Stormkaers Maja
Szenenbild aus Tiina Lymis Romanadaption "Stormskärs Maja" (© Solar Films / Antti Rastivo / Therese Andersson)

Tiina Lymi [Interview]

Deutsche Version

Stormskärs Maja erzählt, basierend auf dem Romanklassiker von Anni Blomqvist, von der Jugendlichen Maja, die mit einem Fischer verheiratet wird und mit diesem auf eine abgelegene Insel zieht. Dort gründen sie eine Familie, kommen sich mit den Jahren auch näher, müssen zugleich aber Herausforderungen meistern. Anlässlich des Kinostarts am 3. April 2025 haben wir uns mit Regisseurin und Drehbuchautorin Tiina Lymi über das Drama unterhalten.

Wie sind Sie Teil dieses Projekts geworden?

Produzent Jukka Helle hatte schon lange geplant, dass Stormskärs Maja verfilmt werden sollte. Zuerst lehnte ich ab, aber nachdem ich die Bücher gelesen hatte, stellte ich fest, dass diese Buchreihe ein hervorragender Rahmen für ein Thema wäre, dessen Erforschung mir wichtig erschien.

Warum wollten Sie die Geschichte erzählen?

Die Geschichte handelt im Wesentlichen von Majas Leben. Das Besondere daran ist, dass es in diesem Film um Liebe in ihrer höchsten Form geht: Akzeptanz. Wenn ein Mensch so akzeptiert wird, wie er ist, ermöglicht ihm das, sein volles Potenzial zu entfalten. Es verleiht Widerstandsfähigkeit, die weder erzwungen noch gewalttätig ist. Solche Liebe trägt einen, selbst über die letzte Grenze, den Tod, hinweg.

Die Geschichte spielt im 19. Jahrhundert. Warum ist sie für das heutige Publikum noch immer relevant?

Wir leben in einer unruhigen und bedrohlichen Welt. Sie ist beängstigend, und die Zukunft ist in vielerlei Hinsicht ungewiss. Regeln und Demokratie, die uns selbstverständlich sind, werden in Frage gestellt – und damit auch viele Werte, an die wir in der demokratischen Welt gewöhnt sind. Auch die Gleichberechtigung der Geschlechter ist bedroht. Der Film erzählt er eine Geschichte von Liebe, Akzeptanz und Gleichberechtigung. Von einer starken und unabhängigen Frau.

Der Film basiert auf einer Buchreihe. Wie schwierig war es für Sie, die Geschichte zu verdichten?

Es hat viel Zeit in Anspruch genommen, viele Jahre. Viel länger, als man normalerweise braucht, um ein Drehbuch zu schreiben. Für mich wurde es einfacher, als ich beschloss, das Drehbuch zu schreiben, ohne die ursprüngliche Buchreihe vollständig zu respektieren, da das die Kreativität eingeschränkt hätte. Natürlich wollte ich die Essenz von Anni Blomqvists Stormskärs Maja finden, aber auch meine eigene Interpretation des Buches und einen Film basierend auf meinen eigenen Ideen schaffen.

Was waren neben der Länge des Ausgangsmaterials die größten Herausforderungen bei der Adaption der Bücher?

Die Entscheidungen: Was lasse ich weg, was darf ich außerhalb der Buchreihe in die Geschichte einbringen? Ich wollte zum Beispiel einen Hauch Feminismus in den Film bringen, und das musste ich außerhalb der Originalgeschichte einbringen. Um nur ein Beispiel zu nennen: Ich war mir sicher, dass Maja dramaturgisch allein auf der Insel bleiben musste. Ich hielt das für Majas Entwicklung und ihr Heranreifen zu einer starken Frau für unerlässlich. In der Buchreihe lebt Maja während des Krieges bei ihren Eltern, aber ich wollte sie stärker herausfordern und dem Publikum zeigen, wie sie ihren eigenen Weg geht und sich selbst verteidigt und überlebt. Sie weigert sich zu hassen und gewinnt den Respekt ihres Feindes, ja sogar seine Freundschaft. Deshalb wollte ich, dass sie allein mit den Kindern zurechtkommt und Stärke zeigt, wenn sie mit Soldaten auf der Insel leben muss.

Worauf haben Sie beim Casting der Titelfigur geachtet?

Persönlichkeit. Stärke gepaart mit Sensibilität. Und einer Prise Verrücktheit.

Maja muss im Laufe der Jahre viele Härten ertragen. Was gibt ihr Kraft?

