Steekspel Tricked
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Tricked

Inhalt / Kritik

Steekspel Tricked
„Tricked“ // Deutschland-Start: 30. August 2013 (DVD/Blu-ray)

Zum 50. Geburtstag ist ein großes Fest für Remco (Peter Blok) geplant. Auch seine Ehe zu seiner Frau Lieke (Carolien Spoor), die noch Anteile an seiner Architekturfirma besitzt, war zeitweise in Gefahr, dank seiner Affäre mit seiner Mitarbeiterin Nadja (Sallie Harmsen), die nach einem längeren Aufenthalt in Japan wieder zurück in den Niederlanden ist. Die Überraschung ist groß, als sie bei der Party auftaucht und noch dazu schwanger ist, wobei sie auf die Frage nach dem Vater ausweichend antwortet. Jedoch ist dies nicht der einzige Konfliktherd innerhalb der Familie, denn sowohl Remcos Sohn Tobias (Robert de Hoog) wie auch seine Tochter Ineke (Ricky Koole) wissen von den Affären des Vaters und versuchen den Abend irgendwie herumzubekommen. Während sich Tobias auf das Fotografieren der Gäste konzentriert, hat Ineke ihre beste Freundin und Kommilitonin Merel (Gaite Jansen) eingeladen, mit der sie bei Wein und Koks etwas Spaß für sich haben will. Die Feier endet mit einer Warnung Liekes an ihren Mann, dass sie ihn verlassen werde, sofern er der Vater von Nadjas Kind sei. Doch damit ist die Geschichte nicht ausgestanden.

14 ½

In Interviews nennt Regisseur Paul Verhoeven seinen Film Tricked bisweilen seinen 14 ½, was zum einen als Anspielung aus Federico Fellinis 8 1/2 zu verstehen ist, und zum anderen auf das Konzept des Filmes an sich anspielt, welcher aus verschiedenen Drehbuchsegmenten verschiedener Autoren bestand. Ursprünglich gemeint als ein Experiment, bei dem Verhoeven selbst die Wahl hatte, welche eingegangenen Beiträge er verfilmen würde, war der Ertrag doch sehr ernüchternd und resultierte, sodass er letztlich auf keines der eingegangenen Drehbücher einging. Entstanden ist ein kurzweiliger Film, der Elemente der Komödie mit einem Drama verknüpft und als eine Art Fingerübung des Regisseurs gesehen werden kann, der abermals die Hauptthemen seines Werkes verarbeitet.

Egal, ob in Science-Fiction Filmen wie Total Recall – Die totale Erinnerung oder einem Drama wie Showgirls scheinen Verhoeven Themen wie Machtstrukturen und Hierarchien zu interessieren, meist manifestiert durch Sexualität und Beziehungen. Im Falle von Tricked werden diese Themen innerhalb der Familie behandelt, deren Familienmitglieder und ihre Beziehungen zueinander bereits in der Eröffnungssequenz zur Genüge eingeführt werden. Die Position am Frühstückstisch, die gelinde gesagt milde Begeisterung Remcos über sein Geschenk sowie die abwesende Haltung seiner beiden Kinder ihm gegenüber fassen mittels weniger Mittel und mit Vertrauen auf die Schauspieler zusammen, um was es in der Geschichte geht. Die Kunst ist, all dies in etwas mehr als 50 Minuten zu erzählen, wie es Verhoeven hier vormacht, was freilich keine neue Nuance innerhalb seines Schaffens ergibt, aber durch sein Ensemble wie auch die schwarzhumorigen Spitzen recht kurzweilig bleibt.

Ein Versteckspiel

Zwar entschied sich Verhoeven gegen die Drehbücher, die ihm zugesandt wurden, doch den Titel „Steekspel“, was soviel heißt wie Duell oder Wettbewerb und auf Machenschaften und Manipulation hindeutet, übernahm der Filmemacher. Die etwas holprige Übertragung ins Englische mit „Tricked“ lässt nur erahnen, was Verhoeven mittels seiner Familiengeschichte hier verhandelt. Der Auflösungsprozess familiärer Strukturen wird verbunden mit dem Niedergang der Firma des Vaters, der nach einem Teilhaber sucht und einem Weg, deren Überleben zu sichern. Auch in der Familie geht es um das Verstecken von Motiven, um den Wettbewerb um den eigenen Vorteil, wie es in der Firma an sich auch der Fall ist. Wirklich positiv fällt hier keine Figur auf, gewinnt doch letztlich die Ich-Sucht oder die Suche nach mehr Macht und Einfluss, wobei gegen Ende hin man dem Drehbuch durchaus etwas mehr Gemeinheit gewünscht hätte.

In Tricked verlässt sich Verhoeven in erster Linie auf sein tolles Ensemble, von denen in erster Linie Peter Blok als Familienoberhaupt und Gaite Jansen zu überzeugen wissen. Vor allem letztere zeigt als vermeintlich Außenstehende, wie sie das Konstrukt der Familie angreift und sich selbst einen Platz innerhalb dieser Hierarchie sichert, mit einer Darstellung, die sich durch Witz und Intelligenz auszeichnet.

Credits

OT: „Steekspel“
Land: Niederlande
Jahr: 2012
Regie: Paul Verhoeven
Drehbuch: Kim van Kooten, Paul Verhoeven, Robert Alberdingk Thijm, Esther Schmidt, Kenneth Dingens, Tamara Bosma, Renee Van Amerongen, Martijn Daamen, Fleur Jansen, Sander Blom, Anne Karina Westerik
Musik: Fons Merkies
Kamera: Lennert Hillege, Richard Van Osterhout
Besetzung: Peter Blok, Gaite Jansen, Robert de Hoog, Ricky Koole, Carolien Spoor, Sallie Harmesen, Jochum ten Haaf

Bilder

Trailer

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Tricked“ ist eine kurzweilige Mischung aus Komödie und Drama. Paul Verhoevens Film mag eine Fingerübung für den Regisseur sein, der hier viele der Themen seines vielseitigen Werkes verarbeitet, doch dank seiner Darsteller weiß der kurze Film zu unterhalten.
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