
Adolfo war ein Meister darin, fremde Welten zu erschaffen und in seinen Geschichten zu beschreiben. Seine Tochter Dalia hat die Liebe zum Fantastischen geerbt, nicht jedoch sein Talent. Zumindest ist sie selbst dieser Ansicht, im Gegensatz zu ihrer Mutter, die sie dazu ermuntert, eigene Werke zu verfassen. Und die muss es wissen, war sie doch die Herausgeberin des verstorbenen Autors. Bald hat Dalia die Gelegenheit dazu, diese Vermutung auf die Probe zu stellen, als sie plötzlich in eine unvollendete Geschichte ihres Vaters gezogen wird. Ihre einzige Möglichkeit, wieder heil herauszukommen: Sie muss selbst ein Ende erfinden. Einfach ist das nicht. Glücklicherweise erhält sie aber Unterstützung durch eine Figur, die ihr seltsam vertraut ist …
Auf der Suche nach einer eigenen Geschichte
Es ist ein Motiv, das sich immer wieder in Filmen finden, besonders solchen, die für ein junges Publikum gedacht sind: Die Hauptfigur wird auf magische Weise in eine Geschichte hineingezogen. Das vermutlich bekannteste Beispiel dürfte Die unendliche Geschichte sein, wo das Schicksal eines einsamen Jungen mit dem eines Reiches verschmilzt, von dem er liest. Ein neueres Werk ist das französische Animationsabenteuer Sirocco und das Königreich der Winde, in dem zwei Schwestern in einem Kinderbuch landen, welches von einer Freundin ihrer Mutter geschrieben wurde. In eine ähnliche Richtung geht nun auch Dalia and the Red Book, ein weiterer Animationsfilm, dieses Mal handelt es sich um eine argentinisch-peruanische Coproduktion.
Wie so oft ist dieses Abenteuer aber auch mit diversen Erkenntnissen verbunden, einer inneren Reise, aus der die jungen Figuren gestärkt hervorgehen. Genauer erzählt Regisseur und Drehbuchautor David Bisbano (Rodencia und der Zahn der Prinzessin) von einem Mädchen, das sich selbst finden muss. Dies geschieht über das Symbol der selbst verfassten Geschichte, vor der sich die Protagonistin immer gedrückt hat. Der Titelheldin von Dalia and the Red Book fehlt es an dem Selbstvertrauen, das es braucht, um sich wirklich ausdrücken zu können. So wird die fantastische Welt, durch die sie stolpert, zu einem Hintergrund. Das Ziel, wieder einen Weg aus dieser zu finden, geht mit dem einher, sich selbst zu behaupten, eine innere Stimme zu finden und gleichzeitig eine Verbindung zu ihrem toten Vater aufzubauen.
Coming of Age trifft Fantasyabenteuer
Originell ist die Geschichte nicht wirklich, da darf einem doch einiges bekannt vorkommen. Aber diese Mischung aus irdischem Coming-of-Age-Drama und einem fantastischen Abenteuer ist in sich stimmig. Sie findet mit dem leeren Blatt ein schönes Symbol für die Selbstsuche, die gerade in jungen Jahren eine größere Rolle spielt. Dalia weiß nicht, wer sie ist und wer sie sein möchte. Indem sie in Dalia and the Red Book die Geschichte selbst in die Hand nimmt, wird das zu einem wichtigen Schritt hin zur Selbstbehauptung. Und eben auch zum langsamen Erwachsenwerden. Wobei diese Nachdenklichkeit auch immer mal wieder in den Hintergrund rückt, wenn es doch actionreicher wird und das Mädchen und sein Begleiter Gefahren überwinden müssen.
Das ist auch visuell gefällig. Natürlich darf man nicht die Erwartung haben, dass das hier auf dem Niveau der großen US-Produktionen ist. Das gibt das Budget der südamerikanischen Produktion einfach nicht her. Die Designs der Figuren sind aber teilweise gut gelungen, und auch die Settings können sich sehen lassen, streckenweise hat der Beitrag vom Internationalen Trickfilm-Festival Stuttgart 2025 eine schön surreale Atmosphäre. In der Hinsicht wäre sicher noch mehr möglich gewesen, da wollte man aber wohl der jungen Zielgruppe nicht zu viel zumuten. Doch selbst in dieser Fassung ist Dalia and the Red Book ein ganz stimmungsvoller Animationsfilm geworden, der seine Fans finden dürfte – kleine wie große.
OT: „Dalia Y El Libro Rojo“
Land: Argentinien, Peru
Jahr: 2024
Regie: David Bisbano
Drehbuch: David Bisbano
Musik: Francisco Quesada, Panchi Quesada
Sitges 2024
Internationales Trickfilm Festival Stuttgart 2025
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