
28 Jahre nach dem weltweiten Ausbrechen des Wutvirus scheint das europäische Festland zur Normalität zurückgekehrt zu sein. Lediglich Großbritannien hat immer noch mit einer unkontrollierten Masse an Infizierten zu kämpfen und das gesamte Land steht unter Quarantäne. Mehrere Überlebende haben sich inzwischen organisiert, zusammengeschlossen und ganze Siedlungen gegründet. In einer dieser Konklaven auf einer befestigten kleinen Insel lebt Jamie (Aaron Taylor-Johnson) mit seiner schwer kranken Frau (Jodie Comer) und seinem zwölfjährigen Sohn Spike (Alfie Williams). Trotz seines jungen Alters will Jamie Spike zum ersten Mal von Angesicht zu Angesicht mit den Gefahren durch die Infizierten konfrontieren und nimmt ihn mit auf eine Expedition zum Festland.
*23 Years Later
Nicht 28, sondern lediglich 23 Jahre sind vergangen, seit Regisseur Danny Boyle und Drehbuchautor Alex Garland zum ersten Mal für 28 Days Later kollaborierten. Nachdem beide für das darauf folgende Sequel 28 Weeks Later nicht mehr zurückgekehrt waren, übernahmen sie diesmal bei 28 Years Later erneut die kreative Kontrolle. Dabei schließen sie mit 28 Years Later nicht nur eine Trilogie ab, sondern begründen bei zwei weiteren geplanten Filmen gleichzeitig eine Neue.
Virus- oder Kontinuitätskrise?
Thematisch bleibt man sich grundsätzlich treu. Erneut sehen sich die Überlebenden der Wutvirus-Pandemie mit der erbarmungslosen Realität einer zombieverseuchten postapokalyptischen Welt konfrontiert. Nach den ersten Minuten wird allerdings klar, dass die Welt abseits des Vereinigten Königreichs nach 28 Jahren scheinbar zur Normalität zurückkehren konnte. Die französische Marine kontrolliert den Ärmelkanal und damit die Einhaltung einer strikten Quarantäne für Infizierte sowie gesunde Inselbewohner. Ob man die britischen Inseln nach den Ereignissen des zweiten Teils sich selbst überlassen oder das europäische Festland den Brexit gar zu wörtlich genommen hat, ist nur eine der zahlreichen Fragen, die 28 Years Later unfreiwillig aufwirft und konsequent unbeantwortet lässt.
Bereits in den Vorgängerfilmen etablierte Fakten, wie dass Infizierte nach etwa 28 Tagen verhungern, werden nicht erneut aufgegriffen. Es bleibt an den Zuschauern, sich eine semi-logische Erklärung zusammenzureimen. Boyles Priorität liegt klar auf der Inszenierung eines Films, der versucht, die Atmosphäre der früheren Teile aufzugreifen, dabei aber nicht nur für sich selbst funktioniert, sondern gleichzeitig genug Raum für zwei weitere Filme schaffen muss. Zumindest dafür funktioniert 28 Years Later gut genug, allerdings klar zulasten des Franchise in seiner Gesamtheit.
„Shot on iPhone“
Anstatt State-of-the-Art-Kameratechnik hat sich Danny Boyle zusammen mit seinem oscarprämierten Kameramann Anthony Dod Mantle entschieden, 28 Years Later mit Smartphones, genauer iPhones, zu filmen. Der Einsatz hochwertigster Objektive und zeitweise über 20 Mobiltelefone gleichzeitig sorgt trotz allem dafür, dass der Film durch seine Optik besticht und gleichzeitig den nervösen Kamerastil der Vorgänger beibehält. Insgesamt bleibt 28 Years Later der stilistischen DNA der Reihe treu, tritt allerdings wesentlich modernisierter und damit naturgemäß bildgewaltiger auf als die Filme von 2002 und 2007. Das Make-up der Infizierten lebt ebenso durch praktische Effekte wie die Action- und vor allem Tötungssequenzen. Ausgedehnte Kamerafahrten über die Küste und Highlands sorgen für polierte, blockbustertaugliche Kinomomente.
Ein Blick hinter die stellenweise atemberaubende Bildgewalt lässt echte Substanz allerdings vermissen. Ein Manko, das weder Aaron Taylor-Johnson noch Alfie Williams als Spike auszugleichen vermögen. Letzteres liegt jedoch weniger an fehlendem schauspielerischen Talent als an platter Figurenzeichnung und künstlicher Charaktertiefe. Für sich allein spielen alle drei Protagonisten durchweg solide, eine echte Chemie und damit einhergehend eine Bindung zu ihren Figuren will aber nie aufkommen.
OT: „28 Years Later“
Land: UK, USA
Jahr: 2025
Regie: Danny Boyle
Drehbuch: Danny Boyle, Alex Garland
Musik: Young Fathers
Kamera: Anthony Dod Mantle
Besetzung: Aaron Taylor-Johnson, Alfie Williams, Jack O’Connell, Ralph Fiennes, Jodie Comer, Emma Laird, Robert Rhodes, Erin Kellyman
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