Die Unzertrennlichen Dead Ringers

Die Unzertrennlichen

Die Unzertrennlichen Dead Ringers
„Die Unzertrennlichen“ // Deutschland-Start: 9. Februar 1989 (Kino) // 11. September 2007 (DVD)

Inhalt / Kritik

Seit ihrer Kindheit leben und arbeiten die eineiigen Zwillinge Beverly und Elliot Mantle (beide Jeremy Irons) zusammen. In Manhattan haben sie sich als Gynäkologen nicht nur eine sehr erfolgreiche Praxis aufgebaut, sondern gehen in der High Society wie auch der intellektuellen Elite der Großstadt ein und aus. Insbesondere Elliot genießt die Vorzüge, die ihm dieses Leben bietet, denn neben zahlreichen Kongressen und öffentlichen Auftritten kann er zudem auf eine lange Liste an Affären blicken, wobei die meisten seiner Freundinnen Patienten in der Praxis waren oder sind. Im Kontrast dazu nimmt Beverly seine Arbeit und Forschung sehr ernst und sitzt teilweise ganze Nächte vor Essays, Vorlesungen oder wissenschaftlichen Artikeln, was ihn immer mehr zu einem Eremiten macht. Die Bekanntschaft mit der Schauspielerin Claire Niveau (Geneviève Bujold) verändert das Leben der Brüder schlagartig, denn was für Elliot nur eine weitere Affäre ist, wird für Beverly zu einer ernsten Beziehung, von der er schon bald nicht mehr lassen will.

Ärzte unter Drogen

Als im Juli 1975 die Gynäkologen und eineiigen Brüder Stewart und Cedric Marcus in ihrer Wohnung aufgefunden wurden, beschäftigte der Fall schnell die Medien sowie einige Fachzeitschriften, stand doch die Frage im Raum, ob die beiden Ärzte unter Drogeneinfluss Operationen ausgeführt hatten. Weniger die Umstände als vielmehr die Verbindung des Berufs der Brüder mit Themen wie Körper und Schönheit begeisterten den Kanadier David Cronenberg an dem Projekt, da Die Unzertrennlichen oder Dead Ringers, wie der Film im Original heißt, besonders Aspekte ansprach, die bereits feste Bestandteile seines filmischen Schaffens geworden waren.

Für die einen mag Die Unzertrennlichen eine logische Fortführung der Karriere des Kanadiers sein, doch andererseits markiert der Film einen Einschnitt. In seiner Abhandlung Toxic Twins  über Dead Ringers geht Autor Oliver Nöding auf die Tatsache ein, dass im Vergleich zu beispielsweise Rabid, Shivers oder Die Brut blutige Szenen eher Mangelware sind und sich Cronenberg auf einen anderen Aspekt fokussiert. Im Grunde ist es eine Mischung aus Thriller und Satire mit einigen Überlegungen zu den Themen Körper, Schönheit und Intimität, was Die Unzertrennlichen zu einem sehr unangenehmen sowie einem der wohl interessantesten Filme des Kanadiers macht.

Die Mantles sind im Film zwei Außenseiter, die von Kindesbeinen an Zugang zu einer Welt finden wollen, diese verstehen wollen und dabei den Zugang über das für sie Naheliegendste, nämlich den menschlichen Körper, finden wollen. Cronenberg beginnt seinen Film mit einer fehlgeschlagenen Annäherung an ein Mädchen aus der Nachbarschaft, was einerseits die Andersartigkeit der beiden Figuren bedient, doch zugleich ihren Drang nach einer Intimität, die sie bislang nur zueinander haben. Der Körper wird bei Cronenberg zu einem Objekt der Sehnsucht, auch der sexuellen, doch ebenso will man sich von ihm trennen, die Abhängigkeit lösen, was den Beginn eines fatalen Zerfallsprozesses markiert.

Innere Schönheit

Der satirische Aspekt kommt freilich durch die Gesellschaft zustande, in der sich die beiden Hauptfiguren bewegen. Schönheit ist in ihrer Praxis gegeben und speziell für Elliot eine feste Größe in seinem Leben, doch besonders dem introvertierten Beverly ist dies schon lange nicht mehr genug. Die Grenzen des Körpers beschäftigen ihn, ebenso wie die anatomische Anomalie Claires, welche für ihn der Beginn seiner Liebe zu ihr ist. Jeremy Irons, der in Dead Ringers in einer der besten Rollen seiner Karriere zu sehen ist, spielt die Nuance und Kontraste der Brüder mit einer Sensibilität und einem Gespür für feinen Humor, dass man als Zuschauer fast schon nicht anders kann, als der Mischung aus Abstoßung und Zusammenfinden in der Beziehung der Brüder zuzusehen, besonders aber Beverlys Verlangen, sich endlich zu lösen. Die präzisen, ruhigen Bilder Peter Suschitzkys kombiniert mit der Filmmusik Howard Shores unterstützen den Eindruck einer Gesellschaft, die an traditionellen Mustern von Schönheit festhält sowie die Tragödie von zwei Menschen, deren radikale Umsetzung des Konzepts der inneren Schönheit eine Spirale der Zerstörung und der Sucht auslöst.

Credits

OT: „Dead Ringers“
Land: Kanada, USA
Jahr: 1988
Regie: David Cronenberg
Drehbuch: David Cronenberg, Norman Snider
Musik: Howard Shore
Kamera: Peter Suschitzky
Besetzung: Jeremy Irons, Geneviève Bujold, Heidi von Palleske, Barbara Gordon, Shirley Douglas, Stephen Lack

Bilder

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Die Unzertrennlichen
fazit
„Die Unzertrennlichen“ ist eine Mischung aus Satire, Thriller und vor allem im letzten Drittel auch Drama. David Cronenberg erzählt von der Suche nach innerer Schönheit und wie diese einen Strudel aus Drogensucht und Selbstzerstörung nach sich zieht. Nicht nur die technischen Aspekte machen den Film zu einem der besten des Kanadiers, vor allem ist es die darstellerische Leistung von Jeremy Irons, die „Die Unzertrennlichen“ sehenswert macht.
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