Rabid 1977
© WVG Medien

Rabid (1977)

Kritik

Rabid 1977
„Rabid“ // Deutschland-Start: 24. Juni 1977 (Kino) // 28. Juni 2019 (DVD/Blu-ray)

Nach einem Motorradunfall wird Rose (Marilyn Chambers) in die eigentlich auf plastische Chirurgie spezialisierte Klinik von Dan Keloid (Howard Rysphan) gebracht. Während ihr Freund Hart (Frank Moore) mit einer gebrochenen Hand und einer verletzten Schulter davonkommt, zwingen die starken Verbrennungen an Roses Körper Keloid dazu, Haut von anderer Stelle zu verpflanzen, wobei die zu verpflanzende Haut „morphogenetisch neutralisiert“ wird, sodass am Ende gesundes Gewebe entsteht und die Transplantation gar nicht auffällt. Die Prozedur ist nicht nur riskant, sondern bei seinen Kollegen sehr umstritten, jedoch hält Keloid unbeirrt an ihr fest, nimmt alle Risiken in Kauf. Nach Wochen im Koma wacht Rose wieder auf, doch irgendwas stimmt nicht mit der jungen Frau. Zwar sind die Wunden des Unfalls gut verheilt, doch fühlt sie sich nicht imstande, normale Nahrung zu sich zu nehmen. Dafür verspürt sie ungeheure Lust auf Blut, welches sie ihren Opfern durch einen Stachel in ihren Achseln aussaugt. Da sie schon bald eine ganze Reihe Opfer gefunden hat, flieht sie schließlich aus der Klinik, per Anhalter nach Montreal, wo sie bei einer Freundin zeitweise lebt. Jedoch hat die neuentdeckte Blutlust Roses noch viel weitreichendere Folgen, denn ihre Opfer verwandeln sich mit der Zeit in Tollwütige, welche die Menschen in ihrer Nähe angreifen. Schon nach kurzer Zeit hat sich das Virus in weiten Teilen Kanadas verbreitet und droht in andere Länder überzugreifen.

Fremdkörper
Nach dem gemischten bis hin zu feindseligen Kritikerecho für seinen ersten Film Die Parasiten-Mörder gestaltete sich die Suche nach einem Finanzier für einen zweiten Film für den kanadischen Regisseur David Cronenberg als schwierig. Vor allem Produzent Ivan Reitman (Ghostbusters – Die Geisterjäger) war ihm eine große Hilfe, der Cronenberg nicht nur ermutigte, an dem Projekt festzuhalten, sondern diesen auch davon überzeugte, die aus der Porno-Branche bekannte Marilyn Chambers in der Hauptrolle zu besetzen. Mit Rabid ist dabei ein Film entstanden, der viele der Gedanken und Themen des Vorgängerfilms aufgreift und dabei insbesondere auf die Beziehung des Menschen zu seinem Körper eingeht.

Gerade in Zeiten, in denen die Menschheit mit einem Virus wie Corona konfrontiert ist, wird einem Zuschauer schon sehr mulmig, wenn man die katastrophalen Folgen des Virus bedenkt, der durch Rose ohne ihr Wissen verbreitet wird. Bereits in Die Parasiten-Mörder thematisierte Cronenberg die Angst des Menschen vor einem für ihn unsichtbaren Erreger und die Kraft, mit welcher dieser unseren Körper verändert und unserer Kontrolle entzieht. In Rabid werden Roses Opfer zu – wie der Titel impliziert – tollwütigen Bestien, die sich verwandeln und mehr den Untoten aus Filmen wie George A. Romeros Dawn Of The Dead gleichen. Mit klinischer Distanz beobachtet Edward Lachmans Kamera die Verbreitung des Virus, die Veränderungen eines Körpers und mit welcher Zerstörungswut es sowohl den Menschen wie auch das Leben an sich lahmlegt, mit schrecklichen Konsequenzen.

Der Parasit Mensch
Faszinierend und sehr provokant, erst recht durch die bereits erwähnte, distanzierte Sicht auf die Handlung, verhandelt Cronenberg in Rabid die problematische Beziehung des Menschen zum Körper. Durch eine Figur wie Rose, die sich ihrem Durst nach Blut hingibt, sich wie eine Drogensüchtige auf Entzug am Boden windet, wenn sie ihrem Verlangen nicht nachgibt, stellt sich die interessante Frage nach der Kontrolle, die wir über den Körper haben und inwiefern dessen Gelüste uns als Person ändert. Die parasitäre Existenz, eine Art Abwandlung vom Vampirmythos, wird eins mit dem Charakter, denn Rose gibt sich scheinbar bereitwillig diesem Durst hin und findet Gefallen am Prozess der Verführung.

Wie die teils sehr detailreichen Ausführungen Doktor Keloids, einem Vorgänger der Figuren wie der von Jeremy Irons in Cronenbergs Dead Ringers, suggerieren, versuchen wir die Zähmung unseres Körpers und küren damit die Verschönerung des Körpers zur Königsdisziplin. Durch diesen werden aber neue Probleme, neue Monster, wenn man so will geschaffen, die uns letztlich wieder auf die Fragilität des Körpers verweisen.

Credits

OT: „Rabid“
Land: USA, Kanada
Jahr: 1977
Regie: David Cronenberg
Drehbuch: David Cronenberg
Kamera: Edward Lachman
Besetzung: Marilyn Chambers, Frank Moore, Joe Silver, Howard Rysphan

Bilder

Trailer

Kaufen/Streamen

Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision. Auf diese Weise könnt ihr unsere Seite unterstützen.




(Anzeige)

David Cronenbers „Rabid“ ist ein schockierender Horrorfilm über die Beziehung des Menschen zum eigenen Körper. Wie ein Beobachter zeichnet die Kamera den Verlauf eines Virus nach, wie dieses seine Opfer verwandelt und tollwütig macht. Das Ergebnis ist brutal, provokant und nichts für schwache Nerven.
7
von 10