Rave On
© 2025 Telos Pictures

Rave On

Rave On
„Rave On“ // Deutschland-Start: 31. Juli 2025 (Kino)

Inhalt / Kritik

Kosmo (Aaron Altaras) hatte immer den Traum, als DJ groß rauszukommen. Doch daraus wurde nichts, seine Karriere kam einfach nicht in die Gänge. Ein desaströser Abend bedeutete das Ende seiner Laufbahn. Dennoch, so ganz konnte er nie davon lassen, ein Teil von ihm hält noch immer an diesem Traum fest. Als er erfährt, dass die Rave-Legende Troy Porter (Hieroglyphic Being) in einem Club auflegen wird, sieht er seine Chance gekommen, es vielleicht doch allen zu zeigen. Eine eigene Schallplatte mit seinem Track soll sein Vorbild davon überzeugen, ihm diese Chance zu geben. Doch das ist alles nicht so einfach wie gedacht, der Kampf durch den Club wird zu einer Odyssee, nach der vieles nicht mehr das ist, wonach es aussieht …

Rauschhafte Odyssee durch die Nacht

Wenn Nikias Chryssos einen Film dreht, weiß man schon im Vorfeld: Das wird jetzt ein wenig anders. Bekannt wurde er durch das schräge Kammerspiel Der Bunker (2015) über eine Familie, die in einer völlig eigenen Welt lebt, und einen Privatlehrer, der darin hineingezogen wird. 2021 folgte das Drama A Pure Place über zwei Geschwister, die auf einer Insel Teil einer bizarren Sekte sind. Selbst sein ein Jahr später veröffentlichtes Tatort: Leben Tod Ekstase hat nicht viel mit dem gemeinsam, was man von dem Krimidauerbrenner kennt, wenn die Schuldsuche in einem Drogenrausch endet. Mit Rave On folgt nun ein Film, der dieses Rauschhafte fortsetzt, in gewisser die logische Fortsetzung darstellt. Und doch geht das Musikdrama einen etwas anderen Weg, was nicht zuletzt der Einfluss von Viktor Jakovleski ist – Co-Regisseur und Co-Autor des Films –, dessen Krankenhausserie KRANK Berlin für Furore sorgte.

Tatsächlich war es Jakovleski, der die Idee für dieses Projekt hatte. Inspiriert von seinen eigenen Rave-Erfahrungen in den unterschiedlichsten Clubs wollte er einen Film auf die Beine stellen, der dieses Gefühl ausdrückte. Rave On sollte man prinzipiell auch als ein Werk betrachten, das einen solchen Trip erlebbar möchte, von den ersten Schritten bis zu den surrealen Abgründen, in die das Publikum gerissen wird, auch unter dem Einfluss von Drogen. Die Geschichte wird dann zur Nebensache, die Erfahrung als solche rückt in den Vordergrund. Wo bei den obigen Filmen von Chryssos durchaus noch gesellschaftliche Aspekte eingebaut wurden, über die man diskutieren konnte, verlassen einen hier mit dem Ritt durch die Nacht die Worte.

Ganz eigene Seh- und Sinneserfahrung

Das heißt aber nicht, dass die beiden Männer nichts zu sagen hätten. So wird zwischendurch beispielsweise die spannende Frage diskutiert, wem Kunst eigentlich gehört. Habe ich die Deutungshoheit über meine Werke? Darf ich bestimmen, wie diese aufgenommen werden sollen? Künstler und Künstlerinnen werden zu einer Art Medium, bringen etwas in diese Welt, das andere aufgreifen und sich zu eigen machen. Außerdem ist Rave On nicht einfach ein Film über eine Technonacht, sondern einen Menschen, der in eine Sinnkrise gefallen ist und nun nach einem Weg suchen muss, mit dieser fertigzuwerden. Sollte er weiterhin dem Traum folgen, auch auf die Gefahr hin, dass er immer unglücklicher wird? Sollte er die Reißleine ziehen? Und wann ist man an diesem Punkt angekommen, an dem man umkehren sollte?

So fremdartig die Ereignisse in diesem Rausch auch werden, es liegt doch etwas zutiefst Menschliches darin. Die Sehnsucht nach Selbstverwirklichung und Anerkennung, die Frage, was man in dieser Welt erreichen kann und darf, das sind so existenzielle Themen, dass es nicht schwierig ist, sich selbst irgendwo im Dunstnebel zu erkennen. Die Jagd auf die Schallplatte führt zu einer Auflösung, aber eben auch einer Chance, noch einmal neu anzufangen, einen neuen Blick zu gewinnen. Dennoch, Rave On ist in erster Linie ein Erlebnis, weniger rationale Auseinandersetzung. Es ist ein lohnenswertes Erlebnis, vor allem, wenn man das Glück hat, den Film im Kino zu sehen. Das Musikdrama, das auf dem Filmfest München Premiere hatte, ist neben Sirât das zweite starke Werk, das im Umfeld eines Raves wird und zu einer ganz eigenen Seh- und Sinneserfahrung wird.



(Anzeige)

Rave On
fazit
„Rave On“ folgt einem gescheiterten DJ durch einen nächtlichen Trip auf der Suche nach einer letzten Chance. Der Film spricht interessante Themen an, ist in erster Linie aber eine faszinierende Sinneserfahrung, in der Grenzen verschwimmen und eine Selbstauflösung der Beginn von etwas Neuem wird.
Leserwertung0 Bewertungen
0
8
von 10