Kingsley Ben-Adir als Bob Marley und Regisseur Reinaldo Marcus Green bei den Dreharbeiten zu "Bob Marley: One Love" (© Paramount Pictures)

Reinaldo Marcus Green [Interview]

Reinaldo Marcus Green ist ein US-amerikanischer Regisseur, Produzent und Drehbuchautor. Schon mit seinem Spielfilmdebüt Monsters and Men konnte er Publikum und Kritik überzeugen und wurde auf dem Sundance Film Festival 2018 in der Kategorie „Bester Debütfilm“ ausgezeichnet. In seinen Regiearbeiten befasst er sich immer wieder mit gesellschaftlichen Problemen und Familienstrukturen, so beispielsweise in Joe Bell mit Mark Wahlberg oder King Richard mit Will Smith, der Geschichte um die Tennisspielerinnen Venus und Serena Williams sowie ihre Beziehung zu ihren Vater und Trainer Richard Williams. Für King Richard wurde er von der African-American Film Critics Association mit dem Preis als „Bester Nachwuchsregisseur“ geehrt.

Bereits 2021 wurde Green für das Projekt Bob Marley: One Love verpflichtet, ein Film, der sich mit dem Leben und Werk des bekannten jamaikanischen Sängers befasst. Der Film kam in Deutschland am 14. Februar 2024 in die Kinos.

Anlässlich der kommenden Heimkinoveröffentlichung von Bob Marley: One Love am 29. Mai 2024 spricht Reinaldo Marcus Green im Interview über die Geschichte des Films, den Einfluss Bob Marleys und die Besetzung Kingsley Ben-Adirs in der Hauptrolle.

Wann hast du die Musik Bob Marleys zum ersten Mal gehört und kennengelernt?

Musik spielt in meiner Familie eine große Rolle. Mein Vater ist Musiker und spielte lange Zeit in einer Band. So lernte er auch meine Mutter kennen. Bob Marleys Songs wurde in unserem Haus immer wieder gespielt, sodass ich sie schon als Kind kennen und schätzen lernte.

Dein Film beginnt mit dem von Marley initiierten Friedenskonzert 1976, was damals nicht zustande kam, weil ein Attentat auf den Musiker und seine Familie verübt wurde. Warum hast du dich entschlossen, an diesem Punkt in seiner Biografie einzusteigen und nicht bei seiner Kindheit oder Jugend?

Das Konzert „Smile Jamaica“ wurde von Marley organisiert, um die Menschen Jamaikas zusammenzubringen. Zu der Zeit gab es massive Unruhen und das Konzert sollte ein Schritt dahin sein, dass man wieder lernt, miteinander zu kommunizieren und nicht aufeinander loszugehen. Bob war zu der Zeit ein sehr bekannter Musiker, aber er war kein Politiker und hat sich auch nie als ein solcher verstanden. Aber er hatte Kontakte zu einflussreichen Leuten in Politik und Gesellschaft, die miteinander verfeindet wurden.

Dieses Ereignis ist deswegen so wichtig, weil es 1976 nicht zu dem Konzert kam. Bobs Heimat versucht ihn und seine Familie umzubringen. Sein Leben und seine Musik verändern sich danach, weil er seine Heimat danach verlässt und nach London zieht. Dort arbeitet er an Exodus, dem Album, was ihn zu einem internationalen Superstar machen wird. Reggeamusik als solche wurde durch dieses Album enorm populär.

Die Zeitspanne von 1976 bis 1978 ist also für Bobs Leben enorm wichtig, aber auch für seine Karriere und sollte nachhaltig die Musikgeschichte beeinflussen. Es zeigt ihn als Künstler, als Ehemann und als Vater, zugleich aber auch die folgenschwere Diagnose sowie die Einsicht, dass ihm nicht mehr viel Zeit bleibt, um seine künstlerische Vision umzusetzen. Was er innerhalb dieser kurzen Zeitspanne alles schaffte, ist wirklich beeindruckend, weshalb wir uns entschieden, One Love in dieser Zeit spielen zu lassen.

Inwiefern sind Bob Marley und seine Musik prägend für die Identität Jamaikas?

Den Einfluss, den Bob und seine Musik auf diese kleine Insel bis heute haben, kann man nicht hoch genug einschätzen. Wer heute nach Jamaika reist oder dort lebt, kommt um ihn nicht herum, denn er ist überall. Viele Touristen kommen nur dorthin und besuchen Trenchtown, um einen Eindruck davon zu bekommen, wie und wo Bob lebte.

Mit One Love wollen wir dem Zuschauer zeigen, welches Erbe Marley hinterlassen hat. Ich habe einmal gelesen, dass sein Gesicht neben dem von Jesus Christus das bekannteste Gesicht auf Erden ist. Das ist unglaublich, wenn man sich das einmal überlegt.

Ein wichtiger Aspekt von One Love ist natürlich Hauptdarsteller Kingsley Ben-Adir. Wie war die Zusammenarbeit mit ihm und seine Vorbereitung auf die Rolle des Bob Marley?

In vielen Sportarten bereiten sich Athleten noch vor Beginn einer neuen Saison sehr akribisch auf die nächste vor, arbeiten an ihren Stärken und Schwächen. Kingsley Vorbereitung auf die Rolle kann man sich ungefähr so vorstellen, denn er schaute sich hunderte von Stunden unterschiedliches Material zu Bob an. Hinzu kam noch, dass er weder ein Musiker ist noch ein guter Tänzer, was er auch lernen musste, und das noch in einer für ihn neuen Sprache.

Bob Marley ist eine solche Ikone, sodass man schnell in die Falle tappen kann, ihn nur zu imitieren. Kingsley tat dies nicht, sondern erschuf im Laufe seiner Vorbereitung einen Charakter, der Bobs Essenz einfängt. Er wurde zu mehr als der Figur auf den T-Shirts und Postern, denn sein Bob ist ein Mensch mit Problemen und Leidenschaften. Er hatte eine schwierige Aufgabe und ich denke, er hat sie hervorragend gemeistert.

Vielen Dank für das nette Gespräch.



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