Lauras Stern 2021
Ludwig Trepte als Vater in der Kinderbuchadaption "Lauras Stern" (© Warner Bros.)

Ludwig Trepte [Interview]

In Lauras Stern (Kinostart: 9. Dezember 2021) zieht eine Familie in eine neue Stadt, was für Tochter Laura ein riesiges Problem darstellt. Doch dann begegnet sie einem verletzten Stern, der ihr dabei hilft, mit der ungewohnten Situation klarzukommen. Ludwig Trepte spielt in Adaption des gleichnamigen Kinderbuches von Als Klaus Baumgart die Rolle des Vaters. Wir haben den Schauspieler bei der Premiere auf dem Filmfest München 2021 getroffen und ihn in unserem Interview über die Arbeit an dem Film befragt, das Thema Heimat und die Faszination fremder Welten befragt.

 

Was hat dich an Lauras Stern gereizt, dass du bei dem Film mitmachen wolltest?

In erster Linie ist das ein modernes Märchen. Die Zeichentrickversion habe ich mir mit meiner Tochter hoch und runter angesehen, gemeinsam auf der Couch. Da liegt es dann auch nahe, dass man gerne mitmacht. Das ist ein Film für Kinder, der aber, wenn du genauer hinschaust, doch sehr tiefsinnig ist. Es geht um ein Mädchen, das mit der Familie in die Stadt zieht, weil die Mutter eine neue Stelle angenommen hat. Das bedeutet für sie, dass sie ihre Heimat verlassen und ganz neue Freunde finden muss, was ihr am Anfang richtig schwer fällt.

Wie war das dann für sich, in dem Film selbst mitzuspielen, nachdem du den älteren so oft gesehen hast?

Das hat richtig großen Spaß gemacht. Es war eine unglaublich tolle Kulisse. Das Setting war sehr spielerisch, mit sehr viel Liebe zum Detail gemacht, wirkte fast schon gezeichnet, obwohl es real war. Das ist schon sehr schön, in so einem Umfeld zu drehen. Wir hatten eine super Regisseurin. Außerdem waren die Kinder unfassbar gut. Da muss ich ganz ehrlich meinen Hut vor ziehen. Szenen wieder und wieder zu spielen, das ist selbst für uns Erwachsene anstrengend. Dass die Kinder das so wuppen konnten, das war schon beeindruckend.

Und wie war das für dich, als Schauspieler mit Kindern zusammenzuarbeiten?

Die Kinder waren unglaublich neugierig, dabei aber total diszipliniert. Letztendlich war das für sie ja auch Arbeit. Während andere Kinder in ihrem Alter spielen, da ruft der Aufnahmeleiter: „Weiter geht’s“. Es war sehr schön, mit ihnen zusammenzuarbeiten. Mit Emilia habe ich den Pausen Daumencatchen gespielt. Und den Michel hätte ich am liebsten gar nicht mehr hergegeben, der war mir so ans Herz gewachsen. Man wächst bei einem solchen Dreh schon zusammen. Und du hast natürlich als Erwachsener das Gefühl, dass du die Kinder beschützen musst.

Hilft es denn bei einem solchen Dreh, wenn man selbst Kinder hat?

Das würde ich so pauschal nicht sagen. Das wichtigste ist glaube ich, dass man Kinder mag, dass man mit ihnen Spaß hat und sich auf ihre Neugierde einlassen kann.

Ein wichtiges Thema in der Geschichte ist, wie Laura in der neuen Umgebung zurechtkommen muss. Sie lernt dabei, dass auch diese für sie ein Zuhause sein kann. Ganz allgemein: Was macht einen Ort zu einem Zuhause und zu einer Heimat?

