Place Vendome Heisse Diamanten
© 1998 Studiocanal/TF1 Films Production/Les Films de l'Etang/Alhena Films/Angel's Company

Place Vendôme – Heiße Diamanten

Inhalt / Kritik

„Place Vendôme – Heiße Diamanten“ // Deutschland-Start: 6. Mai 1999 (Kino)

Marianne Malivert (Catherine Deneuve) hat schon seit einer Weile mit ihrem Leben und vor allem ihren psychischen Problemen zu kämpfen, immer wieder befindet sie sich in stationärer Behandlung und ist entsprechend selten zu Hause. Deshalb bekommt sie auch nicht mit, in welchen finanziellen Nöten das von ihrem Mann Vincent (Bernard Fresson) geführte Juweliergeschäft steckt. Als dieser sich eines Tages das Leben nimmt, beschließt sie, selbst wieder die Leitung zu übernehmen und erteilt einem Verkauf an Investoren eine Absage. Schließlich war sie selbst früher eine begabte Händler, bevor sie dem Alkohol und den Depressionen verfiel. Dieses Talent kann sie gut gebrauchen, als sie in dem Safe ihres Mannes perfekt geschliffene Diamanten findet, die offensichtlich zuvor gestohlen wurden. Beim Versuch, diese zu verkaufen, läuft sie immer wieder Jean-Pierre (Jean-Pierre Bacri) über den Weg, dem Liebhaber von Vincents Assistentin Nathalie (Emmanuelle Seigner) …

Eine Diva mit Brüchen

Eigentlich ist Nicole Garcia als Schauspielerin bekannt. Dann und wann wechselt sie aber auch schon mal hinter die Kamera und inszeniert dabei Filme wie Die Frau im Mond – Erinnerung an die Liebe: gediegene Dramen, für die sie meist prominente Kollegen und Kolleginnen verpflichten kann. In Place Vendôme – Heiße Diamanten ist es natürlich in erster Linie die große Catherine Deneuve, die im Mittelpunkt steht. Dabei spielt die französische Leinwandlegende hier keine Diva, wie man es vielleicht vermuten könnte, sondern eine Frau, in der schon vor langer Zeit etwas in die Brüche gegangen ist. Nur mühsam schleppt sie sich von Tag zu Tag, weiß manchmal nicht, wie es weitergehen soll oder warum es überhaupt weitergehen soll. Der Alkohol ist zu einem ständigen Begleiter geworden, die Depressionen sind es ebenfalls.

Gleichzeitig bewegt sich Marianne natürlich in gehobenen Kreisen, in denen Luxus an der Tagesordnung steht. Die ersten Szenen, die in dem Haus der Maliverts spielen bzw. bei einem gemeinsamen Dinner, sind von dem schönen Schein geprägt, von dem Willen, sich nach außen hin präsentieren zu können. Die große Spannung bei Place Vendôme – Heiße Diamanten liegt deshalb in der Kombination aus beidem. Die Juwelierhändlerin kämpft nicht nur um den Erhalt des Geschäfts, welches unter der Leitung ihres Mannes unaufhaltsam dem Bankrott entgegen schlittert. Sie kämpft auch darum, die Kontrolle über sich selbst zurückzugewinnen, Herrin über ihren Körper und ihren Geist zu werden, nachdem sie jahrelang immer wieder abgestürzt ist und schon gar nicht mehr wirklich Teil der Welt war.

Begegnung mit einem jüngeren Ich

Diese Form eines Ringens mit den eigenen Dämonen geht mit dem Kontrast zu Nathalie einher. Diese erinnert Marianne an sich selbst, wie sie in früheren Jahren einmal gewesen ist. Daraus entsteht eine komplexe Situation, die einerseits einen gewissen Konkurrenzkampf beinhaltet. Gleichzeitig bedeutet die Begegnung mit dem jüngeren Ich aber auch eine Verantwortung dieser jungen Frau gegenüber, damit diese nicht dieselben Fehler macht. Am interessanten ist Place Vendôme – Heiße Diamanten dann auch, wenn sich der Film völlig auf seine Protagonistin und ihr Spiegelbild konzentriert. An diesen Stellen darf Deneuve ihre schauspielerische Klasse demonstrieren, wenn sie Stärke und Schwäche vereint, in ihrer makellosen Fassade die Risse deutlich werden lässt, die ebenso zurechtgeschliffenen werden sollen wie die wertvollen Diamanten, die sie mit sich herumträgt.