Die Liebe und Anerkennung, die sie von ihrem Mann erfuhr, und das Privileg, sie selbst sein zu können, ohne dass jemand über sie herrschte. Jeder sollte diese Liebe erfahren, die Maja und ihr Mann Janne empfanden. Wir alle sollten danach streben, sie unseren Partnern und unseren Lieben zu schenken.

Das Setting der abgelegenen Insel ist so etwas wie ein Charakter. Was waren Ihre Erfahrungen beim Dreh?

Ich habe viel gelernt und neue Erkenntnisse gewonnen. Es war, als würde man mit höheren Mächten arbeiten, mit einem Gott. Die Natur gibt und nimmt. Man muss sich den Naturgewalten im kargen Archipel anpassen. Jeder Tag ist anders, und Natur und Wetter können sich schnell ändern. Und dann bekommt man oft etwas Besseres als erwartet, wenn man in der wilden Natur filmt. Man muss einfach offen für Überraschungen sein und dankbar für das, was die Natur einem schenkt. Zum Beispiel kann sich das Licht stündlich ändern, und man muss beim Filmen einfach damit umgehen.

Was sind Ihre nächsten Projekte?

Meine neueste TV-Serie Queen of fucking everything war in Finnland ein großer Erfolg und feiert im Mai in ganz Europa, auch in Deutschland, Premiere. Momentan arbeite ich an einigen Drehbüchern, die ich in den nächsten Jahren drehen möchte. Also viel Arbeit, aber ich liebe es!

Vielen Dank für das Interview!

English version

Based on the classic novel by Anni Blomqvist, Stormskärs Maja tells the story of a young woman named Maja, who marries a fisherman and moves with him to a remote island. There, they start a family, grow closer over the years, but also face challenges. We spoke with director and screenwriter Tiina Lymi about the drama.

How did you become part of this project?

Producer Jukka Helle had planned for a long time that there should be a movie of Stormskärs Maja. At fist I said no, but after having read the books, I found out, that this book series would be an excellent frame for a subject that felt important to explore to me.

Why did you want to tell the story?

The story is basically about Maja’s life. What makes it special, is the fact that it this movie is about love in its highest form: acceptance. When a person is accepted as who she is, it makes it possible for her to reach her full potential. It gives resilience that is not forced or violent. Love like that carries one, even across the last border, death.

The story takes place in the 19th century. Why is it still relevant for today’s audience?

We live in a troubled and threatening world. It´s scary and the future is uncertain in many ways. Rules and democracy that are obvious to us are being questioned, and along with it many values that we in the democratic world are used to. Gender equality is also under threat. Now, if ever this movie is accrued: it tells a story of love, acceptance and equality. About the strong and independent woman.

The film is based on a book series. How difficult was it for you to condense the story?

It took a lot of time, many years. Much longer than it usually takes to write a script. For me it got easier when I decided to write the script without fully respecting the original book series in a way that limits creativity. I obviously wanted to find the essence of Anni Blomqvist’s Stormskärs Maja, but also to make my own interpretation of the book and a film based on my own ideas.

In addition to the length of the source material what were the biggest challenges adapting the books?

The decisions to: what to leave out, what am I allowed to bring to the story outside the book series. I, for example, wanted to bring a slight touch of feminism into the movie and that I had to bring in outside the original story. Just to give an example, I was certain that I needed dramaturgically Maja to stay alone at the island. I thought that was essential for Maja’s development and maturing into a strong woman. In the book series, Maja lives with her parents during the war, but I wanted to give her more challenge and make the audience see her operating in her own way and fend and survive herself. She refuses to hate and gains the respect of enemy, even his friendship. Thats why I wanted her to manage on her own with the children and show strength when she had to live with soldiers on the island.

While casting the title character what were you looking for?

Personality. Strength together with sensitivity. And a hint of craziness.

Maja has to endure lots of hardships over the years. What keeps her going?

The love and acceptance she got from her husband and a privilege to be able to be herself without anyone ruling over her. Everyone should experience that kind of love that Maja and her husband Janne had. We should all aim to offer it to our partners and our dear people.

The setting of the remote island is something like a character. What were your experiences while shooting the film?

It taught me a lot and gave me new insights. It was like working with greater powers, like a God. Nature gives and takes. You have to adapt to the forces of nature in the barren archipelago. Every day is different, and nature and weather can change quickly. And then again, very often you get something better than what you asked for men you are filming in the wild nature. You just must be open to surprises and grateful for what the nature gives. For example, the light can change from hour to hour, and you just must handle it when filming.

What are your next projects?

My latest TV-series Queen of fucking everything has been a huge success in Finland and will have TV-premier around Europe in May, also in Germany. Now I’m working on few scripts that I’m aiming to shoot in upcoming years. So, lots of work, but I love it!

Thank you for the interview!



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