Condors Nest
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Condor’s Nest

„Condor’s Nest“ // Deutschland-Start: 25. Mai 2023 (DVD/Blu-ray)

Inhalt / Kritik

Diesen einen Tag wird Will Spalding (Jacob Keohane) nie vergessen: Zusammen mit seinen Kameraden ist der US-Amerikaner inmitten des Zweiten Weltkriegs abgestürzt und in die Hände des Feindes geraten. Hilflos musste er dabei mitansehen, wie der Deutsche Oberst Martin Bach (Arnold Vosloo) die anderen exekutiert. Zehn Jahre sind seither vergangen, der Kriegs ist lange vorbei. Doch Will kann die Geschichte nicht hinter sich lassen. Und so reist er nach Argentinien, wo er den untergetauchten Bach zu finden hofft. Dabei kreuzen sich seine Wege mit denen des Wissenschaftlers Albert Vogel (Al Pagano) und der Mossad-Agentin Leyna Rahn (Corinne Britti), die alle eigene Ziele verfolgen und sich gegenseitig nicht über den Weg trauen …

Nächste Fluchtstation: Südamerika

Filme über den Zweiten Weltkrieg sind natürlich nicht gerade selten, gefühlt kommen jeden Monate neue Titel zu dem Thema heraus. Da geht es dann entweder um irgendwelche Heldentaten oder ganz unglaubliche reale Geschichten, die erzählt werden müssen. Auch viele Jahrzehnte später scheint es einen beträchtlichen Markt für solche Werke zu geben. Anfangs scheint es sich bei Condor’s Nest um einen recht gewöhnlichen Genrevertreter zu handeln, bei dem es um einen Überlebenskampf geht. Gerade der Vergleich zu Wolf Hound – Luftschlacht über Frankreich drängt sich auf. Schließlich beginnen beide Filme damit, dass der Protagonist mit seiner Maschine abstürzt und dabei dummerweise im Feindesland landet, wo er nicht lange auf die Deutschen warten muss.

Tatsächlich wird aber eine ganz andere Geschichte erzählt, die sich um eine späte Racheaktion dreht. Condor’s Nest ist einem Rachethriller, wie man sie im direkt für das Heimkino produzierten B-Movie-Bereich häufig findet, deutlich näher als einem Kriegsfilm. Eine Zeit lang spielt es praktisch keine Rolle, dass die Anfänge der Rache im Krieg lagen und es gegen Deutsche geht. Erst später spielt dieser Aspekt eine Rolle. Nicht nur dass die Mossad-Agentin mitmischt. Es stellt sich zudem heraus, dass neben Bach noch ganz andere Nazi-Größen den Krieg überlebt haben und nach Südamerika geflohen sind. Dieses Motiv ist natürlich bekannt. Der spektakuläre Fall um Adolf Eichmann, der von israelischen Agenten aus Argentinien entführt wurde, um ihm daheim den Prozess zu machen, inspirierte seinerseits diverse Filmschaffende. Andere Geschichten, etwa die zu Hitlers angeblicher Flucht, darf man hingegen bei den Legenden verorten.

Absurd und billig

Um Realismus geht es Regisseur und Drehbuchautor Phil Blattenberger, der schon bei seinem ersten Film Point Man ein Kriegsszenario verwendete – dort war es der Vietnamkrieg –, bei Condor’s Nest ohnehin nicht. Denn während die Geschichte anfangs noch einigermaßen plausibel ist, wird diese mit der Zeit immer absurder. Vor allem ein späterer Schlenker, der die krude Rassenlehre mit einer anderen Legende zu verbinden versucht, wird so richtig bescheuert. Wie viel Spaß man an dem Film hat, hängt dann auch maßgeblich damit zusammen, ob sich an leicht trashigen Historiengrotesken erfreuen kann, bei denen nie ganz klar ist, ob das jetzt freiwillig oder unfreiwillig komisch sein soll. Tipp: Es hilft, sich den Film im englischen Original anzuschauen, wo tatsächlich oft auf Deutsch gesprochen wird. Oder das, was Blattenberger und sein Team wohl für Deutsch hielten.

Lässt man diesen ganzen Blödsinn weg, gibt es nur wenig Gründe, warum man sich das hier anschauen sollte. Die Dialoge schwanken zwischen zweckmäßig und fürchterlich, die schauspielerischen Leistungen sind auf einem überschaubaren Niveau, das Geld reichte zudem nicht für richtige Actionszenen oder eine aufwendigere Ausstattung. Ein paar der Landschaftsaufnahmen können sich sehen lassen, was den Film durchaus aufwertet. Condor’s Nest orientiert sich zudem eindeutig an Inglourious Basterds und anderen früheren Actionabenteuern, was dem Ganzen einen altmodischen Charme verleiht. Nur eben nicht genug, um das Ganze auch wirklich sehenswert zu machen, weshalb der Kriegsthriller in der Flut solcher Titel untergehen dürfte, zumal die Spannungskurve keine nennenswerte Höhe erreicht.

Credits

OT: „Condor’s Nest“
Land: USA
Jahr: 2023
Regie: Phil Blattenberger
Drehbuch: Phil Blattenberger
Musik: Christof Unterberger
Kamera: Daniel Troyer
Besetzung: Jacob Keohane, Al Pagano, Corinne Britti, Arnold Vosloo, James Urbaniak

Bilder

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Condor’s Nest
fazit
„Condor’s Nest“ folgt einem US-Amerikaner nach Argentinien, wo er sich an einem deutschen Oberst rächen will, der seine Männer im Zweiten Weltkrieg erschossen hat. Statt spannender Action gibt es eine Geschichte, die mit der Zeit immer bescheuerter wird und auch des geringen Budgets wegen kaum sehenswert ist.
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