Inferno Cop
© TRIGGER/CoMixWaveFilms

(„Inferno Cop“ directed by Akira Amemiya, 2012)

Inferno CopWo Inferno Cop auftaucht, da wächst kein Gras mehr. Das liegt zum einen an der großen Durchschlagskraft des Gesetzeshüters. Und daran, dass er ständig in Flammen steht. Sein Kopf zumindest. Aber an Vegetation ist er ohnehin weniger interessiert, sofern es nicht gerade die Wurzel des Bösen ist und verbrecherisches Kraut. Allen voran Southern Cross, eine diabolische Geheimorganisation, welche seine Familie auf dem Gewissen hat und der er deshalb blutige Rache geschworen hat. Und diese Rache führt ihn nicht nur durch die Straßen von Jack Knife Edge Town, sondern auch ins ferne Ägypten und in die Hölle.

Gängige Klischees besagen ja, dass Animes schrill, brutal und unsinnig sein müssen, Fast-Food-Produktionen ohne jeglichen Nährwert. Wer auch immer diese Ansicht teilt, sollte sich einmal Inferno Cop anschauen, der diese Eigenschaften nicht nur dankbar annimmt, sondern soweit überdreht, bis einem vor lauter ungläubigen Augenreiben die Sehorgane aus der Halterung fallen.

Und das beginnt schon bei der Optik. Zwei Animationsstudios sind es, die hier eine Kooperation eingegangen sind: Trigger (Kill la Kill) und CoMix Wave (Children Who Chase Lost Voices, Kakurenbo). So heißt es zumindest im Abspann. Warum man hierfür aber gleich zwei Studios brauchte, bleibt ein kleines Rätsel, selbst eines nur mit einem Praktikanten besetzte wäre überfordert. Limited Animation sagt man ganz gerne dazu, wenn ein Animationswerk vorzugsweise mit Standbildern arbeitet, anstatt Figuren oder Objekte bewegen zu wollen. Siehe etwa Belladonna oder auch Thermae Romae. Inferno Cop geht an der Stelle noch weiter. Oder auch nicht so weit, wenn man so will. Denn hier bewegt sich gar nichts. Es gibt keine verschiedenen Posen oder Ansichten, die Figuren werden 13 Folgen lang völlig identisch gezeigt, maximal vor den realen Hintergründen hin und hergeschoben. Dazu passt auch, dass viele Figuren ihre Zeilen mehrfach wiederholen, ohne eine Variation hineinbringen, und sämtliche Frauen von Männern gesprochen werden.

Billig? Ja, ist es. Inferno Cop will kein Kunstwerk sein, nicht einmal austauschbare Massenware. Hier wird bewusst auf einen hohen Trashfaktor gesetzt, der sich in den starren Bildern manifestiert. Und in einer Geschichte, die so absurd ist, dass man schon aus lauter Verwunderung vergisst, wieder abzuschalten. Etwas davon vorab zu verraten, würde einem Anime unrecht tun, der so offensichtlich gar nicht daran interessiert ist, durch inhaltliche oder inszenatorische Qualität zu überzeugen, sondern durch seinen bloßen Überraschungseffekt. Der ist dafür umso größer.

Das ist so, als würde man einem kleinen Jungen Spielzeuge in die Hand drücken, mit der Aufforderung, er soll einfach mal drauflos spielen, und der daraufhin die unterschiedlichsten Szenarien miteinander kreuzt, ohne Rücksicht auf Verluste oder Kontexte. Ein bisschen ist das wie in Panik in der Pampa, wo ebenfalls Anarchie, Chaos und die pure Lust am Grotesken das traditionelle Geschichtenerzählen ersetzt haben. Wenn hier etwas passiert, dann nicht, weil es das soll, sondern weil es das kann. Mit dem Unterschied, dass die Japaner hier noch eine Neigung zu Gewalt und Brutalität an den Tag legen, die man aber ebenso wie den Rest nicht sonderlich ernstnehmen kann.

Nein, gut ist die Serie nicht, zumindest nicht im herkömmlichen Sinn. Aber doch irgendwo lustig und fesselnd, schließlich will man wissen, welcher Unsinn einen wohl in der nächsten Folge noch erwarten wird. Da die gesamte Serie auch nur kaum länger als eine halbe Stunde dauert, darf man die hier mit etwas füllen, was vielleicht nicht unbedingt nachahmenswert ist, man aber doch auch kaum vergessen wird – was in einer Massenindustrie wie der des Animes keine Selbstverständlichkeit ist. Auf DVD ist Inferno Cop übrigens bis heute nicht erschienen, dafür aber kostenlos und legal als Stream auf Crunchyroll. Und wer danach noch nicht genug hat von dem starren Wahnsinn, darf sich schon mal auf Ende Mai freuen, wenn der geistige Nachfolger Ninja Slayer From Animation in Deutschland veröffentlicht wird.



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„Inferno Cop“ ist weniger eine reguläre Animeserie als vielmehr eine Aneinanderreihung möglichst grotesker Situationen und einer dazu passenden ultrabilligen Aufmachung. Das ist so trashig-anders, dass man bis zum Schluss dransitzt, auch wenn hier streng genommen nichts wirklich gut ist.
5
von 10