Wenn ein Videospiel erfolgreich ist, bietet es sich fast immer an, einen Nachfolger zu programmieren. Und Super Mario Bros. war erfolgreich, gilt als eines der einflussreichsten Games aller Zeiten. Grundsätzlich dauerte es auch nicht lange, bis der obligatorische zweite Teil draußen war. Nach rund 9 Monaten war es so weit, im Juni 1986 wurde es in Japan veröffentlicht. Allerdings war man bei Nintendo nicht davon überzeugt, dass das Spiel für den westlichen Markt geeignet ist. Erst 1993 erschien es dort im Rahmen der Remakes-Collection Super Mario All-Stars. Dafür gab es 1988 bereits ein ausschließlich für den Westen designtes Super Mario Bros. 2, wobei man sich bis heute darüber streitet, ob es sich um ein „echtes“ Mario-Spiel handelt. Schließlich basiert es auf dem hierzulande nie veröffentlichten Yume Kōjō: Doki Doki Panic, das ursprünglich gar nichts mit Mario zu tun hat und und in das nachträglich die bekannten Figuren eingefügt wurde.
Völlig neue Wege
Dass sich das hier ganz anders spielt, wusste man natürlich schon in den 1980ern. Aber das galt ja auch für Zelda II: The Adventure of Link und Castlevania II: Simon’s Quest, zwei weitere Fortsetzungen zu der Zeit, die das Spielprinzip des erfolgreichen Erstlings stark abwandelten. Dadurch fiel das weniger auf. Eine der Änderungen, die einem bei Super Mario Bros. 2 sofort ins Auge fallen: Die Gegner werden nicht mehr besiegt, indem man auf sie springt. Das macht denen wenig aus. Man kann sie aber aufheben und als Wurfgeschoss nutzen, um so andere Gegner auszuschalten. Überhaupt wird viel geworfen. Beispielsweise findet man regelmäßig Wurzelgemüse, das man aus dem Boden ziehen und anschließend wegschleudern kann. Alternativ können dabei auch Gegenstände auftauchen, die teils bekannt sind, teils völlig neu. Zu Letzteren gehören geheimnisvolle Phiolen, die einen in eine Art Nacht-Variante des Levels befördern, wo Goldmünzen und Pilze entdeckt werden können.
Insgesamt ist der der Forscheranteil im Vergleich zum ersten Teil deutlich angestiegen. Natürlich gab es bei diesem schon versteckte Abkürzungen. Bei Super Mario Bros. 2 können Level aber zu richtigen Labyrinthen werden, bei denen Schlüssel und Ausgänge gesucht werden müssen. Der Kampf gegen die Monster wird da zuweilen zur Nebensache. Wichtiger ist es, überhaupt den Weg zu finden. Dann und wann muss man sogar überlegen, wie es weitergeht. Aus dem reinen Jump’n’Run wird auf diese Weise ein Action-Adventure, bei dem es manchmal auch mehrere Pfade gibt, die ans Ziel führen. Die können mal im Boden zu suchen sein, wenn man sich nach unten gräbt. Andere Male geht es hoch hinaus, sei es durch eine Bohnenranke oder einen fliegenden Teppich.
Spaßig, aber arm an Abwechslung
Damit einher gehen verschiedene Arten von Leveln. Anfangs sieht das abwechslungsreich aus. Später kommt es dann aber doch zu Wiederholungen, die Gras-, Wüsten- und Eislevel werden zu wenig variiert. Schlimmer aber ist, dass man auch beim Endgegner ein Déjà-vu nach dem anderen hat. Die meisten Level enden damit, dass man gegen Birdo kämpft, ein Schleife tragender Quasi-Dinosaurier in Pink, der Eier spuckt. Auch wenn die Figur ein bisschen überrepräsentiert ist, wurde sie anschließend zu einem Charakter, der immer wieder in Mario-Spielen auftauchte. Und auch andere Neuzugänge in Super Mario Bros. 2 gehören inzwischen fest zum Kanon: Pokey, Bob-omb und Shy Guy nahmen alle hier ihren Anfang, weshalb das Game durchaus eine größere Bedeutung innerhalb des Franchises hat.
Prinzipiell macht es auch nach wie vor Spaß mit dieser Mischung aus Entdeckerpassagen und klassischen Geschicklichkeitsmomenten. Dass man sich hier eine von vier Figuren aussuchen kann – Mario, Luigi, Prinzessin Peach und Toadstool –, die alle andere Eigenschaften haben, führt auch dazu, dass man Super Mario Bros. 2 auf sehr unterschiedliche Weisen spielen kann. Die mangelnde Abwechslung bei den Levels führt aber dazu, dass irgendwann doch die Luft raus ist, zumal das Spiel auch nicht wirklich schwierig ist. Insofern ist es schade, dass die hier eingeschlagene Richtung später nicht stärker wieder aufgegriffen wurde. Da wäre noch deutlich mehr drin gewesen.
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