Yellowjackets
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Yellowjackets – Staffel 1

Yellowjackets
„Yellowjackets – Staffel 1“ // Deutschland-Start: 18. August 2022 (DVD)

Inhalt / Kritik

1996 verspricht ein gutes Jahr für das Mädchen-Fußballteam einer Highschool in New Jersey zu werden. Nicht nur blicken sie auf eine Serie beachtlicher Erfolge zurück, sondern sie sind nun auch zu einem nationalen Turnier in Seattle eingeladen worden, weshalb schon seit geraumer Zeit jede freie Minute der Spielerinnern entweder fürs Training oder für die Bewerbungen an Universitäten vorgesehen ist. Auf dem Flug kommt es jedoch zu einem Unglück und die Maschine stürzt irgendwo in den Wäldern ab. In all dem Chaos versuchen Jackie (Ella Purnell), Kapitänin der Mannschaft, sowie ihre beste Freundin Shauna (Sophie Nélisse) und die anderen Spielerinnen die Ruhe zu bewahren, doch das Warten auf Rettung und andere Gefahren, die in den Wäldern lauern, verbreiten Panik in der Gruppe. Einzig und allein Misty (Sammi Hanratty), die das Equipment der Mannschaft bestellt und managt, behält einen kühlen Kopf und kann durch ihre Erstversorgung der Verletzten überzeugen. Jedoch kommt es immer öfter zu Anfeindungen in der Gruppe und Streitigkeiten, und ebenso zu der Erkenntnis, dass noch etwas Anderes, etwas Dunkles in der Natur auf die lauert.

25 Jahre später erhält Shauna (Melanie Lynskey) Besuch von einer Reporterin, die erklärt, sie wolle ein Buch über die tragischen Ereignisse von 1996 schreiben und dazu einige Interviews mit den Überlebenden führen. Beunruhigt durch den Besuch, kontaktiert Shauna ihre Freundinnen von damals, insbesondere Taissa (Tawny Cypress), eine einflussreiche Politikerin, die ihre Beziehungen spielen lassen soll, um mehr über das Buchprojekt und die vermeintliche Journalistin herauszufinden. Die anderen versuchen ebenfalls auf eigene Faust Nachforschungen anzustellen und finden heraus, dass die Erlebnisse von damals tiefe Spuren bei einigen hinterlassen haben und nach wie vor etwas oder jemand hinter ihnen her ist.

Zum Schutze der Königin

Die Idee, eine Neuverfilmung von William Goldings Herr der Fliegen mit einer komplett weiblichen Besetzung anzuvisieren, hört sich zugegebenermaßen wirklich nicht sonderlich erstrebenswert an, doch die Tatsache, dass viele Produzenten es Mädchen noch nicht einmal zutrauten, zu einer solchen Barbarei fähig zu sein wie die Jungen in der Romanvorlage, irritierte Drehbuchautorin Ashley Lyle dann doch. Ihre Gedanken und Gesprächen mit Koautor Bart Nickerson wurden allmählich zu einer Geschichte, sie zwar von einer ähnlichen erzählerischen Basis ausging, aber schon bald weit darüber hinaus ging und schließlich zum Fundament für die Serie Yellowjackets wurde. Die erste Staffel hatte ihre Premiere im November 2021 auf dem US-Sender Showtime und wird in Deutschland, nach einer Auswertung auf verschiedenen Streamingplattformen, auf DVD fürs Heimkino ausgewertet.

Innerhalb der zehn Folgen der ersten Staffel verfolgen die Drehbuchautoren gleich zwei Handlungsstränge, wobei der erste im Jahre 1996 spielt und der zweite 2021. Darüber hinaus werden immer wieder kleinere Szenenschnipsel eingeworfen, die als Andeutungen zu verstehen sind, was sich damals in den Wäldern zwischen den Überlebenden des Flugzeugabsturzes abgespielt hat. Ästhetisch kann man Yellowjackets zum einen als typisches Jugenddrama verorten, welches die einzelnen Figuren und ihre Beziehungen zueinander aufzeigt, wobei sich immer wieder interessante Parallelen zu der erwachsenen Version dieses Charakters zeigen, oder eben auch Fragen und Irritationen. In beiden Erzählungen wechselt der Ton schnell zu düster und geheimnisvoll, vereint Elemente des Thrillers wie auch des Horrorfilms, wenn beispielsweise das Trauma der Frauen deutlich wird, ihre Methoden der Verdrängung sowie die Art und Weise, wie sich dieses einen Weg nach außen sucht und ihre Familien beginnt heimzusuchen. Interessant ist dabei auch die Beziehung der Figuren, ihr Zusammenhalt als Mannschaft, der immer wieder auf die Probe gestellt wird und ähnlich den Wespen („yellowjackets“) in ihrem Nest ist, bei denen sich alle Kräfte auf eine Königin konzentrieren.

Das stärkere Narrativ

Über die zehn Folgen hinweg steht und fällt die Spannungskurve, abhängig von einigen guten und einigen weniger gelungenen Einfällen, die sich vielleicht im Laufe der insgesamt auf fünf Staffeln angelegten Serie als interessant erweisen. Die Ausgangssituation, welche sich an den eingangs erwähnten Plot aus Goldings Roman anlehnt, wird durch entsprechende Wendungen, teils hin zum Übernatürlichen, angereichert, wobei sich die Perspektive der Erwachsenen als das eindeutig stärkere Narrativ erweist. Manch einem Zuschauer wird sich die Frage stellen, warum sich die Autoren nicht ganz auf diesen Handlungsstrang verlassen haben, schon allein wegen der starken Darstellungen von Schauspielern wie Christina Ricci, Juliette Lewis und Melanie Lynskey. Konsequent ist daher auch, dass das von Eduardo Sánchez (The Blair Witch Project) inszenierte Finale besonders die Erzählebene von 2021 zu einem überraschenden und dramaturgisch packenden Schlussakkord bringt (samt Cliffhanger versteht sich).

Credits

OT: „Yellowjackets“
Land: USA
Jahr: 2021
Regie: Eva Sørhaug, Karyn Kusama, Deepa Mehta, Jamie Travis, Billie Woodruff, Ariel Kleiman, Eduardo Sánchez, Daisy von Scherler Mayer
Drehbuch: Ashley Lyle, Bart Nickerson, Katherine Keans, Liz Phang, Ameni Rozsa,, Sarah L. Thompson, Jonathan Lisco, Chantelle Wells, Cameron Brent Johnson
Musik: Anna Waronker, Craig Wedren, Theodore Shapiro
Kamera: C. Kim Miles, Trevor Forrest, Julie Kirkwood
Besetzung: Melanie Lynskey, Tawny Cypress, Ella Purnell, Sophie Nélisse, Jasmin Savoy Brown, Sophie Thatcher, Sammi Hanratty, Steven Krueger, Warren Kole, Christine Ricci, Juliette Lewis

Bilder

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Yellowjackets – Staffel 1
fazit
„Yellowjackets“ ist eine Serie, die zwar vornehmlich ein Drama ist, aber darüber hinaus noch Elemente des Thrillers und des Horrorfilms in sich vereint. Es ist ein vielversprechender Start, dessen Potenzial sich erst noch gänzlich zeigen wird, der aber darstellerisch und dramaturgisch überzeugt, auch wenn es etwas weniger Hintergrund bisweilen auch getan hätte und man vieles dem Zuschauer selbst hätte überlassen können.
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