The Popes Exorcist
Russell Crowe als Priester in dem Horrorfilm "The Pope's Exorcist" (© Sony Pictures)

Russell Crowe [Interview]

In The Pope’s Exorcist spielt Russell Crowe den Priester Gabriele Amorth, der als Chef-Exorzist des Vatikans immer wieder im Einsatz ist. In den meisten Fällen handelt es sich dabei um Menschen, die an psychischen Krankheiten leiden und irrtümlich als besessen angesehen werden. Doch dann wird er zu dem Jungen Henry (Peter DeSouza-Feighoney) gerufen, der gemeinsam mit seiner Mutter Julia (Alex Essoe) und Tochter Amy (Laurel Marsden) nach Spanien gezogen ist, wo die Familie eine alte Abtei restaurieren möchte. Und tatsächlich scheint ein Dämon von dem Kind Besitz ergriffen zu haben. Wir haben uns mit Russel Crowe anlässlich des Kinostarts am 6. April 2023 über seine Rolle und den Reiz von Horrorfilmen gesprochen.

 

The Pope’s Exorcist ist dein erster Horrorfilm, bei dem du die Hauptrolle übernommen hast. Was hat dich daran gereizt?

Ich hatte in Die Mumie mit Tom Cruise eine größere Rolle. Aber es stimmt schon, dass The Pope’s Exorcist der erste Horrorfilm ist, bei dem ich die Hauptrolle habe. Eigentlich bin ich kein großer Horrorfan, da ich danach nicht gut schlafen kann. Außerdem bin ich unglaublich abergläubisch. Was mich gereizt hat? Ich war fasziniert von der Figur und dem wahren Leben von Gabriele Amorth, den ich spiele. Er war tatsächlich 36 Jahre lang Exorzist und war an Zehntausenden von Austreibungen beteiligt.

Kanntest du Amorth denn vorher schon?

Nein. Ich muss auch gestehen, dass ich ziemlich geschockt war, als ich erfahren habe, dass es tatsächlich so etwas wie einen Chef-Exorzisten im Vatikan gab. Vielleicht war das naiv von mir, aber ich wäre nie auf die Idee gekommen. Auf jeden Fall hat das mein Interesse geweckt und ich wollte mehr über ihn erfahren. Und je mehr ich über ihn erfahren habe, umso größer wurde meine Faszination. Das klang alles sehr interessant und wie etwas, mit dem ich Spaß haben würde.

Wie würdest du ihn denn beschreiben? Was zeichnet ihn aus?

Vor allem sein Sinn für Humor. Er war sehr unangepasst und konnte auch schon mal sehr kontroverse Dinge sagen. Ein echtes Unikat. Er fuhr einen Lambretta Motorroller. Uns war es wichtig, dass dies auch in dem Film rüberkommt. Wir wollten, dass Gabriele in The Pope’s Exorcist so ist, dass ihn auch seine Freunde wiedererkennen würden. Vor allem war er aber ein Mann, der einen sehr starken und reinen Glauben hatte. Seine Lebensgeschichte war auch sehr interessant. Schon mit 17 wollte er Priester werden. Man sagte ihm damals aber, dass er erst noch ein bisschen Lebenserfahrung sammeln sollte. Im Krieg kämpfte er gegen die Faschisten, später besuchte er eine Schule für Rechtswissenschaft. Doch sein Glauben verließ ihn nie. Er widmete sein Leben anderen Menschen und hatte keine Angst vor deren Verfehlungen. Er akzeptierte ihre Schwächen und Marotten und wusste, dass viele Fälle von Besessenheit in Wahrheit Leute mit psychischen Schwierigkeiten waren. Dieser ehrliche Umgang, der viel auf Bauchgefühl basierte, half ihm bei der Begegnung mit dem wahren Okkulten.

Okkultismus spielt im Horrorgenre eine große Rolle. Es gibt viele Filme, die von Besessenheit und Exorzismen handeln. Was macht sie so besonders?

Ich denke, dass die Menschen sich angezogen fühlen von Sachen, die sie nicht völlig verstehen. Die auch nicht erklärt werden können. Habe ich in meinem Leben unerklärliche Erfahrungen gemacht? Ja, das habe ich. Bin ich in Situationen gewesen, in denen ich eine andere und womöglich gefährliche Energie gespürt habe? Auch das, ja. Die meisten dürften solche Erfahrungen gemacht haben. Nur weil wir etwas nicht erklären können, heißt das nicht, dass es nicht da war. Wir reden nur ungern darüber, weil Gespräche über das Paranormale schnell ins Extreme gehen. Die einen sehen solche Ereignisse an jeder Ecke, die anderen bestehen darauf, dass es keine Geister gibt. Gleichzeitig geht es in solchen Filmen um ganz existenzielle Themen. Ich spreche im Zusammenhang mit The Pope’s Exorcist ganz oft über die Frage, was das Böse bedeutet und was der Teufel bedeutet.

Und ganz allgemein, worin besteht für dich der Spaß, sich einen Horrorfilm anzuschauen?

Du bekommst dabei einen richtigen Adrenalinschub. Klar weißt du, dass das reine Unterhaltung ist. Aber wenn du dich darauf einlassen kannst und mitgehst, dann kann das schon sehr spaßig sein. Wenn du mittendrin aufspringst oder die Hand von der Person nimmst, die neben dir sitzt, dann kann das eine tolle Erfahrung sein. Vor allem natürlich, wenn das in einem Kino passiert, wo du die Erfahrung mit noch mehr Leuten teilen kannst.

Die Geschichte von The Pope’s Exorcist ist dabei aber sehr düster.

Das stimmt. Die Ereignisse, von denen wir erzählen, nehmen uns mit in eine der dunkelsten Phasen in der Geschichte der katholischen Kirche, als die Menschen hart bestraft wurden, wenn sie nicht genug glaubten. Für uns war das eine exzellente Möglichkeit, tiefer in die Geschichte Spaniens einzutauchen und uns der Vergangenheit zu stellen. Dafür ist die Abtei ideal, mit ihren vielen Schichten, die nach und nach abgetragen werden. Gleichzeitig nehmen wir Bezug auf Beschreibungen in der Bibel über Luzifer und die gefallenen Engel. Was ist mit ihnen geschehen, als sie weggesperrt wurden? Wurden sie besiegt? Das wird im Laufe des Films immer wichtiger, denn erst nach und nach realisieren die Priester, worauf sie sich da einlassen.

Vielen Dank für das Gespräch!

Zur Person
Russell Crowe wurde am 7. April 1964 in Wellington, Neuseeland geboren. Nach ersten Erfolgen als Schauspieler in Australien wechselte er nach Hollywood. Er wurde gleich drei Jahre in Folge für einen Oscar als bester Hauptdarsteller nominiert: Inside (2000),  Gladiator (2001) und A Beautiful Mind (2002), für seine Rolle als Gladiator nahm er den Preis auch mit nach Hause. Zu seinen weiteren bekannten Filmen zählen L.A. Confidential (1997), Master and Commander – Bis ans Ende der Welt (2003) und Les Misérables (2012).



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