Outpost Auf verlorenem Posten
© Meteor Film

Outpost – Auf verlorenem Posten

Outpost Auf verlorenem Posten
„Outpost – Auf verlorenem Posten“ // Deutschland-Start: 18. November 2023 (digital)

Inhalt / Kritik

Kate (Beth Dover) wurde Opfer von extremer häuslicher Gewalt. Unausgesprochen bleibt der Vorfall, was genau zwischen ihrem Lebensgefährten und ihr vorfiel, jedoch steht eins fest: Es gehört der Vergangenheit an, mit der sie nun abschließen will. Die nächste paar Monate hat sie ein Ziel vor Augen: Erst einmal zur Ruhe kommen und das am besten so isoliert wie nur möglich. Über gut bekannte Kontakte landet sie in einem abgelegenen Außenposten für Naturschutz, tief in den Wäldern von Idaho. Fortan besteht ihre Aufgabe als ehrenamtliche Mitarbeiterin darin, Ausschau zu halten und den Rangern, überwacht durch den gutmütigen Earl (Ato Essandoh), Bericht zu erstatten, besonders in Hinblick auf die zunehmenden Waldbrände. Ihre Sehnsucht nach Ruhe und Frieden wird bald in ihren Grundfesten erschüttert, als plötzlich unerwartete Ereignisse um sie herum passieren. Die eigenen Dämonen und die Einsicht, dass die Natur keinen Frieden kennt, sorgen alles andere für eine meditative Auszeit.

Traumatabewältigung statt Überlebenskampf

Eigentlich klingt Outpost nach einem Survivalthriller, immerhin sind genug Kriterien erfüllt, die dafür sprechen. Isolation und die Konfrontation mit der rauen Natur, in der sich die Tiere selbst zerfleischen, sind nur zwei Beispiele. Jene Erwartungshaltung löst sich jedoch bald in Rauch auf, denn eigentlich geht es um etwas ganz anderes. Im Hauptfokus steht eine Frau, die extreme Gewalt durch ihren Lebensgefährten am ganzen Körper erfuhr und seelisch, man kann es nicht anders ausdrücken, ein Wrack ist. Das Setting ist damit streng genommen gar nicht so bedeutend, da sich der Ort für Traumatabewältigung wohl beliebig austauschen lässt. So steht und fällt alles mit dem Psychogramm einer vergewaltigten Frau. Vergleiche mit Midsommar und Men sind rein von diesem Standpunkt aus gesehen mehr als angebracht.

Die Macht der Suggestion

In Hinblick auf Men, der vermutlich den besten Vergleichsfilm abgibt, lassen sich hier gleich mehrere Parallelen ziehen. Nicht nur die Ausgangslage, in der eine Frau sich in die Wildnis begibt, um eine mentale Erschütterung zu verarbeiten, ist identisch, auch die suggestive Komponente fällt ähnlich aus. Einbildungen oder Visionen, je nachdem wie man es bezeichnen möchte, ziehen sich durch beide Filme wie ein roter Faden. Herauszufinden, was Realität ist und was nicht, erscheint immer wieder als Herausforderung – eine Stärke, auf die sich Regisseur Joe Lo Truglio die meiste Zeit gelungen fokussiert. Dadurch driftet Outpost fast schon ins Mystery-Genre, der generellen Ungewissheit, wie die Geschichte sich entwickelt, sowie die Frau als verschlossene Black-Box sei Dank. Nachdem sich der Eindruck erhärtet, dass es diverse Spuren zu falschen Fährten gibt, steht eine große Frage im Raum: Welcher Figur kann man hier glauben und vertrauen?

Mann und Frau

Das Motto, welches sich Outpost (zuerst) verschreibt, ist dabei deutlich erkennbar: Alle Männer sind in jedem Fall Monster, da sie vor Gewalt in jedweder Form nicht Halt machen. Es macht im ersten Moment einmal wieder nachdenklich, warum es immer mehr Filme gibt, die dem Publikum derartige Botschaften ins Gesicht reiben wollen. Filme über gewalttätige Männer, die zumindest dramaturgisch vielschichtig und interessant konzipiert sind, sind ja das eine. Filme, die sich fragwürdigen Parolen hingeben, um die Welt der Männer als ultimativ böse hinzustellen, das andere. Denn sind wir ehrlich, ganz besonders, wenn wir uns das Thrillergenre angucken: Die Mächte des Wahnsinns interessieren Gender-Fragen recht wenig. Oder habt ihr schon einmal gehört, dass Jack Torrace aus Shining oder Hannibal Lecter auf die Rolle als Frauenhasser reduziert werden? Solche Sichtweisen wären wohl nicht gerade hilfreich, ganz geschweige davon, dass es komplett an dem Film vorbeigehen würde. Outpost ist sich dessen zum Glück durchaus bewusst, das letzte Drittel mit dem soliden Twist sei Dank. Diese durchaus gelungene ideologische Komponente, die sich hier mitnehmen lässt, kann die sonst eher durchschnittliche Inszenierung einigermaßen kompensieren.

Credits

OT: „Outpost“
Land: USA
Jahr: 2022
Regie: Joe Lo Truglio
Drehbuch: Joe Lo Truglio
Musik: Steph Copeland
Kamera: Frank Barrera
Besetzung: Beth Dover, Ta’Rea Campbell, Dylan Baker, Dallas Roberts, Ato Essandoh, Becky Ann Baker

Bilder

Trailer

Kaufen / Streamen

Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision, ohne dass für euch Mehrkosten entstehen. Auf diese Weise könnt ihr unsere Seite unterstützen.



(Anzeige)

Outpost – Auf verlorenem Posten
Fazit
"Outpost" gibt sich die Hälfte seiner Zeit dem biederen Motto hin, dass alle Männer grausame Monster sind. Ab der Mitte kommt das Männerbashing glücklicherweise zu einem Ende, wodurch sich die Geschichte über eine Frau, die dem Wahnsinn verfällt, gut entfalten kann.
Leserwertung2 Bewertungen
6.7
6
von 10