Ron läuft schief Ron's Gone Wrong
© 20th Century Studios

Ron läuft schief

Inhalt / Kritik

Ron läuft schief Ron's Gone Wrong
„Ron läuft schief“ // Deutschland-Start: 28. Oktober 2021 (Kino) // 16. Dezember 2021 (DVD/Blu-ray)

Mit Menschen kann Barney irgendwie nicht so gut. Freunde hat er keine, an der Schule ist er ein Außenseiter. Nicht einmal zu seinem Geburtstag kommen noch Leute vorbei. Wie sehr würde er sich da einen dieser B-Bots wünschen, von denen alle reden und die per Knopfdruck zum besten Freund werden. Aber seine Familie hat dafür nicht das notwendige Geld, sein Vater schafft es nur mühsam, mit dem Verkauf von Scherzartikeln über die Runden zu kommen. Umso größer ist Barneys Freude, als er doch noch einen dieser begehrten Roboter erhält! Die Sache hat nur einen Haken: Das Exemplar ist eigentlich defekt und wurde deshalb nicht ganz legal erworben. Und so macht der vermeintlich neue beste Freund, den der Junge auf den Namen Ron tauft, grundsätzlich nie das, was er soll – was sich manchmal als praktisch herausstellt …

Eine kleine Nummer

Was lange währt, wird endlich gut. Wie so viele andere Filme wurde auch Ron läuft schief in den letzten anderthalb Jahren ständig verschoben. Die Corona-Pandemie brachte nicht nur den Kinoplan durcheinander, sondern erschwerte weiterhin die Produktion. Jetzt ist er zwar fertig. Dennoch steht er nicht wirklich unter einem guten Stern: Es dürfte der auf absehbare Zeit letzte Animationsfilm sein, den Disney veröffentlicht, der nicht aus den hauseigenen Studios oder Pixar stammt. Schließlich handelt es sich um ein Überbleibsel aus der Fox-Übernahme. Und dass Disney an den Animationswerken des ehemaligen Konkurrenten kein übermäßig großes Interesse hat, zeigte dieses Jahr die Schließung der eigentlich enorm erfolgreichen Blue Sky Studios. Mehr als eine letzte Pflichtveröffentlichung ist das hier kaum.

Auch die Bilder zeigen, dass Ron läuft schief nicht unbedingt die größte Priorität gehabt haben dürfte. Während die „richtigen“ Disney-Animationsfilme mit gigantischen Budgets ausgestattet werden, sieht dieses hier im Vergleich eher billig aus. Das ist zwar alles technisch sauber, ein paar Designs können sich auch sehen lassen. Aber wenn man beispielsweise in der Stadt unterwegs ist oder auch der Schule Barneys, dann sind das schon enorme Unterschiede zu den entsprechenden Pendants bei Disney und Pixar. Das britische Animationsstudio Locksmith Animation, welches nach Jahren voller Rückschläge hiermit seinen ersten Film vorlegt, musste das alles etwas schlichter und ohne große Details anlegen. Viele Orte wirken recht leer.

Die Suche nach echter Freundschaft

Umso lebendiger sind die B-Bots. Vor allem der aufgrund eines technischen Defekts anarchische Ron sind so unwiderstehlich, dass man schon aus Prinzip selbst einen solchen Roboter haben möchte. Zumal bei Ron hinzukommt, dass er durch seine Macken einen tatsächlichen Charakter entwickelt. Das treibt Barney zwar zunächst in den Wahnsinn, weil er sich nichts sehnsüchtiger wünscht, als so wie alle anderen zu sein und in der Masse aufzugehen. Aber ein bisschen Eigensinn ist nicht verkehrt, wie Ron läuft schief später deutlich macht. Freundschaft, das ist am Ende mehr als ein Algorithmus. Ist mehr als das Verteilen von Herzen und das Teilen gemeinsamer Hobbys, mehr als schöne Videos, die man der Welt zeigt.

Aber was ist Freundschaft dann? Einige der schönsten Passagen in Ron läuft schief befassen sich genau mit dieser Frage. In einem Trial-and-Error-Verfahren versucht Ron herauszufinden, wie er für Barney ein guter Freund sein kann. Das ist manchmal richtig komisch, wenn er Hinweise ein bisschen zu wörtlich nimmt. Manchmal geht es richtig zu Herzen, wie sich hier der Junge und diverse andere an seiner Schule mit dem Thema befassen und dabei einander wiederfinden. Die eher junge Zielgruppe wird dadurch indirekt dazu aufgefordert, selbst ein wenig darüber nachzudenken, was Freundschaft bedeutet. Und eben auch, was es nicht bedeutet.

Unterhaltsam und rührend

Die ganz großen neuen Erkenntnisse bringt das natürlich nicht mit sich. Oder auch Überraschungen: Ältere Zuschauer und Zuschauerinnen können im Großen und Ganzen schon vorhersagen, in welche Richtung sich die Geschichte bewegt. Da wird schon das eine oder andere Klischee mitgenommen. Aber es wurde eben so unterhaltsam und rührend umgesetzt, dass Ron läuft schief tatsächlich einer der besseren „großen“ Animationsfilme dieses Jahres ist. Ein Außenseiter, der sowohl bei anderen an der Schule Anschluss findet und sich auch wieder in seiner Familie zu Hause fühlt, das ist immer schön zu sehen. Aber es macht eben auch Spaß, wie Ron auf dem Weg zum obligatorischen Happy End immer wieder das reinste Chaos verursacht, ohne zu merken, was er da genau tut. Dazu gibt es den einen oder anderen Seitenhieb auf eine Gesellschaft, die sich ganz einer oberflächlichen Technik hingibt und dabei zuweilen übersieht, was direkt vor ihr liegt.

Credits

OT: „Ron’s Gone Wrong“
Land: USA
Jahr: 2021
Regie: Sarah Smith, Jean-Philippe Vine
Drehbuch: Sarah Smith, Peter Baynham
Musik: Henry Jackman
Animation: Locksmith Animation

Bilder

Trailer

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In „Ron läuft schief“ sehnt sich ein Junge nach Freunden, bekommt stattdessen aber einen defekten Roboter. Die grobe Richtung der technikskeptischen Animationskomödie ist sicherlich wenig überraschend. Aber der Film macht Spaß, vor allem dank seines umwerfend anarchischen Alternativ-Freundes, der nicht nur die jüngere Zielgruppe mit der Frage herausfordert: Was ist Freundschaft eigentlich?
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