10 Zehn Tage ohne Mama 10 jours sans maman
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10 Tage ohne Mama

Kritik

10 Zehn Tage ohne Mama 10 jours sans maman
„10 Tage ohne Mama“ // Deutschland-Start: 19. November 2020 (Video on Demand)

Bei Familie Mercier sind die Rollen klar verteilt: Vater Antoine (Franck Dubosc) ist als Personaldirektor eines großen Baumarktes dafür verantwortlich, dass Geld in die Kasse kommt. Und Mama Isabelle (Aure Atika)? Die macht den Rest. Doch damit ist die zunehmend unglücklich. Eigentlich arbeitete sie selbst als Anwältin, was sie zugunsten der vier Kinder aber aufgeben musste. Hinzu kommt, dass Antoine die Hausarbeit nicht sonderlich ernst nimmt und den Aufwand gerne mal herunterspielt. Bis Isabelle beschließt, einmal eine Auszeit zu nehmen, zehn Tage Urlaub ganz ohne die Familie. Die andern fünf stoßen damit schnell an ihre Grenzen, zumal auch bei der Arbeit Ärger in Gestalt des jungen und dynamischen Di Caprio (Alexis Michalik) droht, der zu einer echten Konkurrenz für Antoine wird …

Die Suche nach dem sicheren Hit

Dass erfolgreiche Filme gerne einmal im Ausland aufgegriffen und dort neu verfilmt werden, das ist kein neues Phänomen. Das Geschäft mit solchen Remakes ist schließlich ganz einträglich, wenn bewährte Stoffe ein zweites Mal unters Volk gebracht werden können. Vor allem, wenn dieses die Vorlage gar nicht kannte. Etwas lächerlich wird es jedoch, wenn auf einmal mehrere Lände ein und denselben Film adaptieren, dieselbe Geschichte also viele Male erzählt wird. Spitzenreiter dieser Remakeflut ist sicherlich die italienische Komödie Perfetti Sconosciuti – Wie viele Geheimnisse verträgt eine Freundschaft? über eine Freundesclique, welche einen Abend lang die Handys auf den Tisch legt und alle Nachrichten laut vorliest. Gleich 18 Versionen des Films gibt es bislang, in Deutschland machte man mit Das perfekte Geheimnis ordentlich Kasse.

Ganz so weit ist man bei Mamá se fue de viaje noch nicht. Immerhin: Die argentinische Komödie von 2017 bringt es bislang auf vier solcher Remakes, die französische mit dem Titel 10 Tage ohne Mama schaffte es inzwischen auch zu uns. Das ist jedoch leider nicht die gute Nachricht, die man sich im Vorfeld erhoffte. Im Gegenteil, der Film so katastrophal, dass nicht nur die Einspielergebnisse bei unseren Nachbarn überraschen, bei denen immerhin 1,2 Millionen Menschen in die Kinos liefen – während Corona wohlgemerkt. Es wird auch nicht ganz klar, was genau an dem Stoff denn so toll sein soll, dass er gleich mehrere Male verfilmt werden muss.

Klar, die grundsätzliche Aussage des Films ist schon sympathisch und leider noch aktueller, als sie es sein sollte. 10 Tage ohne Mama bedeutet zum einen eine Aufwertung für Hausarbeit und das Großziehen von Kindern, was noch immer zu oft als minderwertige Beschäftigung angesehen wird und nicht den Respekt bekommt, der einem dafür zustehen sollte. Damit einher geht eine Infragestellung klassischer Geschlechterrollen, denen zufolge der Mann rausgeht und Geld verdient, während die Frau daheim bleibt. So manche Zuschauerin vor dem Bildschirm wird sich deshalb vermutlich allein aus Prinzip schon die Hände reiben, wenn der arrogante Antoine feststellen muss, dass das bisschen Erziehung und Hausarbeit deutlich mehr bedeutet.

Oberflächlich und unkomisch

Doch nur weil etwas gut gemeint ist, ist es noch nicht automatisch gut gemacht. Eines der Probleme bei 10 Tage ohne Mama ist, dass alles dermaßen überzogen ist, dass sich daraus nicht wirklich etwas für das wahre Leben ableiten lässt. Ein weiteres, dass Antoine eigentlich gar nichts aus seinen Erfahrungen lernt. Wenn man schon eine dieser Läuterungsgeschichten erzählt, bei denen der Protagonist oder die Protagonistin am Ende zu einem besseren Menschen geworden sind, dann sollte man diese Wandlung auch tatsächlich als Entwicklung aufzeigen. Das hätte aber mehr Feingefühl gebraucht, als es Regisseur und Co-Autor Ludovic Bernard (Die Pariserin – Auftrag Baskenland, Der Klavierspieler vom Gare du Nord) offensichtlich für nötig hielt, der lieber zum Schluss einfach einen Schalter umlegt.

Aber es sind nicht nur die mangelnden Entwicklungen, die durch Rührseligkeit ausgeglichen werden sollen, die zum Ärgernis wird. Noch schlimmer ist, dass 10 Tage ohne Mama so gar nicht komisch ist. Da werden ohnehin schon schwache Witze wie der, den Namen Antoines durch irgendwelche Beleidigungen auszutauschen, ohne jegliche Scham wieder und wieder gebracht. Selbst solche normalerweise befreienden Aktionen, wenn zum Ende hin ganz obligatorisch alles zu Bruch geht, entfalten keine echte Wirkung. Daran kann auch Franck Dubosc (Liebe bringt alles ins Rollen) nichts mehr ändern, der zwar tapfer mitspielt und die diversen Demütigungen über sich ergehen lässt, aber ebenfalls an der Aufgabe scheitert, den veralteten, langweiligen Gags etwas zu entlocken, wofür es sich einzuschalten lohnte.

Credits

OT: „10 jours sans maman“
Land: Frankreich
Jahr: 2020
Regie: Ludovic Bernard
Drehbuch: Ludovic Bernard, Mathieu Oullion
Musik: Harry Allouche
Kamera: Vincent Richard
Besetzung: Franck Dubosc, Aure Atika, Alice David, Alexis Michalik, Swann Joulin, Violette Guillon, Ilan Debrabant, Evan Paturel, Karina Marimon

Bilder

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In „10 Tage ohne Mama“ muss ein vierfacher Familienvater erkennen, dass das bisschen Hausarbeit und Erziehung irgendwie doch richtig viel wird. Die Aussage an sich ist sympathisch, der Film selbst ist dennoch kaum empfehlenswert. Es scheitert bei der Komödie sowohl an der Ausarbeitung des Sinneswandels wie auch an Witzen, die man tatsächlich als solche bezeichnen kann.
3
von 10