schnüffler verliert an Tempo und Kohärenz. Gerade gegen Ende verliert sich das Ganze in einem überdrehten Wirrwarr, der nichts mehr mit der findigen Spionagefilmparodie gemein hat, als welcher der Film begann. Die Kameraführung ist zwar nicht inkompetent, dafür ziemlich uninspiriert; darüber hinaus sind die Einstellungen manchmal gefühlt zu nah gewählt. Der Schnitt ist leider auch nicht kreativer; im Gegenteil verfehlt er es im letzten Viertel, dem Zuschauer die geographischen Gegebenheiten der Szenen leicht nachvollziehbar zu vermitteln, was für Verwirrung sorgt, statt die Spannung aufrechtzuerhalten.

Was Der Schnüffler ebenfalls vorzuweisen hat, sind seine Actionszenen. Diese sind mit heutigen Augen betrachtet zwar sicherlich nicht gerade atemberaubend, waren für die damalige Zeit für einen deutschen Film aber ein Novum und können durchaus als wegweisend bezeichnet werden. Um rasante Autoverfolgungsjagden und explodierende Zapfsäulen im Kino sehen zu können, musste sich das deutsche Publikum bis in die frühen 1980er-Jahre auf ausländischen Import verlassen. Hallervorden absolvierte, wie auch in seinen anderen Filmen, die meisten seiner Stunts auch noch selbst.

Credits

OT: „Der Schnüffler“
Land: Deutschland
Jahr: 1983
Regie: Ottokar Runze
Drehbuch: Christian Rateuke, Hartmann Schmige
Musik: Wilhelm Dieter Siebert
Kamera: Michael Epp
Besetzung: Dieter Hallervorden, Catherine Alric, Tilo Prückner, Peter Kuiper, Hans Schellbach

Bilder

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Wenn in „Der Schnüffler“ ein Berliner Taxifahrer zwischen die Fronten von CIA und KGB gerät, dann startet das erst einmal als gelungene Genreparodie. Alsbald jedoch driftet der Film in Überflüssigkeiten ab, weiß nicht mehr, wo er hinwill. Kamera und Schnitt sind keine Offenbarung, die Hauptdarstellerin bleibt unscheinbar; einzig Hallervorden ist durchgängig sehenswert.
6
von 10