Charlotte Link Die Suche ARD Das Erste
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Charlotte Link: Die Suche

Inhalt / Kritik

Charlotte Link Die Suche ARD Das Erste
„Charlotte Link: Die Suche“ // Deutschland-Start: 28. Oktober 2021 (Das Erste) // 28. Januar 2022 (DVD)

Als im Hochmoor nahe der ostenglischen Stadt Scarborough eine Mädchenleiche gefunden wird, liegt die Vermutung nahe, dass es sich um Hannah handelt, eine Jugendliche, die vor zwei Jahren spurlos verschwunden war. Stattdessen stellt sich die Tote als eine andere vermisste Teenagerin heraus. Als dann auch die 14-jährige Amelie Goldsby (Charlotte Lorenzen) fort ist, verschwunden am helllichten Tag auf einem Parkplatz, geht die Angst um. Deren Eltern Deborah (Milena Dreissig) und Jason (Alexander Perkins) setzen daraufhin alle Hebel in Bewegung, um ihre Tochter wiederzufinden. Auch Scotland-Yard-Beamtin Kate Linville (Henny Reents) wird auf diese Weise in den Fall hineingezogen, obwohl der Fall außerhalb Zuständigkeit ist und sie damit den ermittelnden Chefinspektor Caleb Hale (Lucas Gregorowicz) vor den Kopf stößt …

Deutscher Ausflug nach England

Wenn die ARD donnerstags zur Mörderjagd einlädt, dann bedeutet das meistens, dass wir innerhalb Europas kleine Reisen wagen dürfen. Zuletzt ging es etwa nach Bozen und Dänemark, die unterschiedlichsten Länder stehen auf dem Sendeplatz zur Wahl. Bei Charlotte Link: Die Suche ist ausnahmsweise das Reiseziel mal nicht Teil des Titels. Wer die Romane der deutschen Schriftstellerin Charlotte Link kennt, der dürfte jedoch wissen, dass sie sich gerne England als Schauplatz aussucht. So auch bei Die Suche, den bereits dritten Band der Reihe rund um Kate Linville. Seit 2011 ist die Scotland-Yard-Polizistin im Dienst der Wahrheitssuche unterwegs, jagt Mörder und andere Verbrecher, die in Großbritannien ihr Unwesen treiben. Dazu gibt es typisch englische Settings, mit Vorliebe in der Provinz angesiedelt.

Dennoch: Ein so wirkliches Englandgefühl will sich hier nicht einstellen. Das liegt auch maßgeblich an der Besetzung. Wenn man die Rollen mit aus dem deutschen Fernsehen bekannten Gesichtern besitzt, dann ist das mit der britischen Illusion nicht wirklich einfach. Während man diese Unart des öffentlich-rechtlichen Fernsehens, auf Deutsch gedrehte Filme mit rein deutscher Besetzung als internationale Geschichten verkaufen zu wollen, noch belächeln darf, ist eine andere Besetzung in Charlotte Link: Die Suche richtig dreist. Wenn mit Charlotte Lorenzen eine 19-Jährige als 14-Jährige verkleidet werden soll, ist das grotesk. Ein wesentliches Thema des Films – Stichwort Pädophilie – funktioniert auf diese Weise einfach nicht. Wer nicht mitbekommen hat, dass die Figur so jung sein soll, wird sich zwischendurch immer wieder fragen: Wo genau ist das Problem?

Lang und wenig überzeugend

Nicht dass einem das Schicksal der Figuren wahnsinnig ans Herz gehen würde. Dafür sind sie mal zu langweilig, mal zu nervig. Sobald sich Charlotte Link: Die Suche daran versucht, ein paar Abgründe aufzuzeichnen, wird es sogar regelrecht lächerlich. Gerade beim Ende heißt es schon richtig viel schlucken zu müssen. Wobei an der Stelle die Charakterzeichnung und die Geschichte kaum voneinander zu trennen sind. Dumm ist dann nur, wenn beides nicht überzeugt. Auch wenn dieser Fernsehkrimi doppelt so lang ist wie die üblichen, man hat aus dem Buch einfach einen Zweiteiler gemacht: In die Tiefe geht hier nichts. Die lange Laufzeit führt lediglich dazu, dass sich die Auflösung zieht.

Das soll nicht bedeuten, dass hier alles schlecht wäre. So gibt es hier zwischendurch ein paar stimmungsvolle Aufnahmen aus der englischen Provinz. Außerdem kommt es zwischendurch zu einer Überraschung, wenn sich ein Teil der Geschichte in eine andere Richtung weiterentwickelt, als man es vorher vielleicht gedacht hat. Das reicht aber nicht aus, um aus Charlotte Link: Die Suche einen guten Krimi zu machen. Der TV-Film bietet weder im Bezug auf den Fall noch seine Charaktere genug, um in der Flut an ähnlich gelagerten Filmen nennenswert hervorzustechen. Selbst der Thrillerpart, wenn um das Schicksal der entführten Jugendlichen gebangt werden soll, geht nicht wirklich auf.

Credits

OT: „Charlotte Link: Die Suche“
Land: Deutschland
Jahr: 2021
Regie: Till Franzen
Drehbuch: Benjamin Benedict, Till Franzen, Charlotte Link
Vorlage: Charlotte Link
Musik: Andreas Weidinger
Kamera: Sten Mende
Besetzung: Henny Reents, Lucas Gregorowicz, Milena Dreissig, Alexander Perkins, Christoph Glaubacker, Ben Braun, Charlotte Lorenzen, Nikola Trifunovic, Tanja Schleiff

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„Charlotte Link: Die Suche“ beginnt mit einer verschwundenen Jugendlichen, geht mit einer toten Jugendlichen weiter, nur um dann bei einer dritten verschwundenen Jugendlichen zu landen. Viel Stoff also, der trotz einer netten Wendung zwischendurch nicht wirklich viel hergibt oder für Spannung sorgt. Dafür sind die Figuren und die Besetzungspolitik ein echtes Ärgernis.
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