Ein Schuss im Dunkeln A Shot in the Dark Der rosarote Panther
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Ein Schuss im Dunkeln

Inhalt / Kritik

Der rosarote Panther The Pink Panther
„Ein Schuss im Dunkeln“ // Deutschland-Start: 4. März 1965 (Kino) // // 2. Oktober 2014 (DVD)

Als in der Villa des Millionärs Benjamin Ballon (George Sanders) der Chauffeur Miguel ermordet aufgefunden wird, scheint der Fall klar zu sein: Das Hausmädchen Maria Gambrelli (Elke Sommer) war es. Die war nicht nur die Geliebte des Verstorbenen. Man fand sie sogar direkt neben der Leiche, und das auch noch mit der Tatwaffe in der Hand. Niemand will ihr glauben, dass sie mit der Sache nichts zu tun hat. Niemand außer Inspektor Jacques Clouseau (Peter Sellers), der mit der Lösung des Falls beauftragt wurde und sofort Gefallen an der hübschen jungen Frau findet. Der bringt dabei mit seinen nicht immer zielführenden Ermittlungen nicht nur die Leute in der Villa gegen sich auf. Er treibt vor allem seinen eigenen Chef Charles Dreyfus (Herbert Lom) in den Wahnsinn, der regelmäßig an der Unfähigkeit seines tollpatschigen Untergebenen verzweifelt …

Eine Fortsetzung, die keine war

Nach dem großen Erfolg von Der rosarote Panther war es grundsätzlich natürlich wenig überraschend, dass es zu einer Fortsetzung kommen würde. Etwas unerwartet war aber, dass dies mit Ein Schuss im Dunkeln schon ein halbes Jahr später der Fall sein würde. Selbst bei der auf Massenauswertung geeichten Traumfabrik war das alles andere als selbstverständlich. Der Grund hierfür war einfach: Ursprünglich handelte es sich gar nicht um einen Nachfolger. Stattdessen war die Adaption des erfolgreichen Broadway-Theaterstücks A Shot in the Dark von Harry Kurnitz geplant, welches wiederum auf dem Stück L’idiote von Marcel Achard basierte. Sellers war von Anfang an für die Hauptrolle eingeplant. Regisseur Blake Edwards kam erst später hinzu und interpretierte die Geschichte einfach als weiteren Auftritt von Clouseau um, zahlreiche Drehbuchänderungen inklusive.

Das erklärt dann auch, weshalb Ein Schuss im Dunkeln deutlich anders ist als Der rosarote Panther. So fehlt beispielsweise der berühmte Panther im Vorspann, obwohl er ein Markenzeichen der Reihe ist. Vor allem bei den Figuren gab es aber eine große Änderung. War der erste Teil ein Ensemblefilm, bei dem der trottelige Inspektor nur ein Faktor unter mehreren war, rückte er im zweiten in den Mittelpunkt. Kompetenter ist er dadurch aber nicht geworden. Vielmehr geschieht ihm bei jeder sich bietenden Gelegenheit ein Missgeschick. Gleich der erste Auftritt in der Villa endet in einem peinlichen Malheur. Später werden noch eine Reihe weiterer folgen. Wo auch immer der Polizist nach Spuren sucht, findet er in erster Linie das Chaos, geht immer irgendetwas zu Bruch. Das kann mal die Einrichtung sein. Seine Kleidung ist ebenfalls ein häufiges Opfer seines Ungeschicks.

Weniger Abwechslung als zuvor

Grundsätzlich funktioniert das natürlich schon und ist regelmäßig Anlass für amüsante Momente. Peter Sellers war einfach ein großer Meister der physischen Komödie, wenn er sich mit todernster Miene zum Affen machte. Nicht ohne Grund folgten anschließend noch diverse weitere Filme mit ihm in seiner Paraderolle. Dennoch ist Ein Schuss im Dunkeln schwächer als der Vorgänger. Beim ersten Einsatz des Chaos-Cops stand dieser noch in einem reizvollen Kontrast zu den anderen Figuren, die deutlich seriöser und kompetenter waren als er. Hier fällt das weg. Allenfalls der distinguierte Benjamin Ballon taugt da noch als Gegenstück, kommt aber etwas kurz. Charles Dreyfus, der eigentlich naheliegend gewesen wäre als solches Gegenstück, kommt nicht wirklich in Frage. Zu oft stellt er sich ebenso dämlich an, womit der Film sich keinen Gefallen tat: Es fehlt da an Abwechslung.

Ebenfalls nicht wirklich befriedigend ist der Kriminalfall. Anders als bei der Jagd nach dem Diamanten, die früh alles verriet, was es zu wissen galt, verwendet Ein Schuss im Dunkeln dabei durchaus ein tatsächliches Krimiszenario. Eine Leiche und viele Verdächtige, das ist das Rezept des klassischen Whodunnit. Hinzu kommt, dass der Mord in einer schicken, verwinkelten Villa stattfand. Das ist immer ein dankbares Setting, Agatha Christie griff gern auf ein solches zurück. Doch nach einem grandios-verwirrenden Einstieg, bei dem gefühlt zwei Dutzend mögliche Täter und Täterinnen durch den labyrinthartigen Tatort schleichen, kommt die Ernüchterung. Aufgrund von Clouseaus Unfähigkeit bleiben die Ermittlungen immer im Anfangsstadium, ohne dass nennenswerte Erkenntnisse gewonnen werden. Sehr schade ist zudem, dass man von den vielen Leuten im Haus kaum etwas mitbekommt. Wenn zum Schluss das traditionelle Versammeln stattfindet, bei dem das Rätsel gelüftet werden soll, weiß man bei den meisten im Raum nicht, wer sie überhaupt sein sollen.

Trotz Mängeln amüsant

Doch auch wenn der Film nicht so viel aus seiner Prämisse herausholt, wie möglich und wünschenswert gewesen wäre: Spaß macht er trotzdem. Das stimmungsvolle Setting, das spielfreudige Ensemble, das gute Timing der Beteiligten – all das trägt dazu bei, dass die Mundwinkel oft genug nach oben gehen. Dazu gesellen sich einige gelungene Running Gags wie der Knastaufenthalt Clouseaus oder auch die neu eingeführte Figur des Cato (Burt Kwouk), der immer den unpassendsten Momenten seine Angriffe startet und zu einem festen Element der Reihe wurde. Bei den späteren Filmen geriet das zuweilen zum Selbstzweck, wenn Edwards sich selbst und seine Gags wieder und wieder mit wenig Variationen zitierte. Zumindest hier klappte das alles aber ziemlich gut, weshalb die Fortsetzung zusammen mit dem ersten Teil bis heute sehenswert sind.

Credits

OT: „A Shot in the Dark“
Land: UK, USA
Jahr: 1964
Regie: Blake Edwards
Drehbuch: Blake Edwards, William Peter Blatty
Vorlage: Marcel Achard,  Harry Kurnitz
Musik: Henry Mancini
Kamera: Christopher Challis
Besetzung: Peter Sellers, Elke Sommer, George Sanders, Herbert Lom, Tracy Reed, Graham Stark, Burt Kwouk

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„Ein Schuss im Dunkeln“ war eine ungeplante Fortsetzung der Hitkomödie „Der rosarote Panther“ und sollte im Anschluss die Reihe maßgeblich mitprägen. Auch wenn der physische Humor von Peter Sellers nicht so abwechslungsreich war, weil im Gegensatz zum ersten Film richtige Kontrastpersonen fehlten, Spaß macht die Ansammlung von Missgeschicken. Schade ist jedoch, dass der Krimiteil so kümmerlich ausfiel.
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