Eismayer
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Eismayer

Eismayer
„Eismayer“ // Deutschland-Start: 1. Juni 2023 (Kino) // 25. August 2023 (DVD)

Inhalt / Kritik

Vizeleutnant Charles Eismayer (Gerhard Liebmann) ist für seine Strenge berüchtigt. Der Ausbilder beim österreichischen Militär fordert absolute Loyalität. Wer nicht immer sofort so spurt, wie er es will, wird auch schon mal vor versammelter Mannschaft gedemütigt. Angst ist seine Methode. Da passt Mario Falak (Luka Dimić) nicht ins Konzept, denn der junge Mann lässt sich so leicht nicht einschüchtern. Zudem geht er offen mit seiner Homosexualität um, der Spott der anderen perlt an ihm ab. Für Eismayer bedeutet dies eine besondere Herausforderung. Denn auch wenn er seit Jahren mit Christina (Julia Koschitz) verheiratet ist und die beiden einen gemeinsamen Sohn haben, so ist auch er insgeheim homosexuell, lebt diese Neigung aber nur im Verborgenen aus …

In der Vergangenheit gefangen

Das Motiv der verbotenen Liebe ist eines, das in Filmen immer mal wieder gern aufgegriffen wird. Mal können es Klassenunterschiede sein, die eine Beziehung erschweren. Auch die Hautfarbe kann eine Rolle spielen, wie es beim Klassiker Chocolat – Verbotene Sehnsucht der Fall war. Bei Eismayer ist es die sexuelle Orientierung. Ein Schwuler beim Militär? Das geht nun wirklich nicht! Geht wohl, zumindest bei der Titelfigur. Sie muss es nur erst noch lernen. Das Drama erzählt, basierend auf einer wahren Geschichte, wie ein alter Hund sich und der Welt eingestehen muss, dass er auf junge Welpen des eigenen Geschlechts steht. Verboten ist das nicht. Es ist nicht einmal innerhalb des Militärs ein wirkliches Problem, wie eine späte Szene zeigt. Das einzige Problem ist der Mann selbst.

Warum er sich so sehr gegen seine wahren Gefühle wehrt, wird nicht gesagt. Es passt wohl einfach nicht in sein Weltbild, bei dem Männer ganz hart sein müssen, nur keine Schwäche zeigen. Toxische Maskulinität darf man dazu sagen. Oder auch einfach eine Figur, die vor einigen Jahrzehnten stehengeblieben ist und die Neuzeit verschlafen hat. Tatsächlich ist seine altmodische Weltsicht in Eismayer durchaus Thema, wenn sogar seine Vorgesetzten wenig davon halten. Doch auch wenn er offen die ihm Anvertrauten misshandelt, Folgen hat das für ihn nicht. Stärker noch als sein innerer Kampf und die Verkrampftheit des Protagonisten bleibt in Erinnerung, dass beim Militär irgendwie alles geht. Auch homophobe oder rassistische Sprüche sind erlaubt, ist ja alles nicht so schlimm.

Schauspielerisch überzeugend

Aber das Thema des österreichischen Films sind nicht die Zustände beim Militär. Vielmehr interessiert sich Regisseur und Drehbuchautor David Wagner für seinen Protagonisten. Wer ist Eismayer? Was macht es mit ihm, sein Leben lang sein Inneres verbergen zu müssen? Eine richtig spannende Antwort findet er aber auf diese Fragen nicht. Der Ausbilder ist so sehr in seinen altertümlichen Ansichten gefangen, dass drumherum nicht viel Persönlichkeit übrig ist. Das ist manchmal sogar einer Karikatur nahe. Mitgefühl ist auf diese Weise eher schwierig. Was genau Falak an dem deutlich älteren Griesgram findet, wird nie ersichtlich. Hinzu kommt, dass der Sinneswandel ein bisschen plötzlich geschieht – vor allem bei jemandem, der so verbissen am Status Quo festhält. Dass die Beziehung zu einem Untergebenen mindestens problematisch ist, scheint auch niemanden zu interessieren. Da wird am Ende brav geklatscht.

Während man beim Inhalt an manchen Stellen ein Fragezeichen setzen darf, ist der Film schauspielerisch über jeden Zweifel erhaben. Gerhard Liebmann (Einer wie Erika) holt aus seiner Figur, die gleichermaßen komplex wie einfältig ist, doch jede Menge heraus. Und auch Luka Dimić (Tatort: Das Opfer) überzeugt als charismatischer und selbstbewusster Neuling, der durch seine Art selbst den Felsklotz noch bewegen kann. Das Zusammenspiel der beiden ist also schon sehenswert. Und doch bleibt bei Eismayer das Gefühl zurück, dass sich die Geschichte sehr viel spannender angehört hat, als sie es letztendlich ist. Wenn das Fossil doch noch aus sich ausbricht und das Coming-out wagt, darf man das bewegend finden. Genauso darf man aber auch mit den Schultern zucken.

Credits

OT: „Eismayer“
Land: Österreich
Jahr: 2022
Regie: David Wagner
Drehbuch: David Wagner
Musik: LYLIT
Kamera: Serafin Spitzer
Besetzung: Gerhard Liebmann, Luka Dimić, Julia Koschitz, Anton Noori, Christopher Schärf, Karl Fischer, Lion Tatzber

Bilder

Trailer

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Eismayer
fazit
„Eismayer“ erzählt von einem strengen Ausbilder beim Militär, der insgeheim homosexuell ist und sich zu einem jungen Rekruten hingezogen fühlt. Das ist durchaus tragisch, geht aber nicht übermäßig zu Herzen. Dafür ist die Hauptfigur letztendlich zu uninteressant, was auch die Anziehungskraft seines Partners nicht ganz nachvollziehbar macht.
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