Polizeiruf 110: Widerfahrnis TV Fernsehen Das Erste ARD Streamen online Mediathek Video on Demand DVD kaufen
© MDR/filmpool fiction/Stefan Erhard

Polizeiruf 110: Widerfahrnis

Polizeiruf 110 Logo
„Polizeiruf 110: Widerfahrnis“ // Deutschland-Start: 4. Mai 2025 (Das Erste)

Inhalt / Kritik

Eigentlich ist ein Verkehrsunfall für Hauptkommissarin Doreen Brasch (Claudia Michelsen) kein Fall, mit dem sie sich beschäftigen sollte. Dafür sind andere Dezernate da. Und doch lässt sie die Geschichte um die Frau (Mareike Sedl), die von einem Auto erfasst wurde, nicht mehr los. Schwerverletzt hat diese überlebt, hat dabei aber ihr Gedächtnis verloren. Nach einigen Ermittlungen stellt die Polizei fest, dass es sich bei der Frau um eine Sarah handelt. Wirklich mehr als das weiß aber auch deren Mitbewohnerin Berna (Rona Özkan) nicht. Klar ist nur, dass Sarah etwas vorhatte, als sie sich abends auf den Weg machte. Aber was? Und weshalb war sie kurz vorher nach Magdeburg gekommen? Für Brasch bedeutet das, dass sie tief in die Vergangenheit der Unbekannten eintauchen muss, um eine Antwort zu erhalten …

Besser spät als nie

Dass der Polizeiruf 110 gegenüber dem Tatort nur die zweite Geige spielt, ist nicht wirklich ein Geheimnis. Im Vergleich zum Platzhirsch ist die Frequenz bei der zweiten sonntäglichen ARD-Krimireihe doch deutlich geringer. Dieses Mal war die Wartezeit aber besonders lang: Zuletzt gab es Ende Dezember Jenseits des Rechts zu sehen, bei dem es die Polizei mit dem Bereich der Amateurpornografie zu tun bekommt. Erst vier Monate später gibt es mit Widerfahrnis nun einen weiteren Film der Reihe. Wobei die lange Wartezeit nicht allein auf mangelndes Interesse zurückzuführen ist. Eigentlich hätte das Werk bereits im Februar ausgestrahlt werden sollen. Da lag es aber noch zu nah an dem tödlichen Attentat, das am Weihnachtsmarkt in Magdeburg begangen wurde – also der Stadt, in der auch der Film spielt.

Dass Polizeiruf 110: Widerfahrnis doch noch ausgestrahlt wird, ist dabei zu begrüßen. Nicht nur, dass die Geschichte dann doch eine ganz andere ist, das hier nichts mit einem Terroranschlag zu tun hat. Der 417. Teil des Dauerbrenners ist der beste seit langer Zeit und auch den meisten Produktionen der Schwesternreihe in den vergangenen Monaten überlegen. Wobei der Film nicht dem üblichen Krimischema folgt. Zwar wird auch hier am Anfang eine vermeintliche Leiche gefunden, bevor es an die Ermittlungen geht. Doch die Tote stellt sich als lebendig heraus. Außerdem ist zunächst nicht sicher, ob das überhaupt ein Verbrechen ist, welches über Fahrerflucht hinausgeht. Im Gegensatz zu den meisten Genrevertretern wird hier zudem recht früh verraten, wer denn die schuldige Person ist. Für Krimifans könnte das zu wenig Rätselstoff sein.

Mehr Drama als Krimi

Das erinnert ein wenig an Tatort: Der Mörder in mir vor zweieinhalb Jahren. Auch dort ging es um einen Unfall mit Fahrerflucht. Während jener Film sich aber primär damit befasste, wie es im Anschluss weiterging und der bislang unbescholtene Todesfahrer mit der Situation umgeht, da wird in Polizeiruf 110: Widerfahrnis durchaus die Vergangenheit untersucht. Schließlich ist der Fall komplexer. Was wie ein simpler Unfall aussieht, hat eine lange Vorgeschichte, die erst nach und nach enthüllt wird. So erfahren wir mehr über das Opfer, die schuldige Person, aber auch, in welchem Zusammenhang das alles steht. Zu diesem Zweck wird regelmäßig durch die Zeit gesprungen und in Flashbacks enthüllt, was sich vor dieser verhängnisvollen Nacht alles zugetragen hat.

Je mehr wir über diese Geschichte erfahren, umso trauriger wird sie. Tatsächlich kann man sich sogar darüber streiten, ob das hier überhaupt noch ein Krimi ist oder nicht doch eher ein Drama. Von Anfang an sticht der Film durch seine melancholische Atmosphäre hervor, die sich mit der Zeit nur noch mehr intensiviert. Und als wäre das Ganze nicht auch so schon tragisch genug, handelt es sich hierbei um den letzten Auftritt von Pablo Grant als Kriminaloberkommissar Günther Márquez, der mehrere Jahre zu dem Ensemble des Magdeburger Teams gehörte und nur kurze Zeit nach Ende der Dreharbeiten mit gerade einmal 26 Jahren verstorben ist. Auf den Inhalt von Polizeiruf 110: Widerfahrnis hat dies zwar keinen Einfluss. Aber es passt doch zu einem Krimi, der von traurigen Verlusten handelt und wie uns diese ein Leben lang verfolgen können.

Credits

OT: „Polizeiruf 110: Widerfahrnis“
Land: Deutschland
Jahr: 2024
Regie: Umut Dag
Drehbuch: Lucas Thiem, Zora Holtfreter
Musik: Iva Zabkar
Kamera: Moritz Anton
Besetzung: Claudia Michelsen, Felix Vörtler, Mareike Sedl, Stephan Kampwirth, Rona Özkan, Iza Kala, Martina Ebm

Bilder

Kaufen / Streamen

Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision, ohne dass für euch Mehrkosten entstehen. Auf diese Weise könnt ihr unsere Seite unterstützen.




(Anzeige)

Polizeiruf 110: Widerfahrnis
fazit
„Polizeiruf 110: Widerfahrnis“ beginnt mit einem beinahe tödlichen Unfall mit Fahrerflucht, an dem dann doch mehr dran ist als gedacht. Der Film folgt nicht dem üblichen Krimischema, ist tatsächlich sogar eher Drama als Krimi. Sehenswert ist es dennoch, wie die Geschichte immer tragischer wird und davon handelt, wie wir zu Gefangenen unserer Trauer werden.
Leserwertung118 Bewertungen
4.4
7
von 10