Ai Weiweis Turandot
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Ai Weiwei’s Turandot

Ai Weiweis Turandot
„Ai Weiwei’s Turandot“ // Deutschland-Start: nicht angekündigt

Inhalt / Kritik

Der 1957 geborene Ai Weiwei ist der bekannteste Künstler Chinas, nicht zuletzt deshalb, weil die Werke des Menschenrechtlers und Dissidenten so politisch sind, dass er seinem Heimatland den Rücken kehren musste. Einige Jahre wohnte er in Berlin und nahm auch hier kein Blatt vor den Mund, inzwischen lebt er in Portugal. Als er vom Teatro dell’Opera in Rom die Einladung erhält, Giacomo Puccinis letzte Oper Turandot zu inszenieren, muss er nicht lange überlegen. Als Ai Weiwei mit Anfang 20 sein Glück in New York versuchte, hielt er sich unter anderem mit einer Statistenrolle in Turandot über Wasser. Bis seine Vision dieses Klassikers auf die Bühne kommt, ist es jedoch ein langer Weg. Denn mitten in den Proben kommt die Welt durch die COVID-19-Pandemie zum Stillstand.

Nessun dorma

Eine passenderes Werk als Turandot hätte sich Ai Weiwei für seine erste Opern-Inszenierung wohl selbst nicht aussuchen können. Das von Giuseppe Adami (1878–1946) und Renato Simoni (1875–1952) geschriebene Libretto dieser letzten Oper des Komponisten Giacomo Puccini (1858–1924) spielt in Peking und handelt von der titelgebenden Prinzessin, die Köpfe rollen lässt, um einer Heirat zu entgehen. Wer sie ehelichen will, muss drei von ihr gestellte Rätsel lösen. Wer an deren Lösung scheitert, verliert sein Leben.

Eine Übertragung auf das moderne China, dessen Bürgerinnen und Bürger, die die Staatsgewalt herausfordern, gefährlich leben, liegt nahe. Und so verwundert es nicht, dass Ai Weiwei unter anderem die sogenannte Regenschirm-Bewegung in Hongkong als visuelles Element in seine Inszenierung einfließen lässt. Es wird nicht das einzige politische Statement bleiben, denn während der langen Vorbereitungsphase dreht sich die Welt rasant weiter. Erst bringt die COVID-19-Pandemie das Projekt zum Stillstand. Nach dessen Wiederaufnahme marschiert schließlich Russland in der Ukraine ein, was an den Beteiligten nicht spurlos vorübergeht. Die Dirigentin Oksana Lyniv, die den ursprünglichen Dirigenten nach der COVID-Zwangspause ersetzt hat, stammt aus der Ukraine und ist von den Vorgängen in ihrer Heimat sichtlich angegriffen.

Tolle Einblicke, konventionelle Umsetzung

Maxim Derevianko gibt mit dieser Dokumentation sein Langfilmdebüt als Regisseur. Zum italienischen Opernhaus, in dem Turandot aufgeführt wird, hat er einen direkten Bezug. Derevianko ist am Teatro dell’Opera di Roma als Filmemacher angestellt, der Trailer und Streams für aktuelle Produktionen erstellt. Diese Nähe ist Stärke und Schwäche zugleich. Auf der einen Seite öffnet sie dem Regisseur Türen, die andernfalls womöglich verschlossen geblieben wären. Derevianko interviewt nicht nur Ai Weiwei, die Choreografin Chiang Ching, die eine lange Freundschaft mit dem Künstler verbindet, und die Dirigentin Oksana Lyniv, er erhält auch erhellende Einblicke hinter die Kulissen – von der Entstehung des Bühnenbilds bis zur Herstellung der Kostüme.

Auf der anderen Seite kommen die von Derevianko selbst gefilmten Aufnahmen, vor allem diejenigen der Proben und der tatsächlichen Aufführung nie über eine Werbeclip-Ästhetik hinaus. Vieles davon sieht so aus, als sei es als für die Homepage des Opernhauses in Auftrag gegeben worden. Dereviankos Film ist eine konventionelle Mischung: Am Beispiel einer aktuellen Produktion wird auf das Leben und Werk des ausführenden Künstlers zurückgeblickt. Mehr als einen guten Einstieg in das Werk eines bekannten und provokanten Künstlers bietet das nicht. Immerhin aber führt es vor Augen, wie wichtig es ist, das Weltgeschehen wachsam zu verfolgen und – gemäß der bekanntesten Arie aus Turandot „Nessun dorma“ – nicht zu schlafen.

Credits

OT: „Ai Weiwei’s Turandot“
Land: Italien, USA
Jahr: 2025
Regie: Maxim Derevianko
Drehbuch: Maxim Derevianko, Michele Cogo
Kamera: Maxim Derevianko

Bilder

[tab;Trailer]

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Ai Weiwei’s Turandot
fazit
„Ai Weiwei's Turandot“, das Langfilmdebüt des Regisseurs Maxim Derevianko, bietet klassische Kost: Am Beispiel einer aktuellen Opern-Inszenierung blickt der Filmemacher auf das Leben und Werk des ausführenden Regisseurs, in diesem Falle ist das des chinesische Künstlers Ai Weiwei, zurück. Wer sich mit dessen Werk noch nicht befasst hat, dem bietet diese Doku einen guten Einstieg; insgesamt bietet sie aber wenig Neues.
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