Die Frau nebenan La Femme d’à côté TV Fernsehen arte Streamen online, Mediathek DVD
© Alain Venisse

Die Frau nebenan

Die Frau nebenan La Femme d’à côté TV Fernsehen arte Streamen online, Mediathek DVD
„Die Frau nebenan“ // Deutschland-Start: 4. Juni 1982 (Kino) // 18. August 2011 (DVD)

Inhalt / Kritik

Der Schiffsingenieur Bernard Coudray (Gérard Depardieu) lebt glücklich mit seiner Frau Arlette (Michèle Baumgartner) und Sohn Thomas (Olivier Becquaert) in einem kleinen Ort in der Nähe von Grenoble. Dann und wann wird es durch die jeweilige Arbeit der beiden stressig. Ansonsten ist es aber ein glückliches und ruhiges Leben, welches sie da führen. Das ändert sich eines Tages, als in dem Nachbarhaus ein anderes Paar einzieht. Während sich Bernard auf Anhieb mit dem neuen Nachbarn Philippe Bauchard (Henri Garcin) versteht, ist es für ihn ein absoluter Schock, als er dessen Frau Mathilde (Fanny Ardant) sieht. Denn beide kennen sich. Sie kennen sich sogar sehr gut, waren sie einige Jahre zuvor doch selbst ein Paar gewesen, bevor die Beziehung in einem großen Krach endete. Zunächst wissen sie nicht so recht, wie sie mit der Situation umgehen sollen. Die Versuche, sich gegenseitig aus dem Weg zu gehen, scheitern schnell. Und ehe sie es sich versehen, fühlen sie sich wieder zueinander hingezogen …

Große Tragik mit Ansage

François Truffaut gehört ohne Zweifel zu den großen Namen der französischen Filmgeschichte. Er gilt als einer der wichtigsten Vertreter der Nouvelle Vague, schuf bedeutende Klassiker wie Sie küssten und sie schlugen ihn (1959) und Jules und Jim (1962). Reine Selbstläufer waren seine Werke deshalb aber nicht, wie der Blick auf Die Frau nebenan zeigt. Zwar war das Liebesdrama von 1981 seinerzeit immerhin für zwei Césars im Rennen, den wichtigsten Filmpreis Frankreich. Genauer waren sowohl Fanny Ardant wie auch Véronique Silver, welche die Erzählerin Madame Odile Jouve verkörperte, für die Schauspielpreise im Rennen. Die Kritiken waren ansonsten aber eher bescheiden. Erst später erfuhr das vorletzte Werk des 1984 verstorbenen Regisseurs eine neue Wertschätzung.

Auf jeden Fall gehört es zu den dunkelsten Werken des Franzosen. Dass man hier keine „schöne“ Romanze erwarten darf, wird früh klar. Tatsächlich wird das tragische Ende bereits früh vorweggenommen. Nach dem Auftakt geht es nicht um die Frage, wie das Ganze ausgeht, sondern wie es zu all dem kommen konnte. Zu dem Zweck lässt Jouve im Anschluss die vergangenen Monate Revue passieren. Diese werden dafür chronologisch erzählt, von der ersten Wiederbegegnung der beiden Hauptfiguren bis zu dem fatalen letzten Treffen der beiden. Erzählerisch hätte es diese Vorwegnahme ebenso wenig gebraucht wie die Erzählerin. Aber beides hilft doch dabei, den Ton von Die Frau nebenan vorwegzunehmen. Umso mehr, da auch Jouve selbst eine tragische Figur ist, wie sich später herausstellen wird.

Ratlos in den Abgrund

Die Quelle allen Übels ist hier die Liebe, sei es, weil sie unerwidert ist, oder auch, weil sie so große Gefühle hervorruft, dass dies schädlich wird. Warum die Beziehung von Bernard und Mathilde seinerzeit gescheitert ist, wird zunächst nicht verraten. Mit der Zeit erschließt sich aber, dass das Verhältnis ein sehr toxisches war, vergleichbar etwa zu Wir werden nicht zusammen alt. In beiden Fällen gibt es Szenen der Gewalt und emotionale Ausbrüche, Momente, in denen sich niemand mehr im Griff hat. Tragisch ist dabei, dass in Die Frau nebenan beide wissen, wie wenig ihnen das Zusammensein guttut. Das zu wissen, heißt aber nicht, dass sie deswegen auch die notwendigen Konsequenzen ziehen. Stattdessen kommen sie immer wieder zueinander zurück, weil sie nicht anders können.

Während es Truffaut gelingt, diese Abhängigkeit gut vor Augen zu führen, auch dank der beiden französischen Leinwandlegenden Depardieu und Ardant, hat er es weniger mit dem Erklären. So wird nie wirklich klar, was die beiden eigentlich aneinander finden. Das hängt auch damit zusammen, dass Die Frau nebenan nicht unbedingt bei der Figurenzeichnung glänzt. Der Fokus liegt so stark auf der Amour Fou, dass die eigentlichen Charaktere darin verschwinden. Sehenswert ist das Liebesdrama daher zwar durchaus, als eine Art Anti-Liebesfilm, der mit der romantischen Vorstellung solcher Gefühle aufräumt. Gleichzeitig sitzt man etwas ratlos davor, wenn sich zwei Menschen in überbordender Theatralik in ihren Abgrund stürzen.

Credits

OT: „La Femme d’à côté“
Land: Frankreich
Jahr: 1981
Regie: François Truffaut
Drehbuch: François Truffaut, Jean Aurel, Suzanne Schiffman
Musik: Georges Delerue
Kamera: William Lubtchansky
Besetzung: Gérard Depardieu, Fanny Ardant, Henri Garcin, Michèle Baumgartner, Roger Van Hool, Véronique Silver

Bilder

Trailer

Filmpreise

Preis Jahr Kategorie Ergebnis
César 1982 Beste Hauptdarstellerin Fanny Ardant Nominiert
Beste Nebendarstellerin Véronique Silver Nominiert

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Die Frau nebenan
fazit
„Die Frau nebenan“ erzählt die Geschichte einer Amour Fou, wenn ein ehemaliges Paar, das auf hässliche Weise auseinander gegangen ist, auf einmal Haus an Haus wohnt. Das Drama führt dank des prominent besetzten Duos vor Augen, wie zerstörerisch eine Liebe sein kann, selbst wenn bis zum Schluss nie klar wird, was genau die beiden eigentlich aneinander finden.
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