
Ochis sind böse! Zumindest ist es das, was Yuri (Helena Zengel) und die anderen Kinder immer wieder von ihrem Vater Maxim (Willem Dafoe) zu gehören bekommen haben. Denn die Menschen auf der abgelegenen Insel Carpathia fürchten diese seltsamen Wesen, die tief im Wald leben, machen auch immer wieder Jagd auf diese. Als Yuri jedoch eines Tages auf ein Ochibaby stößt, beschließt sie, dieses mit zu sich nach Hause zu nehmen und sich darum zu kümmern. Dabei wird ihr aber schnell klar, dass das so nicht funktionieren wird, sie wird das Tier nicht ewig vor ihrem Vater verstecken können. Außerdem muss das Junge zurück zu seiner Familie. Also fasst sie den Beschluss, sich auf eine gefährliche Reise zu begeben und das Ochi zurückzubringen …
Die alte Freundschaft mit dem seltsamen Wesen
Sie gehören fest zu der Filmgeschichte dazu: Titel, in denen jemand Freundschaft mit einem seltsamen Wesen schließt. Das bekannteste Beispiel dürfte sicherlich E.T. – Der Außerirdische sein, in dem ein Junge einem verletzten Alien helfen möchte, zurück in seine Heimat zu kommen. Aber auch Gremlins – Kleine Monster wurde zu einem riesigen Erfolg, als eine zu Weihnachten geschenkte putzige Kreatur ungeahnte Folgen nach sich zog. Jeder neue Film, der nach einem solchen Prinzip funktioniert, muss sich daher notgedrungen mit einer Reihe bedeutender Titel vergleichen lassen. So nun auch Die Legende von Ochi, wenn die junge Protagonistin ein Tierjunges findet und allen Widerständen trotzend dieses retten will.
Das geht zwangsläufig mit einer ökologischen Botschaft einher. Zwar sind die titelgebenden Waldbewohner Fanatsygestalten, also keine eigentlichen Tiere. Natürlich geht es aber auch darum, die Natur zu schützen und Respekt vor anderen Lebensformen zu haben. Wobei sich dabei klar auch eine weitergehende Lesung anbietet. In einer Zeit, in der Fremdenfeindlichkeit wieder salonfähig geworden ist, ist Die Legende von Ochi ein ganz grundsätzliches Plädoyer dafür, Fremdes weder zu verachten noch zu fürchten. Je mehr Zeit die Protagonistin mit dem Ochi verbringt, umso mehr nähern sie sich an. Umso mehr lernt sie die Besonderheiten zu schätzen und entdeckt auch die Schönheit dieser sanften, zurückgezogen lebenden Kreaturen, die völlig im Einklang mit der Natur existieren.
Schräger Humor trifft Märchenoptik
Klingt simpel, ist es auch. Der für ein junges Publikum konzipierte Film erzählt eine didaktische Geschichte mit einer klaren Aussage – was man schön, aber auch etwas langweilig und austauschbar finden kann. Und doch ist das hier ein durchaus eigenes, streckenweise sogar eigenartiges Werk geworden. So findet man in dem Debüt von Regisseur und Drehbuchautor Isaiah Saxon immer wieder lustige Passagen, die von einem schrägen bis absurden Humor leben. Das ist oft auch seltsam entrückt, so als hätte Wes Anderson versucht, ein Fantasyabenteuer zu drehen. Vor allem Willem Dafoe ist für so etwas natürlich eine Idealbesetzung, auch wenn man bei Die Legende von Ochi zuweilen den Eindruck hat, dass er in einem ganz anderen Film mitspielt als seine Filmtochter Helena Zengel.
Der zweite Punkt, der den Film, der 2025 in Sundance Premiere hatte, aus der Masse hervorstechen lässt, ist die Optik. Ob es die sonderbaren Behausungen sind oder der weitläufige Wald, der zu einer eigenen verwunschen Welt wird, das sieht oft fantastisch aus. Realistisch ist daran nichts, selbst die Natur wirkt wie aus einem Traum entnommen. Aber es ist ein Traum, der einen leicht gefangen nimmt. Wenn man sich auf diese Mischung aus Altbekanntem und Fremdartigen einlassen kann und sich nicht daran stört, dass das hier teils Stückwerk ist, ist das sehenswert. Die Legende von Ochi ist ein wohlig altmodisches Abenteuer, das sowohl der jungen Zielgruppe wie auch Erwachsenen einiges zu bieten hat. Da darf die ganze Familie gemeinsam in diesem wundersamen Märchenwald verlorengehen – und sich am Ende natürlich auch wieder finden.
OT: „The Legend of Ochi“
Land: USA
Jahr: 2025
Regie: Isaiah Saxon
Drehbuch: Isaiah Saxon
Musik: David Longstreth
Kamera: Evan Prosofsky
Besetzung: Helena Zengel, Willem Dafoe, Emily Watson, Finn Wolfhard
Ihr möchtet mehr zu dem Film erfahren? Wir hatten die Gelegenheit, uns mit Hauptdarstellerin Helena Zengel zu treffen. Im Interview zu Die Legende von Ochi sprechen wir über die Arbeit mit Puppen, berühmte Vorbilder und falsche Töne.
Sundance 2025
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