Woina i mir Krieg und Frieden 1966
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Krieg und Frieden (1966)

Inhalt / Kritik

Woina i mir Krieg und Frieden 1966
„Krieg und Frieden“ // Deutschland-Start: 18. November 2021 (Kino) // 26. November 2021 (DVD/Blu-ray)

Im Jahre 1805 sind die Erschütterungen der Französischen Revolution, der Terrorherrschaft sowie der Aufstieg Napoleons nunmehr auch in Russland angekommen. Während Teile Europas bereits in der Hand des französischen Feldherren sind, bereitet sich das Zarenreich auf einen Krieg mit Frankreich vor. Auch der adelige Pierre Besuchow (Sergei Bondartschuk) und sein Freund, Prinz Andrei Bolkonski (Wjatscheslaw Tichonow) bereiten sich auf ihren Dienst für Russland vor, doch während sein Freund eher eine Stellung als Diplomat anstrebt, sieht es Andrei als seine Pflicht, an vorderster Front mitzukämpfen. Seine Frau Lisa (Anastassija Wertiniskaja) fürchtet um das Leben ihres Mannes, doch noch mehr die Auseinandersetzung mit diesem, der sie, sobald das Thema aufkommt, des Raumes verweist oder sie durch seine emotionale Kälte zum Schweigen bringt. Schließlich zieht er an die Front, genauer gesagt nach Österreich, wo ihn schon bald die Realität des Krieges einholt, denn die französische Armee gewinnt mit jedem Tag mehr Raum dazu, sodass es in Schöngraben und Austerlitz zu entscheidenden Schlachten kommt.

In Moskau ist Pierre derweil weit entfernt vom Krieg, bekommt nur durch die Empfänge und Bälle, auf denen er verkehrt, etwas von diesem mit. Nach dem Tod seines Vaters, der ihm ein Vermögen vererbt hat, versucht er nun Anschluss an die adeligen Kreise zu finden, dieses Mal durch eine Heirat, jedoch kommen in ihm Zweifel an der Aufrichtigkeit seiner Braut auf. Als er während eines weiteren Empfanges sich beleidigt fühlt, sieht er sich in seiner Ehre gekränkt und fordert sein Gegenüber zum Duell.

Für die Gemeinschaft

Mit einem Brief der Mosfilm, in dem für die Verfilmung des Romans Krieg und Frieden von Lew Tolstoi (Anna Karenina), um entsprechende Geldmittel vom sowjetischen Kulturministerium gebeten wurde, war der Grundstein für ein Projekt gelegt, welches dem monumentalen Werk des Autors mehr als gerecht wird. Sieben Jahre umfassten die Dreharbeiten unter Regisseur Sergei Bondartschuk und es wurde alleine zur Ausstattung der zahlreichen Schauspieler und Statisten auf die Mitarbeit mit Museen gesetzt, um nur eines von vielen Details zu nennen. Das Epos, welches dank der aktuellen Veröffentlichung des Labels Bildstörung endlich im Original und ungekürzt vorliegt, wurde schließlich mit einem Golden Globe und einem Oscar in der Kategorie Bester Fremdsprachiger Film ausgezeichnet.

Eine Inhaltsangabe zu Krieg und Frieden zu schreiben, würde wohl den Rahmen einer Rezension sprengen, sodass es sich bei dem Text am Anfang um einen Eindruck handelt, der sich nur auf den ersten Teil des insgesamt siebenstündigen und in vier Episoden unterteilten Epos handelt. Dennoch liegt hier bereits der Kern, der die nächsten drei Teile, welche die Schicksale der beiden Hauptcharaktere von 1805 bis 1812 verfolgen, umfasst und ihnen einen thematischen Rahmen verleiht. Während der Titel vielleicht eine Balance vermuten lässt zwischen den zwei Größen, sind es doch in erster Linie die Schlachtfelder, die des Krieges wie auch die der Familie und der Liebe, welche die Konflikte der zahlreichen Charaktere ausmachen und diese mehr als einmal in ihr Unglück stürzen. Trotz der vielen eindrucksvollen Massenszenen, eingefangen von den Kameraleuten Anatoli Petrizki und Alexander Schelenkow, dominiert letztlich doch die Einsamkeit im Leben Pierres wie auch Andreis, die weder beim Militär noch in den hohen Kreisen der Gesellschaft ihre Erfüllung finden, stets unzufrieden wirken und drohen, an ihrer Verzweiflung zugrunde zu gehen oder von ihrem Frust aufgezehrt zu werden.

Ein vergänglicher Triumph

Trotz der Länge lässt Bondartschuk einige Details des Romans außen vor und konzentriert sich vor allem auf jene Ideen der Gemeinschaft und Vergänglichkeit, die Tolstoi wichtig waren. Neben der bereits erwähnten Isolation der Charaktere, durch ihren sozialen Stand oder ihre Gefühlslage, verblasst der Krieg, vor allem dessen Gründe, vor dem Hintergrund der Vergänglichkeit allen Lebens. Bondartschuk als Pierre wie auch Wjatscheslaw Tichonow als Andrei sind im Sinne Schopenhauers Willensmenschen, ständig unbefriedigt ob ihres Standes in der Welt, was sie zu immer weiteren Triumphen anspornt, deren Vergänglichkeit aber auf der Hand liegt. Wie auch das Werk Tolstois erfüllt die Verfilmung eine tiefe Skepsis ob der Prinzipien, die beide verfolgen, welche folglich auch die der gesellschaftlichen Elite sind.

Neben den Bildern und der Schauspieler ist es auch die Musik Wjatscheslaw Owtschinnikows, welche die Themen dieses wahrlich monumentalen Filmes betont wie auch de große Emotionen, von denen man innerhalb der vier Episoden mehr als genug geboten bekommt.

Credits

OT: „Woina i mir“
Land: Sowjetunion
Jahr: 1966, 1967
Regie: Sergei Bondartschuk
Drehbuch: Sergei Bondartschuk, Wasili Solowjow
Vorlage: Lew Tolstoi
Musik: Wjatscheslaw Owtschinnikow
Kamera: Anatoli Petrizki, Alexander Schelenkow
Besetzung: Sergei Bondartschuk, Ljudmilla Saweljawa, Wjatscheslaw Tichonow, Boris Sachawa, Anastassija Wertiniskaja, Antonina Schuranowa

Bilder

Trailer

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"Krieg und Frieden" ist ein monumentales Werk über den Sinn des Krieges und das Drama des Menschen, den es zwar zum Frieden hinzieht, dessen Realität aber in eine andere Richtung drängt. Sergei Bondartschuk gelingt ein visuelle und schauspielerisch überzeugendes Werk, das gerade dank der vorliegenden Edition des Labels Bildstörung niemals besser aussah.
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