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Dope Thief – Staffel 1

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„Dope Thief“ // Deutschland-Start: 14. März 2025 (Apple TV+)

Inhalt / Kritik

Eigentlich haben die Jugendfreunde Ray Driscoll (Brian Tyree Henry) und Manny Carvalho (Wagner Moura) die perfekte Betrugsmasche gefunden: Als Drogenfahnder getarnt rauben sie die Unterschlüpfe kleinerer Dealer in Philadelphia aus, die sich natürlich schlecht an die Polizei wenden können. Doch als die beiden Gauner bei dem Überfall auf eine abgelegene Drogenküche die Aufmerksamkeit von einer Bikergang und der DEA auf sich ziehen, geraten sie in ein tödliches Chaos…

Von Titelwechseln und Besetzungsdramen

Nicht nur die Prämisse von Dope Thief verspricht chaotische Zustände, sondern auch die Entstehungsgeschichte der Apple TV+-Serie war von ein paar konfusen Wendungen geprägt: Lautete der Arbeitstitel lange Zeit Sinking Spring, wurde der Name schlussendlich wieder an den der Buchvorlage von Autor Dennis Tafoya aus dem Jahr 2009 angepasst. Vor allem bei der Besetzung gab es drastische Änderungen. So galt ursprünglich Michael Mando, bekannt als Meth-Dealer Ignacio „Nacho“ Varga aus Better Call Saul, als erste Wahl für die Rolle von Manny, der mit Nachnamen Cespedes heißen sollte. Wegen angeblicher Streitigkeiten am Set mit einem Ko-Star war der Schauspieler aber laut Hollywood Reporter mitten im Drehprozess entlassen worden. Der mit seiner Rolle als Pablo Escobar im Netflix-Epos Narcos weltweit berühmt gewordene Wagner Moura rückte nach, was kurzerhand zu einer Änderung des Nachnamens zu Carvalho und seiner Wurzeln in Brasilien führte – womöglich, um der echten Biografie des aus Salvador, Bahia stammenden Moura zu entsprechen.

Bruch mit Gangsterklischees?

Etwas kompliziert mutet ebenso die Handlung der von Showrunner Peter Craig geführten Serie über den Drogenkrieg zwischen US-amerikanischen Strafverfolgungsbehörden und verschiedener Gangs an, sodass uns gelegentlich Flashbacks ein untergegangenes Ereignis wieder ins Gedächtnis rufen oder auch die Figuren regelmäßig wiederholen müssen, was wir eventuell übersehen haben. Ein immer wieder oberflächlich aufgegriffenes Thema sind die Auswirkungen des Covid-19-Viruses auf den Drogenhandel in den USA, der sich gezwungenermaßen den Ausgangssperren und Kontaktbeschränkungen anpassen musste. Aber eine wirkliche Tragweite entfaltet dieser Aspekt, bis auf die Tatsache, dass die Figuren in gewissen Situationen eine Maske tragen oder im Fernsehen Nachrichtensendungen zu den Entwicklungen der Pandemie laufen, kaum.

Viel wichtiger als dieses gesellschaftliche Konstrukt sind dagegen die darin agierenden Menschen. Was Dope Thief nämlich hauptsächlich probiert, ist mit dem Archetyp des gefühllosen Gangster-Alphamannes aufzuräumen und uns stattdessen zwei verletzliche Kleinkriminelle zu präsentieren, die mit dieser Welt voller Mord und Skrupellosigkeit völlig überfordert sind. Diese Charakterzeichnung soll vor allem dann zutage treten, wenn Ray und Manny in den zahlreichen von Flucht und Untertauchen bestimmten Situationen weinen, sich umarmen und sich und nahestehenden Menschen ihre Zuneigung zeigen. Flashbacks wiederum ergänzen dieses Bild, indem sie ihre, unter widrigen Umständen entstandene Freundschaft in Teenager-Jahren zeigen oder Rays persönliche Traumata in den Mittelpunkt rücken. Im Interview mit Film-Rezensionen bestätigte uns das Hauptdarsteller-Duo, dass ihnen die Interpretation ihrer Figuren als vulnerable, innerlich zerrissene, aber trotzdem empathische Männer besonders wichtig war.

Henrys Performance erinnert dabei an eine noch überdrehtere Version seiner Figur Alfred „Paper Boi“ Miles in der FX-Perle Atlanta, die schon dort durch ihr mal zynisches, mal cholerisches Auftreten für viel Unterhaltung sorgte. Auch in Dope Thief spielt Henry plötzliche Gefühlsausbrüche überzeugend und beweist seine Fähigkeit, emotional komplexe Figuren darstellen zu können. Ebenfalls erwähnenswert: Unter seiner Beteiligung funktionieren Momente schwarzen Humors in der gesamten Staffel am besten. Moura erlebt man nicht als eiskalten Killer à la Escobar, sondern unsicheren und hektischen Ganoven, der eigentlich nur die Beziehung zu seiner Freundin Sherry (Liz Caribel) retten will, den Konsequenzen seiner kriminellen Handlungen jedoch nicht zu entkommen vermag.

So gut allerdings diese Darbietungen sind und so abwechslungsreich der Versuch erscheint, in ihrer Persönlichkeit dreidimensionale männliche Kriminelle zu etablieren, so ironisch könnte man die Beziehung Rays und Mannys „nur“ als amüsante Bromance betrachten – eine Männerfreundschaft, die zwar innig sein soll, aber keinen Zweifel daran offenlässt, dass wir es immer noch mit harten Kerlen zu tun haben. Solche, die Tode in ihrem Umfeld relativ schnell überwinden, selbstverständlich ihre Shotgun in alle Richtungen abfeuern, aber zwischendurch die Wörter „Bro“ und „I love you Bro“ durch die Gegend rufen.

Credits

OT: „Dope Thief“
Land: USA
Jahr: 2025
Regie: Marcela Said, Jonathan van Tulleken, Ridley Scott, Peter Craig, Tanya Hamilton
Drehbuch: Peter Craig
Idee: Peter Craig
Vorlage: Dennis Tafoya
Musik: Dominic Lewis
Kamera: Erik Messerschmidt
Besetzung: Brian Tyree Henry, Wagner Moura, Marin Ireland, Amir Arison, Nesta Cooper, Kate Mulgrew, Ving Rhames

Bilder

Trailer

Interview

Ihr wollt mehr zu der Serie erfahren? Wir hatten die Gelegenheit, ein Interview mit den Hauptdarstellern Brian Tyree Henry und Wagner Moura zu führen und uns mit ihnen über Dope Thief zu sprechen.

Brian Tyree Henry / Wagner Moura [Interview]

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Dope Thief – Staffel 1
fazit
Mit „Dope Thief“ veröffentlicht Apple TV+ eine optisch gut produzierte, Actionreiche und bisweilen bittere Serie über Drogenkriminalität in den USA in einer (post-)pandemischen Zeit. Hervorsticht dabei die Ambition von Showrunner Peter Craig, seine Hauptfiguren als sensible, von der sie umgebenden Gewalt traumatisierte Personen zu charakterisieren, was aber nicht durchgängig zu gelingen vermag.
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