Allerdings hat Garcia, die zusammen mit Jacques Fieschi (Das Mädchen, das lesen konnte) das Drehbuch geschrieben hat, dieses Drama auch mit Krimianleihen verbunden. Dass die Steine auf keinem legalen Weg in den Besitz von Vincent gekommen sind, das wird schnell klar. Noch vor seinem Selbstmord wird thematisiert, dass der einst so respektable Juwelier sich zunehmend auf zwielichtige Geschäfte eingelassen hat, um dem Bankrott zu entkommen. Und so tauchen in Place Vendôme – Heiße Diamanten zunehmend Leute auf, denen man instinktiv misstraut und lieber nicht den Rücken zukehrt. Denn je größer der Wert einer Sache, umso geringer sind die Skrupel der Leute. Wenn man dann auch noch innerhalb der Welt des Verbrechens agiert, muss man eigentlich ständig davon ausgehen, dass die nächste Begegnung deine letzte sein könnte.

Nicht wirklich viel Spannung

Nur: So richtig viel wird da nicht draus gemacht. Klar durfte man hier nicht erwarten, dass Deneuve auf einmal in irgendwelchen Verfolgungsjagden zu sehen ist oder es zu brutalen Überfällen kommt. Aber wenn man schon damit spielt, in einer ganz gefährlichen Welt unterwegs zu sein, sollte sich das irgendwie in der Atmosphäre bemerkbar machen. Place Vendôme – Heiße Diamanten ist jedoch eher träge als tatsächlich aufregend. Der Ausflug in die Unterwelt dient hier in erster Linie, um die Geschichte ziemlich zu verkomplizieren. Intrigen und geheime Pläne sind für sich genommen schon immer ganz nett. Hier sind sie aber zu sehr Selbstzweck und führen zu nichts. Aber auch wenn der Film inhaltlich so seine Schwächen hat und ein bisschen lang für alles braucht, so bietet er doch genügend, was das Einschalten rechtfertig.

Credits

OT: „Place Vendôme“
Land: Frankreich
Jahr: 1998
Regie: Nicole Garcia
Drehbuch: Nicole Garcia, Jacques Fieschi
Musik: Richard Robbins
Kamera: Laurent Dailland
Besetzung: Catherine Deneuve, Emmanuelle Seigner, Jean-Pierre Bacri, Jacques Dutronc, Bernard Fresson, François Berléand

Bilder

Trailer

Filmpreise

Preis Jahr Kategorie Ergebnis
César 1999 Bester Film Nominierung
Beste Regie Nicole Garcia Nominierung
Bestes Drehbuch Nicole Garcia, Jacques Fieschi Nominierung
Beste Hauptdarstellerin Catherine Deneuve Nominierung
Bester Nebendarsteller Jacques Dutronc Nominierung
Bester Nebendarsteller Bernard Fresson Nominierung
Beste Nebendarstellerin Emmanuelle Seigner Nominierung
Beste Kamera Laurent Dailland Nominierung
Bestes Szenenbild Thierry Flamand Nominierung
Bester Ton Jean-Pierre Duret, Dominique Hennequin Nominierung
Bester Schnitt Luc Barnier, Françoise Bonnot Nominierung
Beste Kostüme Nathalie du Roscoat, Elisabeth Tavernier Nominierung
Venedig 1998 Goldener Löwe Nominierung
Beste Darstellerin Catherine Deneuve Sieg

Kaufen / Streamen

Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision, ohne dass für euch Mehrkosten entstehen. Auf diese Weise könnt ihr unsere Seite unterstützen.




(Anzeige)

In „Place Vendôme – Heiße Diamanten“ steigt eine an Alkoholismus und Depressionen leidende Frau wieder in den Juwelenhandel ein, nachdem ihr Mann sich umgebracht und ihr ein bankrottes Geschäft hinterlassen hat. Das ist vor allem als Drama sehenswert, wenn Catherine Deneuve eine Figur spielt, die um Kontrolle und Haltung kämpft. Der Krimipart führt hingegen zu nichts, macht die Geschichte nur unnötig kompliziert.
Leserwertung2 Bewertungen
3.7
7
von 10