
Die Verfassung von Kellnerin Julia (Judith Altenberger) ist sehr schlecht, als sie auf einer Deponie am Waldrand von Leoben gefunden wird. Trotz aller Bemühungen des Rettungsdienstes kommt jedoch jede Hilfe zu spät, kurze Zeit später ist sie tot. Chefinspektor Sascha Bergmann (Hary Prinz) und seine Kollegin Anni Sulmtaler (Anna Unterberger) schauen sich daraufhin in ihrem privaten Umfeld um, befragen etwa ihren Ex-Freund Max (Noah L. Perktold), der noch immer mit der Trennung zu kämpfen hat. Dabei kommen sie aber nicht weit, da dessen Kumpel aus einer Studentenverbindung ihm zur Seite stehen. Und auch Julias Schwester Vanessa (Julia Koschitz) ist nicht wirklich eine Hilfe bei den Ermittlungen – auch wenn Germann dieser mit der Zeit immer näher kommt …
Krimi nach bewährtem Schema
Auch wenn die österreichischen Landkrimis rein quantitativ nicht mit den ähnlich konzipierten deutschen Fernsehreihen Tatort und Polizeiruf 110 mithalten können, bringen sie es inzwischen doch auf eine ordentliche Zahl. Rund drei Dutzend Filme wurden seit dem Start 2014 gedreht. Den Löwenanteil, rund ein Drittel, machen dabei die Teile aus der Steiermark aus. Anders als bei den übrigen Regionen gibt es dort auch ein kontinuierliches Ermittlerteam, was natürlich für Wiedererkennungswert sorgt. Qualitativ sind die zudem in Ordnung. So war beispielsweise die Kuschelfolge Steirerangst ganz amüsant. Bei der letzten Folge Steirerschuld, wo es um den Mord an einer Kunststudentin in einer Klosterbibliothek ging, gab es zumindest Durchschnitt. Und das gilt auch für Steirergift, den inzwischen elften Teil der Steiermark-Krimis.
Formal ist das alles ganz klassisch. So wird am Anfang eine Leiche gefunden, danach wird anderthalb Stunden lang ermittelt, wer den Mord begangen hat. Auch bei der Suche nach Antworten hält sich der Film ans Bewährte. Wie so oft bei einer getöteten Frau gibt es einen eifersüchtigen Ex, der ja vielleicht bei seinen Besitzansprüchen über Leichen geht. Ganz so einfach ist es am Ende bei Steirergift dann zwar nicht, die Antwort ist komplexer. Dennoch, da ist erst einmal wenig dabei, das in Erinnerung bleibt. Das gilt insbesondere auch für die schlagende Studentenverbindung, bei der nur die üblichen Klischees aufgewärmt werden. Regisseur und Co-Autor Wolfgang Murnberger versucht nicht einmal, an dieser Stelle etwas Eigenes zu machen. Das Thema KO-Tropfen ist auch keins, mit dem man unbedingt auf sich aufmerksam macht, viele Krimis hatten schon denselben Einfall.
Dramatisches Ende
Und dann ist da noch die Figur der Schwester, die als Fernsehjournalistin tätig ist und sich in die Ermittlungen einmischt. Eher unnötig ist in dem Zusammenhang die amouröse Annäherung zwischen ihr und dem Polizisten. Solche persönlichen Bezüge sind in Krimis meist recht billige Elemente. Bei Steirergift sieht das nicht anders aus. Der Film ist leider auch in der Hinsicht einfallslos und wirft einfach nur lieblos 08/15-Bestandteile zusammen. Das funktioniert alles, erfüllt seinen Zweck. Das österreichische Publikum scheint sich auch nicht an der Austauschbarkeit zu stören, mit einem Marktanteil von rund 30 Prozent gehört die neueste Folge zu den erfolgreichsten Landkrimis überhaupt. Einen Anlass zum Umdenken wird man hieraus eher nicht ableiten können.
Wenn es etwas gibt, wofür es sich einzuschalten lohnt, dann ist das Julia Koschitz. Das schauspielerische Talent der Österreicherin ist unbestritten. Hier bekommt sie auch stärker die Gelegenheit, das auszuspielen, da der Film dramatischer ist als andere Krimis. Die tragische Vorgeschichte hätte es zwar nicht gebraucht, ein weiteres überstrapaziertes Klischee, welches aus dem Hut gezaubert wird, wenn einem nichts einfällt. Dafür hat es das Ende in sich, wenn es in Steirergift noch einmal richtig dramatisch wird. Das gleicht zwar den ganzen austauschbaren Rest nicht aus, den man nicht wirklich gesehen haben muss. Immerhin hallt das Ganze aber so etwas länger nach, was mehr ist, als man von vielen anderen Genrebeiträgen sagen kann. Nächste Woche geht es mit Steirermord weiter.
OT: „Steirergift“
Land: Österreich
Jahr: 2024
Regie: Wolfgang Murnberger
Drehbuch: Wolfgang Murnberger, Maria Murnberger
Musik: Roman Kariolou
Kamera: Peter von Haller
Besetzung: Hary Prinz, Anna Unterberger, Julia Koschitz, Gustav Schmidt, Julian Waldner, Noah L. Perktold, Christoph Kohlbacher, Helmut Köpping
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