We Have Always Lived in the Castle
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We Have Always Lived in the Castle

We Have Always Lived In The Castle
„We Have Always Lived in the Castle“ // Deutschland-Start: 3. Oktober 2019 (Kino) // 4. November 2022 (DVD)
[tab;Inhalt / Kritik]

Kontakt zur Außenwelt hat die Familie Blackwood schon seit einiger Zeit nicht mehr. Genauer sind es bereits sechs Jahre. Constance (Alexandra Daddario) wurde damals vorgeworfen, sie habe ihre Eltern vergiftet. Das Verfahren endete zwar mit einem Freispruch, doch für die Dorfbewohner ist sie noch immer eine Mörderin. Und so lebt sie zurückgezogen mit ihren jüngeren Schwester Merricat (Taissa Farmiga) und dem kränklichen, verwirrten Onkel Julian (Crispin Glover) allein in dem großen Familienanwesen. Lediglich Merricat verlässt das Schloss hin und wieder, um neue Vorräte zu kaufen, ansonsten bleiben die drei meist unter sich. Doch dann taucht eines Tages Cousin Charles (Sebastian Stan) auf und macht Constance schöne Augen. Die freut sich über so viel Aufmerksamkeit, ganz im Gegensatz zu Merricat, die alles dafür tun würde, um die Familie beisammen zu halten …

Shirley Jackson gehört sicherlich zu den großen weiblichen Stimmen des Horror- und Mystery-Genres, auch wenn ihre Karriere nicht sehr lange dauerte. Sechs Romane und mehr als 200 Kurzgeschichten verfasste die publikumsscheue US-Autorin, bevor sie mit 48 Jahren an Herzversagen starb. Während sie Kollegen wie Stephen King oder Neil Gaiman beeinflusste, wurde sie filmisch eher ignoriert. Mit einer großen Ausnahme natürlich: Ihr Roman The Haunting of Hill Hourse aus dem Jahr 1959, welcher die Vorlage für den Klassiker Bis das Blut gefriert, die missglückte Adaption Das Geisterschloss sowie die Netflix-Serie Spuk in Hill House war.

Ein Schloss voller Geheimnisse

Der Erfolg Letzterer war natürlich ein Segen für We Have Always Lived in the Castle, eine weitere Jackson-Adaption, die zeitgleich entstand und dadurch ein bisschen mehr Aufmerksamkeit zuteilwurde. Dabei ist der Film, der auf dem gleichnamigen Roman von 1962 basiert, kaum mit der Geschichte um das berühmte Spukschloss zu vergleichen. Ein Schloss gibt es hier natürlich auch. Es gibt auch mysteriöse Todesfälle und Magie, dazu ein Hauch Wahnsinn. Doch wer ins Kino geht, um einen weiteren Gothic-Horror-Ausflug erleben zu dürfen, der sitzt hier letztendlich im falschen Film. Denn eigentlich geht es um was ganz anderes.

Was dieses etwas jedoch ist, das ist das vielleicht größte Geheimnis von We Have Always Lived in the Castle. Am ehesten würde man den Film noch in die Schublade Mystery-Thriller stecken wollen. Denn dass hier irgendwelche unheimlichen Sachen vergraben sind, unheimlicher noch als die Rituale von Merricat, das wird ebenso schnell klar wie dass das Ganze irgendwie kein gutes Ende nehmen kann. Die Anwesenheit von Cousin Charles, der das feste Familiengetriebe durcheinander bringt, die hat von Anfang an etwas Bedrohliches. Gleichzeitig ist der Film irgendwie komisch, eben durch die eigenartigen Rituale, hat auch eine surreale Note mit seiner Mischung aus saftigem Grün, bonbonfarbene Anmutung und bedrückender Dunkelheit.

Zwei Schwestern kämpfen gegen die Welt

Und doch ist We Have Always Lived in the Castle mehr, erzählt eine zwar satirisch-überspitzte, letztendlich aber tragische Geschichte, wenn eine Familie zu Ausgestoßenen wird. Dass es hier zwei Frauen sind, die sich gegen die Anfeindungen der anderen wehren müssen, die in ihnen nur Hexen sehen, gibt dem Ganzen auch noch feministische Tendenzen. Es sind eben nicht einfach Mörderinnen oder Verrückte, sondern zwei junge Frauen, die auf ihre Weise nach einem Platz in dieser Welt suchen. Das tun sie mal gemeinsam, mal entgegengesetzt: Während bei Constance das Verlangen deutlich wird, doch wieder ein Teil des Lebens zu sein, da bleibt Merricat misstrauisch, sieht in allem und jeden eine Gefahr, vor der sie ihre Familie beschützen muss.

Obwohl der Film im Genre-Bereich verortet ist, sollte man sich nicht zu viel in der Hinsicht erwarten. Jump Scares fehlen völlig, nur selten geht es wirklich mal zur Sache. Und die bunten Bilder werden Fans klassischer Schauergeschichten sowieso gegen den Strich gehen. Allgemein würde man We Have Always Lived in the Castle nicht unbedingt mit spannend beschreiben wollen. Wobei man durchaus gespannt ist, was hier noch alles passieren wird. Der Unterhaltungsfaktor stimmt bei diesem sonderbaren Mix ohnehin, auch wegen des wunderbaren Ensembles. Alexandra Daddario (Nomis – Die Nacht des Jägers) als dauerlächelndes Püppchen, Taissa Farmiga (The Nun) als nervöses Mauerblümchen, dazu Sebastian Stan (The Return of the First Avenger) in der Rolle des charmanten Eindringlings, das kann sich ebenso sehen lassen wie die schöne Ausstattung.

Credits

OT: „We Have Always Lived in the Castle“
Land: USA
Jahr: 2018
Regie: Stacie Passon
Drehbuch: Mark Kruger
Vorlage: Shirley Jackson
Musik: Andrew Hewitt
Kamera: Piers McGrail
Besetzung: Taissa Farmiga, Alexandra Daddario, Crispin Glover, Sebastian Stan

Bilder

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We Have Always Lived in the Castle
Fazit
„We Have Always Lived in the Castle“ spielt zwar mit Genre-Elementen, ist letztendlich aber weit von Gothic Horror entfernt. Stattdessen handelt der bunte Mystery-Thriller von zwei Frauen, die von anderen unterdrückt werden und ihren Platz in der Welt suchen. Das ist zwar nicht spannend im eigentlichen Sinn, dafür aber unterhaltsam und wunderbar besetzt.
7
von 10