Chao
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Chao
„ChaO“ // Deutschland-Start: nicht angekündigt

Inhalt / Kritik

Bislang war das Leben von Stephan nicht übermäßig aufregend gewesen. Er arbeitet bei einem Unternehmen, das sich auf den Schiffbau spezialisiert hat, während er insgeheim davon träumt, eine eigene Flugmaschine zu entwerfen. Bald hat er aber ohnehin ganz anderes zu tun, als man ihn mit Chao zu verkuppeln versucht, eine Prinzessin aus dem Reich der Meerjungfrauen. Stephan ist davon weniger begeistert, lässt sich aber dazu drängen – auch durch seinen Chef, der in dieser Verbindung viel Potenzial für seine Firma sieht. Chao ist hingegen Feuer und Flamme, sieht in dem Menschen auf Anhieb die Liebe ihres Lebens und reagiert sehr emotional auf die Situation. Aber auch Stephan findet mit der Zeit Gefallen an dem tollpatschigen, unförmigen Unterwasserwesen und entdeckt die Schönheit in ihr …

Annäherung von Mensch und Natur

Die Figur der Meerjungfrau gibt es in unzähligen Variationen quasi in allen Kulturkreisen. Kein Wunder also, dass sie auch in Animes immer wieder Auftritte haben. Da war beispielsweise die Manga-Adaption Mermaid Forest (1991), eine Mischung aus Drama und Horror, bei der ein Verzehr vom Fleisch einer Meerjungfrau Unsterblichkeit verleiht – aber auch Nebenwirkungen hat. Deutlich fröhlicher war das Fantasyabenteuer Lu Over the Wall (2017) um einige Jugendliche, die mit ihrer Musik eine Meerjungfrau beglücken. Mit ChaO steht nun ein weiterer Anime an, bei dem die Sagengestalt eine größere Rolle spielt, wenn sich ein unbedarfter junger Mann in eine solche verliebt.

Manche werden sich da vielleicht an Splash – Jungfrau am Haken zurückerinnert fühlen, eine recht erfolgreiche Liebeskomödie von 1984. Damals spielte Tom Hanks einen tollpatschigen jungen Mann, der sich in eine Meerjungfrau verliebt. Während dort die Gefühle aber von Anfang an wechselseitig waren, gibt es bei ChaO ein größeres Ungleichgewicht: Während er sehr zurückhaltend agiert, ist sie ein großer Vulkan Gefühle, der jederzeit ausbrechen kann. Damit verbunden ist der Druck von oben, wenn es sich eher um eine finanziell motivierte arrangierte Ehe handelt. Das ist fast schon satirisch und passt mit der Kapitalismuskritik gut zu der ökologischen Botschaft, bei der es um den respektvollen Umgang mit der Natur geht. Die Beziehung des Menschen und der Meerjungfrau wird dabei zu einem Symbol für eine Annäherung der beiden Welten und den Versuch, diese in Einklang zu bringen.

Unterhaltsam und eigenwillig

So etwas kann schnell moralinsauer werden, wird hier aber mit viel Humor und Spaß am Überdrehten umgesetzt. Tatsächlich ist ChaO über weite Strecken in erster Linie unterhaltsam, wenn wir Zeit mit dem ungleichen Paar verbringen. Später wird der Anime, der im Wettbewerb vom Annecy Festival 2025 lief, aber durchaus ernst. Da geht es nicht allein um die Beziehung der beiden, sondern auch die Vorgeschichte des Protagonisten. Das ist durchaus überraschend, gleichzeitig aber auch passend für einen Film, der einfach mal voranstürmt, vieles ausprobiert, ohne sich dabei um einen einheitlichen Ton zu scheren. So ganz schlüssig ist es dann auch nicht, wenn in einer letzten Wendung manches noch einmal eine neue Bedeutung bekommt. Aber es hinterlässt doch Eindruck, auf mehr als eine Weise.

Dass der Film sehenswert ist, verdankt er aber auch seiner Optik. So hat das immer wieder für ungewöhnliche Animes bekannte Studio 4 °C (All You Need Is Kill, Fortune Favors Lady Nikuko) wieder eine Reihe eigenwilliger Designs zusammengetragen. Und auch sonst zeigen sich Regisseur Yasuhiro Aoki, der hiermit sein Langfilmdebüt gibt, und sein Team von einer experimentierfreudigen Seite. Wo viele Animes an einer gleichförmigen, einfallslosen visuellen Gestaltung kranken und viele Filme kaum voneinander zu unterscheiden sind, da überzeugt ChaO durch ein Plus an Persönlichkeit. Wer eine Vorliebe für schräge Animationsfilme hat, die dennoch nah genug am Leben sind, um sich darin wiederfinden zu können, sollte sich diesen Titel schon einmal notieren, in der Hoffnung, dass er später seinen Weg zu uns finden wird.

Credits

OT: „ChaO“
Land: Japan
Jahr: 2025
Regie: Yasuhiro Aoki
Musik: Takatsugu Muramatsu
Animation: Studio 4 °C

Bilder

Trailer

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ChaO
fazit
In „ChaO“ wird ein unscheinbarer Angestellter mit einer tollpatschigen, unförmigen Meerjungfrau-Prinzessin verkuppelt. Der Anime ist über weite Strecken eine amüsante Liebeskomödie, bevor es zum Ende hin richtig emotional wird. Dabei bleibt auch die schräge Optik in Erinnerung, bei den Designs zeigte man schon viel Eigensinn.
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