Rule of the Heart Sirds Likums
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Rule of the Heart

Rule of the Heart Sirds Likums
„Rule of the Heart“ // Deutschland-Start: nicht angekündigt

Inhalt / Kritik

Es hätte ein ganz großer Tag werden sollen: Die Prinzessin soll heiraten! Zu diesem Zweck laufen die Vorbereitungen schon seit Längerem auf Hochtouren, nichts soll dem Zufall überlassen werden – das zumindest war der Plan des Königs. Nicht auf dem Plan hatte er aber, dass seine Tochter zuvor einen Fremden trifft, der alles durcheinanderbringt. Denn auf einmal spielt auch das Herz mit. Dabei gibt es keine Herzen in dem Königreich, diese sind gar nicht vorgesehen. Und so bleiben der Prinzessin, dem Prinzen und einigen anderen nichts übrig, als sich auf ein Abenteuer zu begeben, an dessen Ende das Glück warten soll …

Auf der Suche nach Gefühlen

Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute. In Märchen geht das mit der Liebe meistens sehr schnell. Meistens reicht es, dass der Prinz die Prinzessin sieht, zur Not tut es auch eine Magd, und schon haben sie alle so tiefsitzende Gefühle, dass sie quasi direkt im Anschluss an die erste Begegnung bereits heiraten. Zunächst könnte man glauben, dass Rule of the Heart eines dieser Märchen ist, wenn von einer großen Hochzeit zwischen Prinzessin und Prinz die Rede ist. Der Unterschied ist: Eben diese Hochzeit findet nicht statt, zumindest am Anfang, wenn die Protagonistin kurz vor Abschluss der Feierlichkeit einen Rückzieher macht und davonläuft.

Prinzipiell geht es bei der lettischen Produktion dann auch um Liebe, um die wahre Liebe, und die Aufgaben, die das Herz zu erfüllen hat. Das klingt sehr romantisch, nach Disney, gefühlvollen Balladen und leuchtenden Augen. Doch nichts davon ist hier zu sehen. Die bekannte Regisseurin und Autorin Roze Stiebra, die hiermit ihren letzten Film drehte, bevor sie Ende 2024 im Alter von 82 Jahren verstarb, macht aus der Liebe ein fremdartiges Konzept, mit dem niemand etwas anfangen kann. Rule of the Heart handelt von Gefühlen und ist doch kein gefühlvoller Film. Vielmehr ist er seltsam, mit einem Hang zum Surrealen, bei dem man viel nachdenken und interpretieren kann. Obwohl das hier häufiger mal als Kinderfilm klassifiziert wird, so richtig passt das nicht. Dafür ist ist der Inhalt nicht zugänglich genug.

Kryptisch und faszinierend

Dieses Gefühl der Fremdartigkeit wird durch die Optik noch verstärkt. Die Bilder sind sehr farbenfroh, sowohl im Hinblick auf die Settings wie auch die Figuren, dazu noch ein strahlendblauer Himmel. Der Beitrag vom Anima Festival 2025 sieht dabei wie ein Gemälde aus, das zum Leben erweckt wurde. Das Ergebnis sieht aus wie eine Mischung aus The Painting und Die Abenteuer des Pinocchio, ist dabei absolut sehenswert. Zwar sind die Animationen eher etwas spärlich, Rule of the Heart überzeugt aber durch seine wundersame Atmosphäre. Man taucht hier wirklich ein in eine fremde Welt, in der alles etwas unwirklich ist. Zwar begegnet man keinen Fabelwesen in dem Sinn, Katzen, Vögel und Wölfe sind durchaus reale Tiere. Nur werden sie hier so eingesetzt, dass nichts davon real erscheint.

Das ist alles faszinierend, Stiebra hat zum Abschluss noch einmal einen ganz besonderen Film vorgelegt, von den man sich verzaubern lassen kann. Allerdings auch einen, der es einem schwermacht, wirklich Zugang zu finden. Rule of the Heart lässt das Publikum etwas allein mit den Figuren, ist nicht immer wirklich verständlich. Wer eine klar erkennbare narrative Geschichte braucht, mit traditionellen Strukturen, der könnte hiermit seine Probleme haben. Zuschauer und Zuschauerinnen, die etwas offener sind und sich auch schon mal etwas treiben lassen wollen, sich eben auch an der stimmungsvollen Optik erfreuen können, finden bei diesem etwas anderen Abenteuer aber ein wunderbares Werk, das aus der Masse an Animationsfilmen hervorsticht.



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Rule of the Heart
fazit
„Rule of the Heart“ handelt von einer Prinzessin, die heiraten soll, und der Suche nach einem Herzen. Die märchenhafte Geschichte ist teilweise etwas kryptisch und nicht immer zugänglich. Und doch ist dieser etwas andere Animationsfilm sehenswert, gefällt durch eine farbenfrohe, leicht surreale Optik.
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