Oslo Stories Traeume Drømmer
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Oslo Stories: Träume

„Oslo Stories: Träume“ // Deutschland-Start: 8. Mai 2025 (Kino)

Inhalt / Kritik

In einer ersten jugendlichen Erfahrung des Gefühls Liebe verliebt sich die 17-jährige Johanne (Ella Øverbye) in ihre Lehrerin Johanna (Selome Emnetu). Was als vermeintlich harmlose Schwärmerei beginnt, entwickelt sich in der Vorstellung der Teenagerin immer weiter, bis sie Johanna eines Tages zuhause aufsucht. Da sie es jedoch nicht über sich bringt, ihr die Wahrheit zu sagen, besucht sie sie fortan regelmäßig unter dem Vorwand, von ihr das Stricken lernen zu wollen. Ein Jahr später, als sich eine gewisse Distanz zwischen den beiden aufgebaut hat, beginnt Johanne, ihre Gefühle auf 95 Seiten niederzuschreiben, und teilt ihre verdichteten Gedanken schließlich mit ihrer Großmutter (Anne Marit Jacobsen) und ihrer Mutter (Ane Dahl Torp). Beide sind von den brisanten Ausführungen zunächst geschockt, erkennen jedoch schnell ihr literarisches Potenzial.

Zwischen moralischer Indifferenz und Tabubruch

Auch in Oslo Stories: Träume widmet sich Regisseur Dag Johan Haugerud Fragen, die für seine gesamte Trilogie aus Liebe, Träumen und Sex zentral sind. In Oslo Stories: Träume ist die Protagonistin Johanne deutlich jünger und damit unerfahrener. Die Figuren in Oslo Stories: Liebe waren sich ihres Verständnisses von Beziehungen und Zuneigung bewusst. Ihre Konflikte lagen in der Umsetzung dieser Ideale und der Frage, wie gesellschaftlich akzeptabel sie seien oder ob man sich für ein außerhalb der Norm liegendes Ideal schämen müsse. Johanne hingegen erlebt in Träume zum ersten Mal, wenn auch einseitig, das Gefühl des Verliebtseins. Der Film thematisiert entsprechend den Umgang mit und die Verarbeitung eines bis dahin unbekannten Gefühls sowie die daraus resultierenden Herausforderungen.

Mit der Dynamik zwischen einer minderjährigen Schülerin und ihrer Lehrerin spielt das bereits in Liebe aufgegriffene Thema von Grenzüberschreitungen in Abhängigkeitsverhältnissen eine noch zentralere Rolle. Eine moralische Einordnung von richtig und falsch wird dabei vorerst bewusst vermieden. Eine romantische Beziehung zwischen Lehrerin und Schülerin wäre offensichtlich abzulehnen – insbesondere, wenn es sich um eine minderjährige Person handelt. Doch Oslo Stories: Träume wird fast ausschließlich aus Johannas Perspektive erzählt, was zur Folge hat, dass das Publikum nur ihre Version der Ereignisse als Referenz erhält. Je weiter der Film fortschreitet, desto stärker tritt eine Vielschichtigkeit zutage, die neue Ansätze für eine moralische Einordnung bietet. Wie lange ist die Fehlinterpretation der Gefühle einer Schutzbefohlenen entschuldbar? Ab wann wird aus Unwissenheit fahrlässiges oder gar vorsätzliches Verhalten – ein Selbstbetrug, der mehr Schaden anrichtet als schützt? Oslo Stories: Träume liefert für all diese Fragen Denkanstöße und gibt dem Publikum genügend Raum, die infrage gestellte Moralität selbst zu erkunden, bevor der Film sich klarer positioniert und eine mögliche Deutung vorgibt.

Abseits dieser zentralen Prämisse thematisiert Oslo Stories: Träume beiläufig eine Vielzahl weiterer Themen: Traumabewältigung, Lebensziele, Risikobereitschaft, verlorene Träume und generationelle Unterschiede werden durch die Familiendynamik zwischen Großmutter, Mutter und Tochter erforscht und verleihen der Handlung zusätzliche Tiefe.

Familiäres Ensemble

Besonders die Chemie zwischen diesen drei Frauen sorgt dafür, dass sich der Film trotz seiner komplexen und teils konstruiert wirkenden Prämisse authentisch anfühlt. Ella Øverbye, Ane Dahl Torp und Anne Marit Jacobsen liefern überzeugende, nahbare Schauspielleistungen ab. Auch der restliche Cast, insbesondere Selome Emnetu als Lehrerin, muss sich nicht verstecken.

Wie bereits im Vorgänger Liebe liegt der Fokus auch in Träume stark auf den Dialogen. Haugerud setzt ergänzend auf ein Voice-over, gesprochen von Ella Øverbye, das die auditive Ebene bereichert. Der Film würde sogar als Hörbuch funktionieren. Dennoch findet Haugerud immer wieder symbolträchtige Kameraeinstellungen, die die tiefgehenden Themen des Films wirkungsvoll visualisieren.

Credits

OT: „Drømmer“
Land: Norwegen
Jahr: 2024
Regie: Dag Johan Haugerud
Drehbuch: Dag Johan Haugerud
Musik: Anna Berg
Kamera: Cecilie Semec
Besetzung: Ella Øverbye, Selome Emnetu, Ane Dahl Torp, Anne Marit Jacobsen, Andrine Sæther, Ingrid Giæver, Lars Jacob Holm, Nadia Bonnevie

Bilder

Trailer

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Oslo Stories: Träume
fazit
„Oslo Stories: Träume“ ist ein feinfühlig inszeniertes Drama, das die Zuschauer durch seine einseitige Erzählweise dazu herausfordert, sich mit einer komplexen moralischen Frage auseinanderzusetzen. Trotz dieser Offenheit endet der Film mit einer klaren moralischen Einordnung seiner brisanten Prämisse. Wie bereits im Vorgänger der Trilogie funktioniert auch „Oslo Stories: Träume“ fast ausschließlich über Dialoge, erstmals ergänzt durch ein Voice-over.
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