Lights Out
© Warner Bros

Lights Out

(„Lights Out“ directed by David F. Sandberg, 2016)

„Lights Out“ läuft ab 4. August im Kino

Wenn Martin (Gabriel Bateman) die Wahl hätte, das Licht wäre immer angeschaltet bei ihm zu Hause – bei Tag, bei Nacht. Denn im Dunkeln, davon ist der Junge überzeugt, verbirgt sich eine bösartige Kreatur, die nur darauf wartet, ihn zu schnappen. So stark werden seine Ängste mit der Zeit, dass er nachts kein Auge mehr zumachen mag und daraufhin mehrfach im Unterricht einschläft. Seine Halbschwester Rebecca (Teresa Palmer), die schon vor Jahren ausgezogen ist und von der Schule herbeizitiert wird, kann das nur zu gut verstehen, hatte sie als Kind doch ganz ähnliche Ängste. Als sie und ihr Freund Bret (Alexander DiPersia) ihre gemeinsame an Depressionen leidende Mutter Sophie (Maria Bello) zur Rede stellen wollen, müssen sie feststellen, dass hinter diesen Ängsten vielleicht doch mehr steckt als eine bloße Kinderfantasie.

Während die Blockbusterkonkurrenz 2016 enorme Schwierigkeiten hat, ihre hohen Budgets wieder einzuspielen, lachen sich in den USA die Vertreter der Horrorfraktion ins Fäustchen: Ob bekannte Franchises wie Conjuring 2 und The Purge: Election Year oder auch Neulinge wie The Shallows und aktuell Lights Out, es ist beeindruckend, wie hoch die Gewinnmargen da zuweilen sind. Oftmals braucht es da auch keine Effektgewitter oder Superstars, um das Zielpublikum ins Kino zu locken, da reicht schon eine gute Grundidee.

Und die von Lights Out ist es: Ein Wesen, das nur im Dunkeln leben kann, das ist der Stoff, aus dem Kinderalpträume gemacht sind. Jeder dürfte in jungen Jahren schon einmal darauf bestanden haben, dass das Licht nachts an bleibt, nur um ganz sicherzugehen, dass sich da nicht unbemerkt etwas anschleicht. Hier wird dieser Gedanke jedoch auf die Spitze getrieben, wenn jeder Schatten zu einer potenziellen Gefahrenquelle wird – und jeder Lichtschalter zu einem hart umkämpften Rettungsanker. Schon der Einstieg, wenn Martins Vater Paul (Billy Burke) auf perfide Art und Weise sein Leben lassen muss, drängt einen tief in den eigenen Kinosessel zurück. Und es ist nicht das einzige Mal, dass der Film recht geschickt mit unseren Urängsten vor der Dunkelheit spielt.

Schwierig ist jedoch, aus dieser einfachen Idee einen ganzen Film stricken zu wollen. Regisseur David F. Sandberg, der einige Jahre zuvor mit seinem Kurzfilm gleichen Namens für Furore sorgte, erhielt hier die Möglichkeit, das Ganze auf Spielfilmlänge ausbreiten zu wollen. Und so ganz will das dann doch nicht funktionieren. So effektiv die einzelnen Horrormomente für sich genommen immer sind, sie sind – trotz unterschiedlicher Lichtquellen – so sehr an das Gimmick gebunden, dass Lights Out auf Dauer die Abwechslung fehlt. Eigentlich bekommen wir dieselben Szenen nur in verschiedenen Variationen geboten.

Um das zu kaschieren oder auf die notwendige Spielfilmminutenzahl zu kommen, wurde das Mysterium um das dunkelheitliebende Monster noch um eine Hintergrundgeschichte erweitert. Die ist jedoch nicht nur recht überflüssig und an manchen Stellen an den Haaren herbeigezogen, sondern auch plump erzählt: Die Spurensuche geschieht im Zeitrafferverfahren, bringt lauter Klischees zum Vorschein, zum Ende wird das Ergebnis so wortwörtlich erklärt, dass die geheimnisvolle Atmosphäre schon weit vor Schluss den geist aufgibt. Das ist schade, zumal es lange danach aussieht, dass der Erscheinung eine zumindest interessantere Variante zugrunde liegt. Zu einem richtigen Highlight reicht es deshalb nicht, aber doch für wohlig-schauriges Sommerkino, das zudem den beiden Hauptdarstellerinnen Leistungen entlockt, die in diesem Genre wahrlich keine Selbstverständlichkeit sind.



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Die Idee hinter „Lights Out“ ist einfach, dafür sehr effektiv umgesetzt: Ein bösartiges Wesen lauert in der Dunkelheit und tötet in den Schatten. Auf Dauer schränkt dieses Szenario aber doch recht ein, trotz engagierter Darstellerinnen mangelt es an Abwechslung. Schade ist zudem, dass noch eine Hintergrundgeschichte rein musste, die sowohl voller Klischees wie auch plump erzählt ist.
6
von 10