The Color Purple Die Farbe Lila 2023
© Warner Bros.

Die Farbe Lila (2023)

The Color Purple Die Farbe Lila 2023
„Die Farbe Lila“ // Deutschland-Start: 8. Februar 2024 (Kino)

Inhalt / Kritik

Seit dem frühen Tod ihrer Mutter sind die Schwestern Celie Harris (Phylicia Pearl Mpasi) und Nettie (Halle Bailey) der Willkür und Gewalt ihres Vaters Alfonso (Deon Cole) ausgesetzt. Immer wieder vergewaltigt er die ältere Tochter Celie, schwängert sie auch dabei. Nach der Geburt des zweiten Kindes, welches sie wie schon das erste weggeben muss, wird sie gegen ihren Willen mit dem deutlich älteren Farmer Albert „Mister“ Johnson (Colman Domingo) verheiratet. Die Ehe ist freudlos, ihr Mann ist ebenso gefühlskalt und unbarmherzig wie ihr Vater. Doch da sind andere Frauen, die der inzwischen erwachsenen gewordenen Celie (jetzt: Fantasia Barrino) beistehen und als Inspiration dienen. Neben der widerspenstigen Sofia (Danielle Brooks), die einen von Misters Söhnen heiratet, bringt die Sängerin Shug Avery (Taraji P. Henson) Schwung ins Leben von Celie …

Neuverfilmung des Klassikers

Die Skepsis war seinerzeit groß, als bekannt wurde, dass Steven Spielberg den Roman Die Farbe Lila von Alice Walker verfilmen würde. Der Regisseur, der wie kaum ein anderer für Unterhaltungskino steht, soll ein ernstes Drama drehen? Und überhaupt, was verstand der weiße Mann von der Unterdrückung schwarzer Frauen? Doch das Ergebnis überzeugte. Zwar war der Film nicht annähernd so erfolgreich wie die vorherigen Werke des Filmemachers, spielte für sich genommen aber eine Menge ein, wurde am Ende auch für elf Oscars nominiert. Und so war die Skepsis erneut groß, als sich ein zweiter Regisseur an dem Stoff versuchte und dadurch Vergleiche mit dem Großmeister provozieren würde. Das muss man sich schließlich erst einmal trauen.

Wobei Regisseur Blitz Bazawule kein direktes Remake des Klassikers gedreht hat. So baut er in seiner Version der Geschichte Elemente des gleichnamigen Broadway-Musicals von 2005 an. Die war seinerzeit immerhin für zehn Tony Awards im Rennen, den wichtigsten Theaterpreis, auch wenn die Kritiken insgesamt durchwachsen waren. Um eine direkte Verfilmung des Musicals handelt es sich aber auch nicht. Stattdessen ist Die Farbe Lila ein Mix der verschiedenen Vorlagen. Beispielsweise wurde ein Lied aus der Verfilmung von 1985 genommen, dafür wurden 13 Lieder von der Bühnenversion gestrichen. Letzten Endes wird auch gar nicht so oft gesungen, wie man vielleicht erwarten würde. Aber doch oft genug, um einige zu irritieren, da wie schon bei Wonka und Mean Girls – Der Girls Club zuletzt beim Marketing verschwiegen wurde, dass es überhaupt ein Musical ist.

Schön anzusehen

Ob ein Musical das geeignete Medium ist, um die Geschichte zu erzählen, darüber lässt sich ohnehin streiten. Ein Drama, das von Gewalt an Frauen handelt, von Missbrauch und Rassismus, das ist nicht unbedingt der Stoff, der sich für schwungvolle Nummern anbietet. Später wird es zwar auch um Selbstbestimmung geben, darum eine eigene Stimme zu finden. An den Stellen passt das besser. Dennoch, ein bisschen befremdlich ist es schon. Hinzu kommt, dass die Lieder in Die Farbe Lila überwiegend langweilig sind, da bleibt fast nichts im Gehör hängen. Die Szenen lassen auch die notwendige Dynamik vermissen. Auch wenn Bazawule schon Erfahrungen gesammelt hat mit filmischen Musicals, es gelingt ihm nicht, diese verschiedenen Elemente wirklich miteinander zu verknüpfen.

Besser geglückt ist die Optik. Das Budget von knapp 100 Millionen US-Dollar kann sich schon sehen lassen, da gibt es tolle Settings und Kostüme. Kameramann Dan Laustsen (John Wick: Kapitel 4) trägt ebenfalls einiges zum Gelingen bei und brachte stimmungsvolle Aufnahmen auf die Leinwand. Schauspielerisch kann man ohnehin nicht meckern. Danielle Brooks (Orange Is the New Black), die als widerspenstige Ehefrau mehrfach Szenen an sich reißt, wurde nicht grundlos für einen Oscar nominiert. In der Summe ist da also schon einiges, wofür sich ein Blick auf Die Farbe Lila lohnt. Dennoch, am Ende findet der Film auf die Frage, warum es eine weitere Adaption brauchte, keine wirklich befriedigende Antwort.

Credits

OT: „The Color Purple“
Land: USA
Jahr: 2023
Regie: Blitz Bazawule
Drehbuch: Marcus Gardley
Vorlage: Alice Walker
Musik: Kris Bowers
Kamera: Dan Laustsen
Besetzung: Fantasia Barrino, Phylicia Pearl Mpasi, Taraji P. Henson, Danielle Brooks, Colman Domingo, Corey Hawkins, H.E.R., Halle Bailey, Ciara

Bilder

Trailer

Filmpreise

Preis Jahr Kategorie Ergebnis
Academy Awards 2024 Beste Nebendarstellerin Danielle Brooks nominiert
BAFTA 2024 Beste Hauptdarstellerin Fantasia Barrino nominiert
Beste Nebendarstellerin Danielle Brooks nominiert
Golden Globes 2024 Beste Hauptdarstellerin (Komödie oder Musical) Fantasia Barrino nominiert
Beste Nebendarstellerin Danielle Brooks nominiert

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Die Farbe Lila (2023)
fazit
Braucht es unbedingt eine neue Verfilmung des bekannten Romans? Nicht unbedingt. Zwar baut „Die Farbe Lila“ auch Elemente des Broadway-Musicals ein, die aber nicht gut genug sind, um das Ganze zu rechtfertigen. Dafür gibt es eine tolle Optik und eine gute Besetzung, die zumindest hin und wieder Ausrufezeichen setzt.
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