Extraklasse 2+
© ZDF/Hans-Joachim Pfeiffer/Frédéric Batier

Extraklasse 2+

Inhalt / Kritik

Extraklasse 2+
„Extraklasse 2+“ // Deutschland-Start: 3. Mai 2021 (ZDF)

Früher, da arbeitete Ralph Friesner (Axel Prahl) noch als Journalist, war angesehen in seinem Beruf. Doch das war einmal, inzwischen hält er sich mehr schlecht als recht als Abendschullehrer über Wasser. Und als wäre es nicht schon anstrengend genug, einer wenig interessierten Klasse irgendwie zum Hauptschulabschluss zu verhelfen, muss er sich nun auch noch mit Direktor Viktor van de Veede (Stephan Kampwirth) herumplagen. Denn der würde Friesner am liebsten gleich wieder loswerden. Privat läuft es nicht besser, zeigt ihm seine Chefin Dörte Wiedebusch (Aglaia Szyszkowitz) doch ständig die kalte Schulter, obwohl sie vor nicht allzu langer Zeit zusammen im Bett waren. Wenigstens seine Mitbewohnerin Karin (Katharina Thalbach) hat immer ein offenes Ohr für ihn …

Zurück an die Schule

Wenn es mal wieder etwas länger dauert: Rund zweieinhalb Jahre hieß es nach der Ausstrahlung von Extraklasse warten, bis es ein Wiedersehen mit dem von Axel Prahl gespielten Abendschullehrer gibt. Das ist im auf Fortsetzungen geeichten Fernsehbetrieb schon eine ziemlich lange Zeit. Da dürfte es manche geben, die inzwischen schon vergessen haben, dass es da ja mal einen Film gegeben hat. Warum man so lange wartete, ist dabei genauso ein Geheimnis wie der Grund, weshalb es überhaupt noch einen zweiten Teil gab. Denn nach den anderthalb Stunden, die der Film für sich in Anspruch nimmt, fällt einem partout nichts ein, das die Existenz der TV-Produktion rechtfertigen würde.

Komödien, die an Schulen spielen, hat es natürlich schon immer gegeben. In Deutschland erfreuten sich besonders die heimischen Reihen Die Lümmel von der ersten Bank und Fack ju Göhte größerer Beliebtheit. Bei denen wurde vorrangig mit starken Kontrasten gearbeitet, wenn renitente Schüler und Schülerinnen auf entweder besonders steife oder besonders unverfrorene Lehrerende trafen. Bei Extraklasse 2+ fehlt dieser Aspekt allein deshalb schon, weil Friesner sich tatsächlich für die Klasse interessiert und ihr helfen will. Die üblichen Konflikte, die in Schulkomödien auftreten, fallen damit weg. Natürlich ist das kein Muss, Humor darf auch andere Formen annehmen, andere Wege beschreiten. Solange es etwas zu lachen gibt, ist schließlich alles gut.

Ohne Komik und Konzept

Doch eben das findet hier nicht statt. Selbst wer besonders aufmerksam danach sucht, wird in Extraklasse 2+ praktisch nichts finden, das man guten Gewissens als Witz bezeichnen könnte. Tatsächlich ist der Film auf eine derart erschreckende Weise unlustig, dass man mehrfach ungläubig die offizielle Bezeichnung als Komödie in Frage stellt. Dann und wann hat man zwar den Eindruck, dass das eben gerade einer hätte sein sollen. In den Szenen, wenn Katharina Thalbach als Mitbewohnerin auftritt und ihre berühmte Schnodderschnauze demonstriert, kommt das einer Idee von Humor zumindest schon mal nahe. Nur wusste niemand, dieses Talent zu nutzen oder anderweitig etwas aus dem Ensemble herauszuholen. Da wird zwar viel gestritten, kaum eine Szene, in der nicht jemand anderen etwas an den Kopf wirft. Das alleine bringt aber noch keinen Unterhaltungswert. Da war Die Kunst der Nächstenliebe der eindeutig stärkere Film.

Minimal besser wird es, wenn zwischendurch gar nicht mehr versucht wird, mühselig einen Gag aus dem Ganzen zu machen, der Film sich stärker mit der Klasse befasst. So richtig viel ist dem Drehbuchteam zwar auch dazu nicht eingefallen, da laufen schon jede Menge Klischees an der Schule herum. Es ist aber zumindest erträglich. Themen hätten sich in der Hinsicht sogar einige angeboten, sei es Diskriminierung oder systematische Chancenungleichheit. Stattdessen verrannte man sich aber in die Idee, noch einen kleinen Verschwörungsfaktor nebst Kapitalismuskritik hineinquetschen zu wollen. Auch das ist ein prinzipiell wertvolles Thema, wenn Bildung zu einer rein wirtschaftlichen Frage reduziert wird. Bei Extraklasse 2+ wird dies jedoch derart lieblos in einen ohnehin schon konzeptlosen Film gepackt, dass man sich nur noch wundern kann, wie das hier jemand für eine gute Idee halten konnte.

Credits

OT: „Extraklasse 2+“
Land: Deutschland
Jahr: 2021
Regie: Matthias Tiefenbacher
Drehbuch: Johann Bunners, Martin Douven
Musik: Biber Gullatz
Kamera: Hanno Lentz
Besetzung: Axel Prahl, Aglaia Szyszkowitz, Katharina Thalbach, Stephan Kampwirth, Hans-Martin Stier, Ruzica Hajdari, Vedat Erincin, Sonsee Neu

Bilder

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In „Extraklasse 2+“ muss sich ein Abendschullehrer mit einem Direktor herumschlagen, der nichts Gutes im Schilde führt, und dabei gleichzeitig seine hoffnungslose Klasse zum Abschluss bringen. Das wird zwar als Komödie verkauft, ist aber zu keinem Zeitpunkt komisch. Zwischendurch kommt es zu ein paar Themen, die grundsätzlich diskussionswürdig sind, hier aber vollkommen verschwendet werden.
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von 10