The Funeral
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The Funeral
„The Funeral“ // Deutschland-Start: nicht angekündigt

Inhalt / Kritik

Cemal (Ahmet Rifat Sungar) lebt ein bescheidenes und ordinäres Leben als Fahrer eines Leichenwagens. Das ändert sich jedoch, als er eines Abends von seinem Vorgesetzten kontaktiert wird, der ihm einen Job der etwas anderen Art anbietet. Seine Aufgabe, er soll mit der Leiche des ermordeten Mädchens Zeynep (Cansu Türedi) einen Monat lang untertauchen und sie schließlich zurück zu ihrer Familie bringen. Nach anfänglichen Zweifeln willigt Cemal schließlich ein, nachdem ihm 50.000 Lira Belohnung zugesichert werden. Bereits in der ersten Nacht wird ihm jedoch klar, dass die vermeintliche Leiche in seinem Wagen lebendiger zu sein scheint als erwartet.

Interessantes Konzept bei fehlender charakterlicher Tiefe

Regisseur Orçun Behram vermischt in seinem neusten Film verschiedenste Genre. The Funeral ist zwar vor allem ein Horrorfilm, bedient aber gleichzeitig zahlreiche Unterkategorien wie Zombie-Horror, Slasher, Roadmovie und Liebesfilm. Auch wenn The Funeral einer unterschiedlichen Prämisse folgt, erinnert die Handlung und vor allem die Kombination aus Liebesfilm, Roadmovie und Kannibalismus-Elementen an Luca Guadagninos Bones and All von 2022 und überrascht Kinogänger dementsprechend nicht mit einem komplett neuen Konzept.

Was die Handlung angeht, bleiben die Zuschauer von The Funeral für weite Teile des Films im Dunkeln. In der ersten Hälfte fokussiert sich der Film auf die Reise der beiden Hauptfiguren, welche immer mal wieder unterbrochen wird, um Proviant oder in diesem Fall eher Frischfleisch zu besorgen. Charakterentwicklung passiert hierbei nur sehr sporadisch. Ahmet Rifat Sungar stellt Cemal wirkungsvoll als einsamen, verlorenen und teilweise nihilistischen Mann dar. Zwar wird der innere Wunsch Cemals, diese Einsamkeit zu überwinden, suggeriert. Trotzdem ist sein plötzliches Interesse an seiner untoten Fracht und der Aufwand, den er betreibt, um sie zu versorgen, letztendlich nicht stimmig oder glaubwürdig genug.

Kurze Zwischenstopps, bei denen Cemal seine Schwester und später einen alten Bekannten besucht, geben zwar kleine Einblicke in seine Vergangenheit, bleiben aber letztendlich für die Gesamthandlung des Films bedeutungslos. Cansu Türedi als Zeynep spielt ihre Rolle als wandelnde Leiche einwandfrei. Obwohl sie abgesehen von animalischen Lauten keinerlei Dialog hat, vermittelt sie allein durch ihre Mimik eine gruselige, unberechenbare, aber teilweise auch hilflose Ausstrahlung. Bis auf ein okkultes Symbol, das in ihrer Brust eingeritzt wurde, und einen einzelnen Flashback wird allerdings auch ihr Charakter über weite Teile des Films unerklärt gelassen.

Handwerklich und atmosphärisch gelungen

Trotz vergleichsweise geringem Budget glänzt The Funeral dann aber vor allem bei Effekten, Szenenbild und Atmosphäre. Das Publikum begleitet die Figuren während ihres Roadtrips aus einer türkischen Großstadt, durch ländliche Gegenden bis in die Berge zu einem schneebedeckten Anwesen, allesamt stimmig in Szene gesetzt. In den actionreicheren Szenen werden sowohl Morde durch Erschlagen oder durch Bisse, als auch das Zerhacken von Leichen durch Engin Özkayas Kamera kompromisslos und aus nächster Näher eingefangen.

Blut und Effekte sehen hierbei teilweise fast schon zu echt aus. Diese grafische Darstellung dürfte das Herz eingefleischter Horrorfans höher schlagen lassen, während normale Kinogänger wohl das ein oder andere Mal wegschauen müssen. Vor allem durch Szenenbild und Kamera hat The Funeral immer wieder starke, atmosphärische Momente, die die Zuschauer aufs Neue einfangen. Allerdings fällt es durch das langsame Pacing und der fast zweistündigen Laufzeit schwer, auch abseits der aufregenderen Szenen konzentriert zu bleiben. Im letzten Drittel dreht The Funeral dann auf und liefert ein kurzweiliges actiongeladenes Finale, was letztendlich aber mehr neue Fragen aufwirft, als es beantwortet.

Credits

OT: „Cenaze“
Land: Türkei
Jahr: 2023
Regie: Orçun Behram
Drehbuch: Orçun Behram
Musik: Can Demirci
Kamera: Engin Özkaya
Besetzung: Ahmet Rifat Sungar, Cansu Türedi

Bilder

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The Funeral
fazit
„The Funeral“ liefert als Horror-Genre-Mix ein interessantes Konzept, was fantastisch als Kurzfilm funktioniert hätte. Stimmige Atmosphäre und schauspielerische Einzelleistung schaffen es allein aber letztendlich nicht, den Film über fast zwei Stunden zu tragen. Geduldige Horrorfans mit Motivation zu eigener Interpretation kommen hier dennoch auf ihre Kosten.
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