Ich glaube, Heimat ist gar nicht ortsabhängig. Für mich bedeutet Heimat das Gefühl von Wärme und Geborgenheit. Das habe ich ganz stark gemerkt, als ich für das Deutsche Rote Kreuz in Syrien war. Das Gefühl, wenn sie alle zusammensitzen und essen, ist das, was sie hatten, als ihre Mama für sie kochte. Bei mir ist es ganz oft so, dass wenn ich Königsberger Klopse esse oder auch ein Thüringer Bratwurst, dann fühle ich mich zu Hause. Das siehst du auch bei Leuten, die ins Ausland auswandern und dort dann gern die Gerichte essen, die sie von früher kennen, weil ihnen das das Gefühl von Heimat gibt. Das muss aber nicht auf Essen beschränkt sein. Es kann auch ein Spielzeug sein, ein Kuscheltier, das du mitnimmst. Also alles, das du mit etwas verbindest, was Wärme erzeugt oder eine Geborgenheit. Bei Laura ist es dieser Stern. Ich habe diesen Stern nie als ein Objekt gesehen, sondern als Sinnbild für ihren persönlichen Zustand. Er ist wie ein Spiegelbild, der ihr vorgehalten wird und mit dem sie wächst. Das ist ein bisschen wie bei „E.T.“ damals. Da kommt etwas Fremdes, das wieder nach Hause will. Nur dass Laura eben selbst von zu Hause weg ist und über den Stern versteht, wie wichtig das ist.

Bei deinem Beruf bist du zwangsläufig  ständig unterwegs. Wie wichtig ist da für dich das Konzept einer Heimat?

Total wichtig.  Es wird auch immer wichtiger, je älter ich werde. Ich bin jetzt in meinen Dreißigern. Und das ist ein Alter, in dem du ruhiger wirst. Ich drehe inzwischen überhaupt nicht mehr gern woanders, obwohl ich das früher geliebt habe. Ich war da schon mal innerhalb von drei, vier Monaten in zwei Dutzend Städten und habe das Reisen geliebt. Inzwischen freue ich mich extrem, wenn ich in Berlin drehen kann, wenn ich zu Hause bin bei meiner Familie. Das ist für mich unglaublich wichtig.

Der Film spielt zwischendurch auch mit unserer Faszination für fremde Welten, gerade bei dem Blick auf das Poster mit den Sternen. Woher kommt diese Faszination?

Das hängt glaube ich  auch mit unserer Sinnsuche zusammen. Warum gibt es Leben? Wie entstand das? Wofür leben wir? Was passiert danach? Das Leben an sich ist immer noch eines der größten Rätsel, auf die wir bis heute keine Antwort haben.

Lauras Stern zelebriert dabei schon auch die kindliche Fantasie und Vorstellungskraft. Später wird von uns jedoch erwartet, dass wir das wieder aufgeben und bei der Realität bleiben. Warum ist das so?

Das sind letztendlich reine Normen und Wertvorstellungen. Es wird von dir erwartet dich anzupassen. Anders zu sein, das ist oft schwierig. Dabei haben wir alle Fantasien, auch als Erwachsene. Aber wir verleugnen sie oder verheimlichen sie oder leben sie im Geheimen aus, weil wir Angst haben nicht dazuzugehören. Weil wir Angst haben vor einer Stigmatisierung.

Dieser Stern hat auch die Fähigkeit, Sachen zum Leben zu erwecken. Wenn du diese Fähigkeit hättest, worauf würdest du sie anwenden?

Meinen Vater.

Letzte Frage: Was sind deine nächsten Projekte?

Ich soll in einem Kinofilm eines amerikanischen Autoren einen jüdischen Häftling spielen, der an Amnesie leidet und in einer KZ-Uniform aufwacht. Das ist sehr spannend.

Vielen Dank für das Gespräch!

Zur Person
Ludwig Trepte wurde am  17. Mai 1988 in Ost-Berlin geboren. Bereits mit zwölf Jahren stand er vor der Kamera. 2005 spielte er in dem Drama Kombat Sechzehn als Anführer einer Naziclique seine erste Kinohauptrolle. Später war er unter anderem in den TV-Produktionen Unsere Mütter, unsere Väter (2013), Tannbach – Schicksal eines Dorfes (2015) und Deutschland 83 (2015) zu sehen.



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