
Sofie (Jette Sondergaard) hat eine ebenso anspruchsvolle wie wichtige Aufgabe: Als mobile Seniorenpflegerin fährt sie täglich zu älteren Menschen und pflegt sie daheim. Dabei geht es primär darum, sie medizinisch zu versorgen und sicherzugehen, dass alle gesund sind. Manche brauchen aber auch andere Hilfe oder jemanden zum Zuhören. Ebenso unterschiedlich sind die Männer und Frauen, um die sie sich kümmern muss. Während Sofie versucht, den unterschiedlichsten Ansprüchen gerecht zu werden, was angesichts der Rahmenbedingungen nicht immer einfach ist, ist auch ihr Privatleben mit Schwierigkeiten verbunden. So hat sie immer noch mit dem Scheitern ihrer Ehe zu kämpfen sowie dem geteilten Sorgerecht mit der kleinen Tochter …
Aus dem Alltag einer Pflegerin
Dass die Arbeit in Pflegeberufen kein Zuckerschlecken ist, das ist bekannt. Immer wieder werden die schwierigen Bedingungen thematisiert, sei es in den Nachrichten oder auch in Filmen. Zwar ist die Aufmerksamkeit nach dem zwischenzeitlichen Corona-Hoch wieder gesunken. Doch das Thema wird noch immer regelmäßig aufgegriffen, zuletzt etwa in dem gefeierten Kinofilm Heldin oder auch in der temporeichen Serie KRANK Berlin, die von dem täglichen Chaos in einer Notaufnehme erzählt. Parallel feierte auf der Berlinale mit dem dänischen Drama Home Sweet Home noch ein weiterer Film seine Weltpremiere, der sich ebenfalls in diesem Umfeld bewegt. Dieses Mal ist es eben eine Seniorenpflegerin, die von Wohnung zu Wohnung fährt, um dort die Menschen zu versorgen.
Das Ergebnis ist weniger dramatisch als bei vielen anderen Beispielen, die gezielt Spannung erzeugen wollen. Der Film ist deutlich ruhiger und zurückhaltender. Tatsächlich ginge er auch als Dokumentation durch, wenn er sehr nahe am Alltag ist. Die Figuren sind realistisch, die Darstellung der Arbeit ist es auch. Regisseur und Drehbuchautor Frelle Petersen legt viel Wert auf Authentizität, was sich unter anderem an der Besetzung zeigt. Diese besteht zu einem großen Teil aus Laien. Hauptdarstellerin Jette Søndergaard ist eine Ausnahme, hat in mehreren anderen Filmen und Serien mitgespielt – unter anderem im Petersens Debütfilm Where Have All the Good Men Gone von 2016. Ihre Figur ist Dreh- und Angelpunkt der Geschichte, Home Sweet Home folgt ihr in die diversen Wohnungen. Dabei lernen wir auch die Patienten und Patientinnen kennen, wobei die Einblicke in deren Leben eher klein sind.
Das Menschliche hinter dem Thema
Da wird bei Sofie schon deutlich mehr gemacht. Immer wieder werden die Pflegeeinsätze der jungen Frau durch private Szenen unterbrochen. Dabei spielt gerade das Verhältnis zur Tochter eine große Rolle. Mit dem Thema der Pflege hat das dann weniger zu tun, ist also prinzipiell überflüssig. Aber es trägt doch sehr zur Figurenzeichnung bei. Vor allem ist es Ausdruck von Petersens Bemühung, das Menschliche hinter dem Thema zu beleuchten. Home Sweet Home ist nicht einfach nur ein Problemfilm, der die diversen Schwierigkeiten aufzeigen will, die es in diesem Bereich gibt. Vielmehr geht das Drama der Frage nach, wie das ist, diese Arbeit zu machen und was es mit den Menschen macht, also ein Mix aus Persönlichem und Allgemeinem.
Das ist sehenswert, obwohl der Film so zurückhaltend ist. Man muss sich eben darauf einlassen können, dass hier nicht viel geschieht, was bei einer Laufzeit von knapp zwei Stunden schon eine Herausforderung darstellen kann. Wobei es nicht so ist, dass das frei ist von emotionalen Momenten. Wenn Sofie etwa mit Angehörigen aneinandergerät oder auch der Tod irgendwann unweigerlich zuschlägt, darf einem das schon sehr nahegehen. Home Sweet Home verschönert da auch nichts, begegnet dem Ganzen mit der gleichen Nüchternheit wie den Momenten, die einem das Herz erwärmen. So oder so gelingt es Petersen, einem das Thema näherzubringen und die Menschen, die eine solche wichtige Aufgabe übernehmen, mit anderen Augen zu sehen.
OT: „Hjem kaere hjem“
Land: Dänemark
Jahr: 2025
Regie: Frelle Petersen
Drehbuch: Frelle Petersen
Musik: Loki Rothman
Kamera: Jørgen Johansson
Besetzung: Jette Søndergaard, Karen Tygesen, Mimi Bræmer Dueholm, Hanne Knudsen, Finn Nissen
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