Bullet Proof
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Bullet Proof

Bullet Proof
„Bullet Proof“ // Deutschland-Start: 25. August 2022 (Kino) // 9. Dezember 2022 (DVD/Blu-ray)

Inhalt / Kritik

Für einen Moment sah es so aus, als habe der Mann (James Clayton) den Jackpot geknackt: eine ganze Tasche voller Geld! Das sollte reichen, um einen geruhsamen Lebensabend verbringen zu können. Doch dann merkt er, dass das alles nicht ganz so einfach ist wie erhofft. So findet er im Kofferraum seines Wagens Mia (Lina Lecompte) vor, die sich als Ehefrau des Gangsterbosses Temple (Vinnie Jones) herausstellt. Jenen Mann also, den er gerade bestohlen hat. Die macht ihm daraufhin klar, dass dieser vermeintliche Coup eine ganz ganz dumme Idee war. Denn der Göttergatte soll ein so brutales Monster sein, dass sie selbst vor ihm geflohen ist, sein kommendes Kind im Bauch tragend. Wohl oder übel zu Schicksalsgenossen geworden, machen sich die beiden auf den Weg, in der Hoffnung, vielleicht doch noch irgendwie abhauen zu können …

Gefährliches Geschäftsmodell: Gangster beklauen

Einen Gangsterboss zu bestehlen, mag wie ein lukratives Geschäft aussehen. In Filmen zumindest täuscht der Eindruck jedoch meistens: Am Ende hat man so viel Ärger damit, dass es im Nachhinein vielleicht doch besser gewesen wäre, die Finger davon zu lassen. Arm lebt länger. Wobei Bullet Proof in der Hinsicht noch gnädig ist. Wo bei 9 Bullets, dem praktisch zeitgleich veröffentlichten Thrillerdrama, am Anfang ein Massaker steht, dem die ganze Familie des Protagonisten zum Opfer fällt, da klappt das hier mit der Flucht deutlich besser und ohne nennenswerte Blessuren. Aber das muss ja nicht so bleiben. Warum sonst einen Film darüber drehen?

Dass dem Dieb, der bis zum Ende des Films keinen Namen erhält, auf dieser Flucht noch eine zweite Figur an die Seite gestellt wird, ist dabei natürlich Standard. Die meisten Geschichten setzen auf so etwas. Eher ungewöhnlich ist, dass die Frau des Bestohlenen diese zweite Figur ist und dadurch zu einer Mischung aus Geisel und Leidensgenossin wird. Eine reine Damsel in Distress ist Mia dabei nicht. Dafür ist sie viel zu lautstark, lässt keinen Moment ungenutzt, um ihren Mitreisenden anzubrüllen. Über längere Zeit ist das dann auch das, was Bullet Proof prägt: Da wird unentwegt gestritten und gestritten und gestritten. Die Versuche einander zu beleidigen sind so hysterisch, dass man insgeheim den Antagonisten anfeuert, er möge die beiden doch bitte trennen, gern auch mit Gewalt. Hauptsache sie halten die Klappe.

Dialoge aus der Drehbuchhölle

Einen an zwei so unsympathische und wahnsinnig anstrengende Figuren zu fesseln, das ist schon bemerkenswert. Zumal Hauptdarsteller James Clayton hier gleichzeitig Regisseur und mit Bullet Proof sein Debüt hinter der Kamera gibt. Da sollte man eigentlich erwarten, dass er sich selbst vielleicht etwas positiver in Szene setzt. Aber vielleicht ist das alles auch lustig gemeint. Zumindest zwischenzeitlich hat man den Eindruck, hier vielleicht doch eine Genreparodie zu sehen statt eines „richtigen“ Genrevertreters. Es ist nicht ganz einfach so akzeptieren, dass diese Dialoge, die beim bloßen Zuhören seelische und körperliche Schmerzen bereiten, tatsächlich ernst gemeint sein könnten. Natürlich erwartet niemand bei einem Actionfilm Texte, für die es einen Nobelpreis geben könnte. Sie sollten einen aber auch nicht so sehr stören, dass man regelmäßig aus dem Geschehen gerissen wird.

Hinzu kommt, dass der Actionpart auch nicht den besten Eindruck hinterlässt. Viel hilft viel scheint hier das Motto gewesen zu sein, weswegen hier ständig irgendwas passiert. Ein bisschen mehr Quantität in Form interessanter Choreografien wäre aber schöner gewesen. Immerhin: Im Gegensatz zu dem vor Klischees triefenden Gegenspieler, der von dem ehemaligen Fußballer und nun Freizeit-Gangster-Darsteller Vinnie Jones (Passwort: Swordfish) routiniert runtergespielt wird, bleibt das Duo in Erinnerung. Dann und wann ist Bullet Proof so trashig überzogen, dass es auch fast schon wieder Spaß macht. Aber eben nur fast. Auch die nostalgisch stimmende 80er-Jahre-Fernsehserien-Einleitung kann das Unheil nicht mehr abwenden. Dann doch lieber die Serie A Model Family anschauen, bei der ein Normalo einen Gangsterboss bestiehlt. Das ist wenigstens unterhaltsam

Credits

OT: „Bullet Proof“
Land: Kanada
Jahr: 2022
Regie: James Clayton
Drehbuch: Cooper Bibaud, Danny Mac
Kamera: Ryan Petey
Besetzung: James Clayton, Lina Lecompte, Vinnie Jones

Bilder

Trailer

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Bullet Proof
Fazit
Wenn in „Bullet Proof“ ein namenloser Dieb und eine Schwangere vor dem Gangsterboss fliehen, dann geht das mit viel Action und noch mehr Beleidigungen einher. Die größte Beleidigung sind aber die Dialoge, die schmerzhafter sind als all das, was das auf der Leinwand geschieht. Da auch die Action selbst nicht viel hermacht, darf man diesen Genrevertreter getrost ignorieren.
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